FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - Vor dem Hintergrund zulegender Kurse positionieren sich Anleger in Aktien der Euroländer, der Schweiz und den USA. Kleine Werte der Industrienationen gehen raus. Auch DAX-ETFs überzeugen derzeit kaum.

8. Mai 2018. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Während der deutsche Aktienindex schrittweise verlorenen Boden wiedergutmacht - der DAX kletterte gestern mit Erreichen der Marke von 12.900 Punkten auf den höchsten Stand seit Februar - streichen ETF-Anleger lieber ihre Gewinne ein.

Händler melden unisono eine tendenzielle Abkehr von deutschen Bluechips (WKN 593395). "Sehr stark gefragt sind Euro Stoxx 50-Tracker (WKNs 935927, 798328) und Aktien mittelgroßer europäischer Unternehmen im Stoxx Europe Mid 200 (WKN 593399)", berichtet Oliver Kilian. Bei Anlegern kämen zudem MSCI Europe-ETFs (WKNs A2H567, A0JDGC) gut an. Insgesamt verbucht der Händler der UniCredit trotz verkürzter Woche ein ansehnliches Handelsaufkommen.

Schweizer Werte gesucht

Rick van Leeuwen erkennt ein klares Muster hin zu Indexfonds, die sich am marktbreiten MSCI World orientieren. "Gefragt sind Produkte verschiedener Emittenten (WKNs LYX0AG, DBX0DV)", informiert der Händler von IMC Markets, der von einer eher ruhigen Zeit im ETF-Handel spricht. Kleinere Unternehmen etwa im Dow Jones Stoxx Small 200 Index (WKNs A0D8QZ, A0RGCN) würden unterm Strich aus den Depots verkauft. Im Einklang mit dem gestrigen Auftrieb am Schweizer Aktienmarkt - der Swiss Market Index legte um 0,84 Prozent auf 8.978 Punkte zu - hätten Anleger verstärkt zu SMI-ETFs gegriffen. Ein steigender US-Dollar verbessere tendenziell die Aussichten für exportorientierte Unternehmen.

Kleine und mittelgroße Konzerne in der Gunst gefallen

Auch Kilian spricht von auffälligem Interesse an MSCI World-ETFs (WKNs A0RPWH, A1C5E7, A0HGV0). "Hier stehen Käufe klar im Vordergrund." Ebenso setzten Investoren in Summe auf S&P 500- (WKNs A0YEDG, A1JX53) und MSCI USA-Tracker (WKNs A2H57D, A1W5DE). Kleine US-Firmen, beispielsweise im S&P Small Cap 600 Index (WKN A0Q1YY), würden hingegen per Saldo abgestoßen. Das gelte auch für europäische Werte im Stoxx Europe Small 200 (WKN A0D8QZ) und MSCI EMU Small Cap Index (WKN A0X8SE).

Die Breite überzeugt

Euro Stoxx 50-ETFs (WKN ETF050) führen bei der Commerzbank die Bestenliste auf der Kaufseite an, gefolgt von MSCI World- (WKN DBX1MW) und S&P 500-Produkten (WKN LYX0FS). "Die rund 35.000 ETF-Transaktionen können sich angesichts des Feiertages durchaus sehen lassen", bemerkt Carsten Schröder. Über alle Anlageklassen hinweg dominierten mit 58 Prozent die Zuflüsse.

Aktien aufstrebender Länder lieber nicht

ETFs mit Schwellenländer-Aktien verlieren tendenziell Anhänger, wie Schröder anmerkt. In der Verkaufsstatistik belegten Tracker des MSCI Emerging Markets (WKNs LYX0BX, UB42AA) vordere Ränge.

Kilians Kunden verabschiedeten sich unterm Strich von Aktien asiatischer Länder etwa im MSCI EM Asia (WKN A2H58R9), MSCI Asia Pacific ex Japan Index (WKN LYX0AB) und MSCI Taiwan Index (WKN DBX1MT) in lokaler Währung.

Verlockende Energiepreise

Im viel beachteten Energiesektor dominiert laut Schröder Optimismus. Anleger setzten zum Beispiel auf S&P US Energy Select Sector-ETFs (WKN A14QB0), die vorrangig Unternehmen aus dem Energiesektor in den USA aus dem S&P 500 Index enthalten. "Die Ölpreise befinden sich nahe dem Hoch von 2006", begründet der Händler den Zuspruch. Von rege gehandelten Immobilien-Aktien (WKN A0HGV5) und dem Technologiesektor (WKN LYX0AW) trennten sich die Commerzbank-Kunden hingegen in Summe.

Renditebringer gefragt

Den Handel mit Festverzinslichem beschreibt der Kilian als bunt gemischt. Etwa gingen bei der UniCredit ETFs mit US-Treasuries häufig über den Tisch. "Anleger schichteten von Kurzläufern zwischen einem und drei Jahren (WKNs A2DN9Z, A0J202) auf Staatsanleihen mit mittlerer Laufzeit (WKN A0LGP4) um", schätzt der Händler.

Viel Aktivität auf der Abgabenseite gebe es für Staatsanleihen aus dem Euroraum, die im Deutsche Börse Eurogov Germany Index (WKN ETFL17) und eb.rexx Government Germany Index (WKN 628946) enthalten sind. Häufig gehandelte hochverzinsliche Unternehmensanleihen (WKNs A1C3NE, A1JKSU) seien hingegen gesucht.

Marktanteile der ETFs wachsen

Generell werden ETFs immer beliebter. Das lockt nach Ansicht von Morningstar zunehmend Anbieter in den Markt. Der dadurch entstehende größere Wettbewerb komme Anlegern durch niedrigere Preise zugute. "Hier funktionieren die marktwirtschaftlichen Prinzipien von Angebot und Nachfrage", beschreibt das Analysehaus in seinem Bericht für das erste Quartal. Der Anteil passiv verwalteter Produkte am gesamten europäischen Fondsmarkt sei in den ersten drei Monaten im Vorjahresvergleich von 15,3 auf 15,8 Prozent gestiegen. Mit eindrucksvollen 26,4 Prozent falle das organische Wachstum hin zu Aktien-ETFs besonders stark ins Gewicht.

von: Iris Merker

8. Mai 2018, © Deutsche Börse AG

(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)