Frankfurt (Reuters) - Starke Firmenbilanzen und die Hoffnung auf eine fortschreitende Konjunkturerholung treiben Europas Aktienmärkte weiter an.

Der Dax schloss am Donnerstag 0,3 Prozent höher mit 15.255 Punkten. Der EuroStoxx50 gewann 0,45 Prozent auf 3994 Zähler. Beflügelt vom Aus für den Berliner Mietendeckel legten vor allem deutsche Immobilienwerte zeitweise kräftig zu. An der Wall Street ging es ebenfalls bergauf.

Der Aufwärtstrend an den Börsen sei weiter intakt, kleinere Rücksetzer würden sofort zum Kauf genutzt, sagte Jochen Stanzl, Chef-Marktanalyst vom Handelshaus CMC Markets. "Kein Anleger ist wirklich bereit, in diesem Umfeld Aktien in großem Stil abzustoßen, weil sich damit gleichzeitig ein kaum lösbares Wiederanlageproblem ergäbe." Zur Fortsetzung der Rekordjagd benötigten die Märkte aber eine starke Bilanzsaison, betonte Analyst Milan Cutkovic vom Handelshaus Axi. In den USA punkteten die Großbanken bereits mit Milliardengewinnen. Bank of America etwa erzielte im ersten Quartal mit 7,6 Milliarden Dollar ein doppelt so hohes Plus wie ein Jahr zuvor.

DEUTSCHE WOHNEN AUF FÜNF-MONATS-HOCH

Bei Aktien deutscher Immobilienkonzerne griffen Anleger erleichtert zu, nachdem das Bundesverfassungsgericht den Berliner Mietendeckel gekippt hatte. Papiere von Deutsche Wohnen stiegen um bis zu 6,8 Prozent auf ein Fünf-Monats-Hoch von 46,46 Euro. Sie gingen noch 2,5 Prozent höher aus dem Handel. Die stark in Berlin engagierte Gruppe hatte ihre Gewinnprognose 2021 an das Aus geknüpft. Vonovia schlossen 0,7 Prozent fester. Adler Group büßten nach kräftigen Gewinnmitnahmen 2,2 Prozent ein.

Bei den deutschen Nebenwerten stachen Drägerwerk heraus. Die Aktien gewannen 10,6 Prozent. Der Medizintechnikkonzern hat im ersten Quartal seinen Umsatz gesteigert und einen operativen Gewinn in Höhe von 129 Millionen Euro ausgewiesen. Für das Gesamtjahr sei das Unternehmen zudem etwas zuversichtlicher als zuvor, sagte ein Händler.

TÜRKISCHE LIRA NACH ZENTRALBANK-ERKLÄRUNG UNTER DRUCK

Aktien von Publicis stiegen in Paris um 3,3 Prozent. Der Werbekonzern wies erstmals seit Beginn der Pandemie wieder ein organisches Wachstum aus. Die Erlöse im ersten Quartal zogen um 2,8 Prozent an. Analysten von Credit Suisse lobten die erneut besser als erwartet ausgefallenen Zahlen, vor allem das Wachstum in Nordamerika. Anziehende Metallpreise spielten den Bergbau-Konzernen in die Hände. In London kletterten Rio Tinto und BHP um bis zu 2,3 Prozent.

Am Devisenmarkt ging die türkische Lira auf Talfahrt. Nach dem vom türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan erzwungenen Wechsel an der Spitze der Zentralbank blieben die Zinsen vorerst zwar unverändert bei 19 Prozent. Die Notenbank strich aber eine Formulierung aus ihrem Begleittext, in dem sie zuletzt Entschlossenheit zur Fortsetzung einer straffen Geldpolitik bekundet hatte.