Frankfurt (Reuters) - Anleger sehen die Welt in rosaroten Farben. "Das laufende Jahr verspricht Besserung, auch wenn es zunächst darum geht, so manche Pandemie-Hürde zu überspringen", sagte Thomas Gitzel, Chef-Volkswirt der VP Bank.

Der Dax stieg am Donnerstag um 0,4 Prozent auf 13.988,70 Punkte und der EuroStoxx50 um 0,7 Prozent auf 3641,61 Zähler, obwohl die deutsche Wirtschaft wegen der Coronavirus-Krise 2020 um fünf Prozent schrumpfte. Das war der stärkste Einbruch seit der Finanzkrise 2009. "Eigentlich ein Katastrophenjahr, aber gemessen an den zwischenzeitlichen Befürchtungen könnte man sagen, dass wir noch glimpflich davon gekommen sind", sagte LBBW-Analyst Uwe Burkert. Zudem trauen Ökonomen der Wirtschaft 2021 dank Corona-Impfstoffen ein Wachstum von 3,5 Prozent oder mehr zu.

Ein weiterer Stimmungsaufheller seien die Pläne für zusätzliche Konjunkturhilfen in den USA, sagte Portfolio-Manager Thomas Altmann vom Vermögensberater QC Partners. "Im Raum steht ein Betrag von etwa zwei Billionen US-Dollar. Das wären noch einmal knapp zehn Prozent des US-Bruttoinlandsproduktes." Der künftige US-Präsident Joe Biden wollte im Tagesverlauf Details zum Hilfspaket nennen. Da die Eckpunkte aber bereits bekannt seien, seien keine zusätzlichen positiven Impulse zu erwarten, gaben die Experten der ING Bank zu Bedenken.

An der Wall Street erreichten der US-Standardwerteindex Dow Jones und der technologielastige Nasdaq mit 31.223,78 beziehungsweise 13.220,16 Stellen dennoch neue Rekordhochs.

BITCOIN EROBERT MARKE VON 40.000 DOLLAR ZURÜCK

Unterdessen beschleunigte Bitcoin den Erholungskurs. Die älteste und wichtigste Cyber-Devise stieg zeitweise um knapp acht Prozent auf 40.112 Dollar, nachdem sie in den vorangegangenen Tagen von einem Rekordhoch bei knapp 42.000 auf rund 30.000 zurückgefallen war. "Die Hausse geht in die nächste Runde", sagte Analyst Timo Emden von Emden Research. Nun rücke für Investoren die 50.000er Marke ins Visier.

Anders als am Aktienmarkt drückten die anhaltend hohen Infektionszahlen bei Rohöl-Anlegern auf die Stimmung. Ein drohender Nahfragerückgang wegen verschärfter Pandemie-Beschränkungen brockte der Sorte Brent aus der Nordsee ein Kursminus von 0,7 Prozent auf 55,68 Dollar je Barrel (159 Liter) ein. Die freiwillige zusätzliche Produktionskürzung Saudi-Arabiens verhindere aber einen größeren Preisrutsch, sagte Analyst Tamas Varga vom Brokerhaus PVM.

DÄMPFER FÜR ÜBERNAHMEFANTASIEN UM CARREFOUR

Bei den europäischen Aktienwerten gehörte Carrefour mit einem Kursminus von zwei Prozent zu den Verlierern. Die französische Regierung hatte sich zuvor gegen eine Übernahme der Supermarktkette durch den kanadischen Konkurrenten Alimentation Couche-Tard ausgesprochen. Dies verringere die Wahrscheinlichkeit einer Übernahme, zumal der strategische Sinn dieses Deal sich angesichts überschaubarer Einspar-Potenziale ohnehin nicht erschließe, kommentierte Analyst Ioannis Pontikis vom Research-Haus Morningstar. Couche-Tard-Papiere verbilligten sich in Toronto um gut ein Prozent.

In London stiegen die Titel der British Airways-Mutter IAG dagegen um sechs Prozent, nachdem Konkurrent Norwegian Air im Rahmen seiner Sanierung den Rückzug aus dem Langstreckengeschäft angekündigt hatte. "Das sind gute Nachrichten für IAG, die von den lukrativen Transatlantik-Routen abhängig ist", sagte Neil Wilson, Chef-Analyst des Online-Brokers Markets.com. Norwegian Air verloren in Oslo gut fünf Prozent.

Ein Rekordhoch von 161,61 Dollar erreichten die Aktien von Johnson & Johnson, nachdem ein Coronavirus-Impfstoff des Pharma- und Konsumgüterherstellers bei Tests gut abgeschnitten hatte. Das Mittel, das nur einmal verabreicht werden muss, ist den Angaben zufolge wirksam und wurde von den Testpersonen gut vertragen. Es könne im April in Europa verfügbar sein.