Frankfurt/New York (Reuters) - Aus Furcht vor einem Rückschlag für die Wirtschaft durch die grassierende Coronavirus-Pandemie ziehen sich Anleger aus den Aktienmärkten zurück.

Der Dax fiel am Mittwoch um 1,8 Prozent auf 13.620,46 Punkte und der EuroStoxx50 um 1,4 Prozent auf 3541,42 Zähler. An der Wall Street büßte der US-Standardwerteindex Dow Jones gut ein Prozent ein.

Die Probleme beim Impfstoff-Nachschub drängten die oft positiven Firmenbilanzen in den Hintergrund, sagte Anlagestratege Sebastien Galy von der Vermögensverwaltung der Nordea Bank. Außerdem sei kurzfristig eher mit einer weiteren Verschärfung der Beschränkungen statt mit einer Lockerung zu rechnen, gab Analyst David Madden vom Online-Broker CMC Markets zu bedenken. Vor diesem Hintergrund strich die Bundesregierung ihre Wachstumsprognosen für 2021 zusammen.

Dies setzte dem Euro zu. Er verbilligte sich zeitweise um knapp ein Prozent auf 1,2056 Dollar und steuerte auf den größten Tagesverlust seit zehn Monaten zu. Parallel dazu rutschte Bitcoin unter die psychologisch wichtige Marke von 30.000 Dollar. Anfang Januar hatte die älteste und wichtigste Cyber-Devise noch ein Rekordhoch von knapp 42.000 Dollar markiert. "Von der jüngsten euphorischen Stimmung ist nicht mehr viel zu sehen", sagte Analyst Timo Emden von Emden Research. Ein Grund für die Talfahrt sei eine mögliche strengere Regulierung von Kryptowährungen unter der neuen US-Finanzministerin Janet Yellen.

DAVID GEGEN GOLIATH - HEGDEFONDS UNTER DRUCK

Am Aktienmarkt sorgten auch erneut Kurskapriolen für Aufsehen - allen voran bei GameStop. Die Titel des Videospiele-Händlers verbuchten an der Wall Street wie in den vergangenen Tagen zeitweise dreistellige prozentuale Kursgewinne. Offenbar gehe der Kampf zwischen Kleinanlegern und großen Hedgefonds in die nächste Runde, sagte Neil Wilson, Chef-Analyst des Online-Brokers Markets.com. Erstere versuchten mit konzertierten Käufen, Letztere zur Auflösung von Wetten auf den Verfall bestimmter Aktien zu zwingen und ihnen Verluste einzubrocken. Ein Hedgefonds musste deswegen bereits mit Milliardensummen gestützt werden. "Alle Hedgefonds werden sich entsprechende Positionen genau anschauen und entscheiden, ob sie es wirklich wert sind", sagte Wilson weiter.

Neben GameStop machten Börsianer sogenannte Deckungskäufe auch für die Kurssprünge bei der deutschen Biotechfirma Evotec, dem britischen Fachverlag Pearson sowie den Kinoketten Cineworld und AMC verantwortlich. Die Papiere dieser Firmen stiegen um bis zu 255 Prozent.

ANLEGER WARTEN GESPANNT AUF POWELL-ÄUSSERUNGEN

Der Machtkampf zwischen Kleinanlegern und Hedgefonds könnte sogar die US-Notenbank auf den Plan rufen, warnte ein Börsianer. Sie könnte verbal intervenieren, um die Gefahr von Hegdefonds-Pleiten, die gesamtmarktrelevant werden könnten, zu verringern.

Obwohl die Fed an ihrer Geldpolitik wohl nicht rütteln werde, stehe ihr Chef Jerome Powell vor einer schwierigen Aufgabe, sagte Anlagestratege John Velis vom Vermögensberater BNY Mellon. Auch wenn er sich etwas optimistischer zu den Konjunkturaussichten äußern sollte, werde er sicher klar machen, dass eine Reduzierung der Wertpapierkäufe oder gar eine Zinserhöhung auf absehbare Zeit keine Themen seien.

Daneben warteten Börsianer gespannt auf die Geschäftszahlen des iPhone-Anbieters Apple. Sie rechneten mit ähnlich starken Ergebnissen wie beim Softwarehaus Microsoft. Apple-Aktien notierten ein halbes Prozent im Minus, während Microsoft-Titel um bis zu 3,5 Prozent auf ein Rekordhoch von 240,44 Dollar stiegen.