Frankfurt (Reuters) - Nach dem mauen Wochenauftakt halten sich Dax-Anleger weiter zurück.

Der deutsche Leitindex gab am Dienstag um 0,9 Prozent auf bis zu 23.965 Punkte nach; der EuroStoxx50 büßte ein halbes Prozent auf bis zu 5396 Zähler ein. Investoren warteten nervös auf Details der Handelsgespräche zwischen den USA und China und hofften auf Erleichterungen. Börsianer gingen aber nicht davon aus, dass die Zölle vollständig abgeschafft würden, konstatierte Jonas Goltermann, Ökonom bei Capital Economics.

US-Finanzminister Scott Bessent, US-Handelsminister Howard Lutnick und der US-Handelsbeauftragte Jamieson Greer sollten sich am Dienstag in London erneut mit ihren chinesischen Amtskollegen treffen, nachdem die Handelsgespräche am Montag aufgenommen worden waren. Die USA hatten erklärt, mit China eine grundsätzliche Übereinkunft zu Seltenen Erden erzielen zu wollen. US-Präsident Donald Trump sagte, er habe gute Nachrichten aus London erhalten. Wie es mit den Exportkontrollen weitergehe, werde man sehen. China hat sich nicht zu Einzelheiten oder dem Verlauf des Treffens geäußert.

In dieser Woche stehe alles unter dem Zeichen der Verhandlungen zwischen China und den USA im andauernden Handelsstreit, bestätigte auch Jochen Stanzl, Analyst beim Broker CMC Markets. Die Motivation für einen Deal sei auf beiden Seiten spürbar. "Ob man sich allerdings zeitnah auch auf die Details verständigen kann, ist offen."

Der Dollar-Index legte unterdessen um 0,4 Prozent auf 99,3920 Punkte zu. Trumps unberechenbare Handelspolitik und die Sorgen über die steigende US-Schuldenlast haben das Vertrauen der Anleger in US-Werte erschüttert und die US-Währung in diesem Jahr mehr als acht Prozent fallen lassen. Die Aussicht auf ein Handelsabkommen zwischen den USA und China ließ auch die Preise am Rohölmarkt steigen. Der Preis für Brent-Rohöl und für US-Leichtöl WTI zog jeweils um 0,6 Prozent auf 67,42 Dollar und 65,66 Dollar je Barrel an. Die Handelsgespräche haben Börsianern zufolge die Nachfrage-Sorgen gemildert.

RÜSTUNGSWERTE AUF TALFAHRT

Bei den Einzelwerten beschleunigten unterdessen Rüstungstitel ihre Talfahrt. "Eine doppelte Herabstufung der BofA von 'Buy' auf 'Underperform' bei Renk hat den Sektor nochmal unter Druck gebracht", sagte ein Händler. Die Aktien des Panzergetriebe-Herstellers Renk brachen in der Spitze um zehn Prozent ein. Anteilsscheine von Rheinmetall und Hensoldt gaben zeitweise jeweils mehr als fünf Prozent nach. In Stockholm büßte auch der schwedische Rüstungskonzern Saab mehr als fünf Prozent ein.

Im Blick hatten Anleger zudem Hersteller von Impfstoffen, nachdem US-Gesundheitsminister Robert F. Kennedy Jr. ein ganzes Gremium von Impfstoffexperten entlassen hatte. Die Aktien vom britischen Pharmakonzern GSK fielen um rund ein Prozent, Rivale Sanofi zeigte sich in Paris stabil, und Bavarian Nordic verteuerte sich um knapp zwei Prozent.

Bei Novo Nordisk stimmte die Aussicht auf Einflussnahme des aktivistischen Hedgefonds Parvus Asset Management Anleger optimistisch. Die Aktien des dänischen Pharmakonzerns stiegen um bis zu 3,5 Prozent, nachdem die "Financial Times" berichtet hatte, Parvus baue eine Beteiligung auf, um Einfluss auf die Ernennung des neuen CEO zu nehmen. Der Konzern teilte Reuters mit, er habe "nichts hinzuzufügen". Nach einem Rekordhoch vor einem Jahr hatten die Aktien wegen der zunehmenden Konkurrenz auf dem Markt für Abnehmmittel deutlich an Wert verloren, was im Mai zum Rücktritt des Firmenchefs Lars Fruergaard Jorgensen geführt hatte.

(Bericht von Stefanie Geiger, redigiert von Sabine Ehrhardt. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte)