Frankfurt (Reuters) - Anleger nutzen die jüngsten Kursrekorde zu Gewinnmitnahmen an Europas Aktienmärkten.

Der Dax schloss am Dienstag 1,6 Prozent im Minus bei 15.129,51 Punkten, nachdem er zum Wochenauftakt ein Rekordhoch von 15.201,84 Zählern markiert hatte. Der EuroStoxx50 büßte zwei Prozent auf 3940,04 Stellen und der US-Standardwerteindex Dow Jones ein Prozent auf 33.726,89 Punkte ein. Letzterer hatte seine bisherige Bestmarke am Freitag erreicht.

Die große Frage sei derzeit, ob die Firmengewinne die Erwartungen erfüllen können und die aktuellen Aktienbewertungen rechtfertigen, sagte Neil Wilson, Chef-Analyst des Online-Brokers Markets.com. Dank der erwarteten Erholung der Wirtschaft von den Coronavirus-Folgen, der aufgestauten Konsumnachfrage sowie billionenschwerer Hilfspakete von Notenbanken und Staaten sollten die Zahlen stark ausfallen. "Aber die Erwartungen sind bereits recht hoch."

Unterdessen stieg der Euro zeitweise auf ein Sieben-Wochen-Hoch von 1,2079 Dollar. Die Gemeinschaftswährung profitiere von Fortschritten bei den Corona-Massenimpfungen hierzulande und dem Bekenntnis der US-Notenbank zu einer längerfristig lockeren Geldpolitik, sagte Commerzbank-Analystin You-Na Park-Heger. Bei erneuten Zinserhöhungsspekulationen in den USA oder Rückschlägen bei der Pandemie-Bekämpfung in Europa könne sich das Blatt aber schnell wieder wenden.

MÖGLICHE STRENGERE REGULIERUNG BELASTET TABAK-WERTE

Am Aktienmarkt rückten die Tabak-Konzerne ins Rampenlicht. Einem Bericht des "Wall Street Journal" zufolge denkt die US-Regierung über eine Reduzierung des Nikotingehalts in Zigaretten und ein Verbot von Menthol-Zigaretten nach. Dies brockte dem "Gauloises"-Hersteller Imperial Brands und dem "Lucky Strike"-Anbieter British-American Tobacco (BAT) in London Kursverluste von jeweils etwa sieben Prozent ein. Die Kursreaktion sei überzogen, kommentierte Analyst Owen Bennett von der Investmentbank Jefferies. Derartige Maßnahmen würden seit Jahren diskutiert. Wissenschaftliche Beweise für ihre Wirksamkeit fehlten aber bislang.

An der Wall Street verloren die Titel des Tabak-Konzerns Altria fünf Prozent, nachdem sie am Montag als Reaktion auf den Zeitungsbericht bereits gut sechs Prozent eingebüßt hatten. Das Unternehmen wäre von den geplanten Beschränkungen am stärksten betroffen, weil es mehr als 85 Prozent seiner Umsätze und Betriebsgewinne mit Rauchwaren mache, rechnete Analystin Vivien Azer vom Vermögensverwalter Cowen vor.

In Zürich verbuchten die Aktien von AMS mit einem Minus von 13 Prozent den größten Tagesverlust des Jahres. Einem Magazinbericht zufolge verliert der österreichische Sensor-Hersteller massiv Aufträge seines wichtigsten Kunden Apple. Der Bericht scheine bereits seit längerem kursierende Gerüchte zu bestätigen, sagte Stephane Houri von der Bank Oddo BHF.

IBM ÜBERZEUGT MIT ZAHLEN - NETFLIX-BILANZ ERWARTET

Die Papiere von IBM verteuerten sich in den USA um 4,5 Prozent. Der IT-Konzern hatte ein Quartalsergebnis über Markterwartungen vorgelegt. Das Geschäft werde im zweiten Halbjahr 2021 und im kommenden Jahr weiter Fahrt aufnehmen, prognostizierten die Experten der Bank Credit Suisse. Sie blicken zudem optimistisch auf die geplante Aufspaltung des Konzerns, die ihrer Einschätzung zufolge die Aussicht auf nachhaltiges Umsatzwachstum verbessere.

Die Titel von Danone konnten von den leicht übertroffenen Umsatzerwartungen dagegen nicht profitieren und verloren in Paris 2,2 Prozent. Die Analysten des Vermögensverwalters Alliance Bernstein monierten, das Wachstum komme aus Ländern mit hohen Inflationsraten. Die dortigen Wechselkursschwankungen fräßen die höheren Gewinne oft auf.