FRANKFURT (awp international) - Hoffnungen auf Zinssenkungen in den USA und der Eurozone eventuell schon in einigen Monaten haben den Dax am Mittwoch über 16 100 Punkte getrieben. Der Leitindex erreichte ein neues Zwischenhoch seit Anfang August und stand am Nachmittag mit 1,05 Prozent im Plus auf 16 160,49 Punkte. Damit rückt auch wieder das Rekordhoch in Reichweite. Das hatte das deutsche Börsenbarometer Ende Juli bei etwas unter 16 530 Punkten erreicht. Seit dem Zwischentief im Oktober war der Dax rund vier Wochen lang nach oben gelaufen und hat sich nun wieder um rund 10 Prozent erholt.
Für den MDax der mittelgrossen Unternehmen ging es am Mittwochnachmittag um 1,11 Prozent auf 26 295,23 Zähler nach oben.
Auftrieb gaben am Morgen zunächst Aussagen von Christopher Waller, einem Direktoriumsmitglied der US-Notenbank Fed. Waller habe die Investoren in ihrem geldpolitischen Optimismus bestärkt, sagte Chef-Marktanalyst Jochen Stanzl von CMC Markets. Am Freitag werde zwar noch Fed-Präsident Jerome Powell sprechen, "aber nach Wallers Rede sehen sich die Anleger in ihrer Erwartung bestätigt, dass als nächster Schritt die Wende in der Geldpolitik eingeleitet wird". Für das kommende Jahr rechne der Markt jetzt mit vier kleinen Zinssenkungen durch die Fed.
In Deutschland schwächte sich Inflation im November ausserdem weiter ab, was am Markt mit Erleichterung aufgenommen wurde. Am Donnerstag stehen unter anderem dann noch die viel beachteten Daten aus den USA an. Dabei wird die Aufmerksamkeit vor allem dem von der Fed bevorzugten Inflationsindikator PCE gelten. In der Kernrate der privaten Konsumausgaben (PCE) werden die schwankungsfreudigen Preise für Lebensmittel und Energie ausgeschlossen.
Zinsoptimismus trieb vor allem den Immobiliensektor an. Vonovia gewannen im Dax 1,7 Prozent und LEG im MDax 1,9 Prozent. Aroundtown blieben indes nach Neunmonatszahlen mit minus 6,9 Prozent von der guten Stimmung weitgehend ausgeschlossen. Eine Erholung gab es dennoch, denn am Morgen noch war die Aktie um bis zu elf Prozent abgesackt. Der Gewerbeimmobilienspezialist steckt wegen des schwachen Umfelds unter dem Strich tief in den roten Zahlen.
Umstufungen bewegten einige Autowerte aus dem Dax. Die US-Bank JPMorgan äusserte sich vor allem zu VW vorsichtiger, während sie BMW positiver beurteilt. Die Internationalisierung des Automobilmarktes werde sich 2024 fortsetzen, betonte Analyst Jose Asumendi in seiner Sektorstudie. Neue Anbieter aus China und Nordamerika träten auf den Plan, gewännen Marktanteile und wirbelten den Markt durcheinander. Grosse etablierte Hersteller wie etwa Volkswagen verzeichneten in dieser Gemengelage seit einigen Jahren Marktanteilsverluste. BMW dagegen habe eine gut ausbalancierte Strategie zur Sicherung der Gewinne und Marktanteile.
Asumendi stufte daher die VW-Vorzugsaktie auf "Neutral" ab und senkte auch das Kursziel. Zugleich wurde das BMW-Papier auf "Overweight" hochgestuft und das Kursziel angehoben. BMW stiegen daraufhin um 3,0 Prozent. VW schüttelten zuletzt ihre frühen Verluste ab und stiegen um 1,0 Prozent.
Analyst Gustav Froberg von der Privatbank Berenberg empfiehlt nun die Aktie des Waferherstellers Siltronic zum Kauf, was dem Papier im SDax ein Plus von 8,8 Prozent bescherte. Nach sechs aufeinanderfolgenden Quartalen mit verlangsamtem Wachstum und einem von geringerer Profitabilität geprägten Jahr 2023 dürfte sich das Blatt wenden, erwartet er.
Borussia Dortmund gewannen als zweitstärkster Wert 7,6 Prozent. Der Bundesligaclub meisterte die schwerste Gruppe der Champions League mit Bravour und erreichte vorzeitig das Achtelfinale.
Der Euro gab nach und wurde am Nachmittag mit 1,0984 US-Dollar gehandelt. In der Nacht war er noch bis auf 1,1017 Dollar gestiegen und hatte den höchsten Stand seit August markiert. Die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs am Dienstag auf 1,0949 Dollar fest.
Am Rentenmarkt fiel die Umlaufrendite von 2,56 Prozent am Vortag auf 2,47 Prozent. Der Rentenindex Rex stieg um 0,37 Prozent auf 124,81 Punkte. Der Bund-Future gewann 0,54 Prozent auf 132,65 Punkte./ck/mis
--- Von Claudia Müller, dpa-AFX ---