FRANKFURT (awp international) - Der Dax hat seine Gewinne vom Wochenbeginn am Dienstag nahezu komplett abgegeben. Angesichts vieler Molltöne von Unternehmensseite lässt die von vielen Investoren erhoffte Jahresendrally auf sich warten.

Am Nachmittag lag der Dax 1,1 Prozent im Minus bei 19.233 Punkten. Am Montag hatte er sich einmal mehr an der Hürde von 19.500 Punkten festgelaufen. Der MDax sank ebenfalls 1,1 Prozent auf 26.689 Punkte. Der Eurozonen-Index EuroStoxx 50 gab über ein Prozent nach.

Das Handelsgeschehen bleibt von der Berichtssaison geprägt, auch wenn es abseits genügend politische Themen gibt. Am Dienstag folgten vor allem auf angepasste Prognosen einige heftige Kursreaktionen. Bayer fielen im Dax mit prozentual zweistelligem Kursrutsch auf, United Interet erwischte es im MDax und im Nebenwerteindex SDax gab es gleich mehrere Kandidaten.

Bayer landeten mit bis zu 14 Prozent Minus auf dem tiefsten Niveau seit 20 Jahren und kosteten den Dax über 20 Punkte. Die Leverkusener stapelten angesichts eines weiter trägen Agrargeschäfts für das Gesamtjahr tiefer. Analyst Richard Vosser von der Investmentbank JPMorgan sieht mehr als fünf Prozent Korrekturbedarf für den Ergebniskonsens - auch bereits für 2025. Die überraschende Vertragsverlängerung mit dem Finanzchef Wolfgang Nickl half den Aktien nicht.

United Internet fielen um bis zu 17 Prozent auf das Niveau vom Sommer vergangenen Jahres zurück. Deutlich höhere Ausgaben für den Aufbau des vierten Mobilfunknetzes in Deutschland belasten den operativen Gewinn. Die Aktien ihrer Töchter 1&1 und Ionos verloren im SDax etwas weniger deutlich.

Hier ragten Cancom , SAF-Holland und Verbio negativ heraus. Cancom landeten mit minus 16 Prozent auf einem Tief seit fast acht Jahren, bevor sie den Abschlag auf 9 Prozent eindämmten. Der IT-Dienstleister strich seine Jahresziele wegen neuer politischer Unsicherheiten vor allem in seinen Kernmärkten Deutschland und Österreich zusammen. Papiere des Branchenkollegen Bechtle hielten sich vergleichsweise gut. Sie hatten bereits im Oktober ihr Jahresziel kassiert und haben 2024 wie nun auch Cancom über ein Viertel an Wert eingebüsst.

Der Nutzfahrzeugzulieferer SAF-Holland kappte nach einem enttäuschenden dritten Quartal seine Umsatzerwartungen, der Biokraftstoffhersteller Verbio startete mit einem Verlust ins neue Geschäftsjahr. Verbio-Aktien sind so günstig, wie seit vier Jahren nicht mehr.

Deutliche Kursschwankungen gab es im Dax bei Infineon nach dem skeptischen Konzernausblick. Die Papiere des Chipkonzerns erholten sich nach ihrem schwachen Start vom Tagestief und kletterten zeitweise über 6 Prozent ins Plus. Damit scheint sich die Meinung durchzusetzen, dass man mit dem avisierten leichten Umsatzrückgang für 2025 ausreichend tief gestapelt hat.

Infineon an der Dax-Spitze konnten nur noch Rheinmetall mit einem frischen Rekord einigermassen folgen. Die Tagesgewinne von Siemens Energy schmolzen derweil komplett zusammen. Rheinmetall und Siemens Energy sind die Dax-Highflyer des laufenden Jahres. Siemens Energy haben sich als Profiteur der Energiewende mehr als verdreifacht, Rheinmetall im Zuge des Rüstungsbooms verdoppelt./ag/jha/

--- Von Alex Gibson, dpa-AFX ---