FRANKFURT (awp international) - Die Erholung des Dax von seinem schwachen Wochenauftakt steht am Dienstag auf wackligen Füssen. Am Nachmittag notierte der deutsche Leitindex mit plus 0,28 Prozent auf 13 977 Punkten, nachdem er zuvor noch klar über der runden 14 000er-Punkte-Marke gestanden hatte. Der MDax der mittelgrossen Börsentitel legte um 1,15 Prozent auf 29 861 Zähler zu. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 gewann 0,4 Prozent.

Laut den Charttechnik-Experten von Index Radar ändern auch kleinere positive Gegenbewegungen nichts daran, dass der Dax derzeit immer weniger nachgefragt wird. Trendwende-Versuche in den vergangenen Tagen seien gescheitert, wobei der umsatzstarke Wendebereich um 14 150 und 14 180 Punkten hier die entscheidende Rolle spiele. "Kurz vor der wichtigen US-Notenbanksitzung am Mittwoch will sich niemand voreilig positionieren", sagte zudem Marktexperte Andreas Lipkow von der Comdirect.

Es wird am Markt damit gerechnet, dass die Fed zur Wochenmitte den Leitzins diesmal gleich um 0,5 Prozentpunkte anheben wird. Wenn Anleger für weniger riskante Anlagen wieder Zinsen bekommen, schmälert dies tendenziell die Attraktivität der riskanteren Aktien. Am Vortag stieg die Rendite für zehnjährige US-Staatspapiere erstmals seit Dezember 2018 wieder über drei Prozent. Hierzulande kletterte die Rendite für zehnjährige Bundesanleihen am Morgen kurzzeitig über ein Prozent, so hoch wie zuletzt Mitte 2015.

Mit Blick auf die Einzelwerte prägen Quartalsberichte weiter das Bild. Am Vorabend enttäuschte der Chemiekonzern Covestro mit einer niedrigeren Gewinnerwartung für 2022. Die Aktien verloren als Dax-Schlusslicht sieben Prozent. Das Ausmass der Prognosesenkung verdeutliche die hohe Unsicherheit auf den globalen Märkten für chemische Grundstoffe, resümierte Analyst Chris Counihan von Jefferies.

Die Aktien der Deutschen Post drehten ins Minus mit zuletzt 0,5 Prozent. Die Quartalszahlen des Logistikers und die Bekräftigung der Konzernziele kamen zunächst gut an. Analyst Samuel Bland von JPMorgan verwies aber darauf, dass auch bei den Wettbewerbern DSV und Kühne & Nagel starke Resultate den Kursen nicht sonderlich geholfen hätten.

Papiere von Banken legten europaweit zu nach positiven Nachrichten der französischen BNP Paribas , die mit einem Gewinnsprung überraschte. Im Dax gewannen Deutsche Bank 3,3 Prozent.

Die Aktien von Dürr korrigierten ihren schwächeren Handelsstart schnell und gewannen zuletzt unter den Favoriten im MDax 4,3 Prozent. Die vom Anlagenbauer gesenkte Margenprognose belastete somit nicht. Der Markt habe dies wohl schon vorausgeahnt, schrieb dazu Analyst William Turner von Goldman Sachs.

Bei Adler Group liess die Anleger ein Kursgewinn von gut 20 Prozent den Kursabsturz am Vortag von knapp 30 Prozent zumindest teilweise wieder vergessen. Nachdem die Wirtschaftsprüfgesellschaft KPMG dem Immobilienkonzern das Testat für die Geschäftszahlen 2021 verweigert hatte, waren die Papiere zu Wochenbeginn eingebrochen. Am Dienstag war im Handel nun von spekulativen Käufen die Rede.

Der Euro kostete 1,0556 US-Dollar. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs am Montagnachmittag auf 1,0524 Dollar festgesetzt.

Der Rentenindex Rex fiel um 0,25 Prozent auf 135,63 Punkte. Die Umlaufrendite stieg im Gegenzug von 0,80 Prozent am Vortag auf 0,86 Prozent. Der Bund-Future gewann 0,29 Prozent auf 153,77 Punkte./ajx/jha/

--- Von Achim Jüngling, dpa-AFX ---