FRANKFURT (awp international) - Vor geldpolitischen Entscheidungen wichtiger Notenbanken haben die Anleger zum Wochenstart am deutschen Aktienmarkt kalte Füsse bekommen. Der Dax beendete den Handel am Montag mit einem Minus von 0,16 Prozent bei 15 126,08 Punkten, kurzzeitig war der Leitindex sogar unter die psychologisch wichtige Marke von 15 000 Zählern gefallen. Für den MDax der mittelgrossen Unternehmen ging es sogar um 0,71 Prozent auf 28 869,14 Punkte abwärts. Obendrauf kamen enttäuschende Konjunkturdaten.

Im Zuge von Rekordinflation und Energiekrise schrumpfte die deutsche Wirtschaft zum Ende des vergangenen Jahres und blieb damit hinter den Erwartungen zurück. "Das Rezessionsmonster ist noch nicht vom Tisch und wird gerade in dieser Zentralbankwoche wieder hochkochen", kommentierte Marktexperte Salah Bouhmidi vom Handelshaus IG Europe. "Nach der euphorischen Hoffnung im gesamten ersten Monat des Jahres könnten nun die Angst und die Unsicherheit die Aktienmärkte im Februar wieder abkühlen lassen."

In den nächsten Tagen stehen die Zinsentscheide der US-Notenbank Fed und der Europäischen Zentralbank (EZB) an. Aktuell wird am Markt fest mit einem weiteren Zinsschritt der EZB um 0,5 Prozentpunkte gerechnet. Die Fed dürfte ihr Zinserhöhungstempo dagegen voraussichtlich erneut drosseln und ihre Zinsen um 0,25 Punkte anheben. Die Aussicht auf weitere Zinserhöhungen belastete vorab besonders die als zinssensibel geltenden Technologie- und Immobilien-Aktien. Der Chipkonzern Infineon verlor gut 3 Prozent und die Wohnungsgesellschaft Vonovia büsste 1,9 Prozent ein.

Zu den grössten Verlierern im MDax gehörten die Aktien von Siltronic , die um 3,9 Prozent absackten. Die Investmentbank Oddo BHF hatte sich mit Blick auf die Aussichten für das gerade angelaufene erste Quartal beim Wafer-Hersteller pessimistisch gezeigt.

Daneben sorgte die Commerzbank nach überraschend vorgelegten vorläufigen Jahreszahlen für Gesprächsstoff, da sie sich nach zwei verlustfreien Jahren auf Basis des Gewinns vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen gut gerüstet für die Linde-Nachfolge im Dax sieht. Die Papiere setzten ihre bereits Mitte Dezember begonnene Rally mit einem Kurszuwachs von 1,1 Prozent fort. Der Rüstungskonzern und Autozulieferer Rheinmetall als weiterer möglicher Dax-Kandidat verlor im Gegenzug 0,4 Prozent.

Die Papiere von Stabilus fielen nach Zahlen derweil um 2,5 Prozent. Laut dem Analysten Marc-Rene Tonn von Warburg Research fiel das erste Quartal des Geschäftsjahres beim Auto- und Industriezulieferer etwas schwächer aus als erhofft. Stabilus musste einen Dämpfer bei der Profitabilität hinnehmen, sieht sich aber dennoch auf Kurs zu seinen Zielen.

Im Nebenwerte-Index SDax waren die Aktien des Windpark-Projektentwicklers PNE im freien Fall: Sie weiteten den Kursverlust auf dem tiefsten Niveau seit September auf zwischenzeitlich gut ein Fünftel aus und gaben letztlich um rund 16 Prozent nach. Da der Grossaktionär Morgan Stanley sein Aktienpaket nun doch vorerst nicht verkaufen will, entweiche viel Fantasie aus dem Wert, sagte ein Händler. Ein grosser Teil der Kursrally im vergangenen Jahr sei auf Übernahmefantasie zurückzuführen gewesen.

An der Wall Street kam der Dow Jones Industrial zuletzt auf ein Plus von 0,1 Prozent, die Tech-Werte an der Nasdaq gaben dagegen deutlich nach. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx schloss 0,46 Prozent tiefer bei 4158,63 Punkten. In Paris verlor der Cac 40 zum Wochenbeginn 0,2 Prozent, während der FTSE 100 in London leicht zulegen konnte.

Der Euro legte am Montag zu und profitierte damit von überraschend hohen Inflationsdaten aus Spanien. Am späten Nachmittag kostete die Gemeinschaftswährung 1,0868 US-Dollar, zeitweise hatte der Kurs zuvor die Marke von 1,09 Dollar übersprungen. Die EZB setzte den Referenzkurs auf 1,0903 (Freitag: 1,0865) Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,9171 (0,9204) Euro.

Am Rentenmarkt stieg die Umlaufrendite von 2,25 Prozent am Freitag auf 2,28 Prozent. Der Rentenindex Rex fiel um 0,13 Prozent auf 126,10 Punkte. Der Bund-Future verlor 0,79 Prozent auf 136,48 Zähler./niw/la/jha/

--- Von Nicklas Wolf, dpa-AFX ---