FRANKFURT (awp international) - Der deutsche Aktienmarkt hat am Donnerstag seine jüngsten Kursgewinne etwas ausgebaut. Insgesamt stützen überwiegend positiv aufgenommene Quartalszahlen von Unternehmen die wichtigsten Indizes ebenso wie eine im Juli auf Rekordstand gestiegene Wirtschaftsstimmung in der Eurozone.

Der Dax gewann 0,45 Prozent auf 15 640,47 Punkte. Behalte der Leitindex diese Tendenz bei, müssten die Anleger den nun bevorstehenden August, der statistisch der schlechteste Börsenmonat sei, nicht fürchten, schrieben die Experten von Index Radar.

Der MDax der mittelgrossen Werte, der im frühen Handel auf ein Rekordhoch geklettert war, legte um 0,21 Prozent auf 35 272,92 Punkte zu. Der Nebenwerteindex SDax erklomm gegen Handelsschluss eine Bestmarke und schaffte ein Plus von 0,75 Prozent.

Derweil überschritt die Inflation in Deutschland in diesem Juli erstmals seit August 2008 wieder die Drei-Prozent-Marke. Die Verbraucherpreise lagen um 3,8 Prozent über dem Niveau des Vorjahresmonats. "Ein herber Anstieg, viel stärker als gedacht", kommentierte dies Ökonom Jens-Oliver Niklasch von der Landesbank Baden-Württemberg. Andererseits gebe es wegen der Pandemie kein wirkliches Inflationsklima. Viele Argumente sprächen daher weiter dafür, dass mit Beginn des kommenden Jahres die Inflationsraten wieder rasch fallen dürften.

"Erst wenn sich abzeichnen sollte, dass die Teuerungsraten nachhaltig bei über zwei Prozent zum Erliegen kommen werden, erst dann wird man im EZB-Tower in Frankfurt die geldpolitische Wende einleiten", kommentierte Volkswirt Thomas Gitzel von der VP Bank. "Dies wird jedoch vermutlich noch lange auf sich warten lassen. Die Negativ- und Niedrigzinspolitik setzt sich in den nächsten Jahren fort." Eine steigende Inflation hatte in den zurückliegenden Wochen immer mal wieder die Aktienmärkte belastet, zuletzt geriet das Thema aber etwas in den Hintergrund.

Im Dax stiegen die Vorzugsaktien von Volkswagen (VW ) nach der Vorlage von Geschäftszahlen und einer Anhebung der Renditeziele um 1,6 Prozent. Die NordLB sprach von einem "verblüffend starken ersten Halbjahr" für den Autobauer.

An der Index-Spitze zogen die Papiere der Deutschen Bank um rund drei Prozent an. Zuvor hatte die DZ Bank die Anteilscheine zum Kauf empfohlen. Die jüngsten Quartalszahlen belegten, dass der Umbau des Finanzinstituts Früchte trage, schrieb Analyst Timo Dums. Die Deutsche Bank habe die US-Banken im Investmentbanking übertrumpft, das stimme ihn positiv. Es dürfte sich hierbei nicht um eine "Eintagsfliege" handeln.

Im MDax hatten die Papiere des Biotechunternehmens Morphosys nach den bereits am Vorabend präsentierten Geschäftszahlen die Nase vorn und schnellten um fast fünf Prozent in die Höhe. Den zweiten Platz sicherten sich die Anteilscheine von Gea mit einem Plus von gut vier Prozent. Der Maschinen- und Anlagenbauer rechnet nun fest mit einem Umsatzanstieg im laufenden Jahr.

Der derzeitige Nachfrageboom bei Stahl treibt die Gewinne bei Klöckner & Co an. Damit waren die Papiere des Stahlhändlers mit einem Plus von gut sechs Prozent der Spitzenreiter im SDax.

Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 legte um 0,33 Prozent auf 4116,77 Zähler zu. Der Cac 40 in Paris verzeichnete Gewinne in ähnlicher Grössenordnung, während der FTSE 100 in London um 0,9 Prozent stieg. An der Wall Street notierte der Dow Jones Industrial zum europäischen Handelsschluss 0,6 Prozent im Plus.

Der Kurs des Euro stieg: Die EZB setzte den Referenzkurs auf 1,1873 (Mittwoch: 1,1807) US-Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,8423 (0,8470) Euro. Am Rentenmarkt blieb die Umlaufrendite bei minus 0,50 Prozent. Der Rentenindex Rex legte um 0,05 Prozent auf 146,36 Punkte zu. Der Bund-Future sank um 0,07 Prozent auf 176,49 Punkte./la/he

--- Von Lutz Alexander, dpa-AFX ---