FRANKFURT (dpa-AFX) - Der Dax hat sich am Mittwoch auf seinem jüngsten Weg nach oben nicht einschüchtern lassen. Zwischen der Hoffnung auf Konjunkturprogramme auf der einen Seite und der Ausbreitung des Coronavirus in Peking sowie neuen Spannungen um Nordkorea auf der anderen Seite fiel den Anlegern die Orientierung nach der mehr als dreiprozentigen Vortagsrally aber etwas schwerer.

Der Leitindex lag zur Wochenmitte in der Spitze sogar mit bis zu einem Prozent im Plus, musste aber auch einige Male um den Verbleib in der Gewinnzone kämpfen. Über die Ziellinie ging er mit 12 382,14 Punkten 0,54 Prozent höher. Der MDax der mittelgroßen deutschen Börsenwerte gewann 0,57 Prozent auf 26 205,73 Punkte.

In Peking blieb die Lage mit weiter steigenden Infektionen angespannt, nachdem in der vergangenen Woche auf einem Großmarkt der Coronavirus wieder ausgebrochen war. Die Metropole wird teilweise abgeriegelt. Analyst Craig Erlam vom Broker Oanda sieht die Gefahr, dass es zeitnah auch in anderen Großstädten auf der ganzen Welt zu ähnlichen Ausbrüchen kommen kann.

Ungeachtet der Risiken mit Blick auf den Virus und die Geopolitik setzten Anleger weiter darauf, dass die Konjunkturprogramme der Regierungen zusammen mit der Geldflut der Notenbanken die Konjunktur wieder in Schwung bringen. Börsianer begründeten die Marktschwankungen auch mit den Vorwehen des am Freitag anstehenden Verfalls an den Derivatebörsen, bei dem Terminkontrakte und Optionen auslaufen. Dieser führt nicht selten zu eher zufällig wirkenden Kursausschlägen.

Unter den Einzeltiteln blieben die Aktien der Lufthansa im Rampenlicht. Die Airline warnte vor einem Scheitern des milliardenschweren staatlichen Rettungspaketes, das auf der Hauptversammlung in der kommenden Woche zur Abstimmung steht. Hintergrund der Befürchtungen ist die Anteilsaufstockung durch den Großaktionär Heinz Hermann Thiele und dessen Kritik am Einstieg des Bundes. Bei nur geringer Aktionärspräsenz auf der Versammlung fürchtet die Lufthansa, dass Thiele den Rettungsplan blockieren könnte. Im Plus gestartet, büßten die Papiere am Ende 1,3 Prozent ein.

RWE-Aktien dagegen profitierten mit einem Plus von 1,9 Prozent von positiven Analystenkommentaren. Stützend wirkten dabei eine Kaufempfehlung durch die britische HSBC-Bank und eine Kurszielerhöhung durch die Privatbank Berenberg. Ein negativer Kommentar des Investmenthauses Kepler Cheuvreux drückte dagegen auf den Kurs von Continental. In einem europaweit schwachen Branchenumfeld für die Autoindustrie verloren die Aktien des Zulieferers als schwächster Dax-Titel knapp zwei Prozent.

Überraschend starke Quartalszahlen des Online-Modehändlers Boohoo stützten im MDax die 2,5 Prozent höheren Aktien des Wettbewerbers Zalando. Die Papiere von Hellofresh, die bei Anlegern als Gewinner der Viruskrise gelten, zogen dort an der Spitze wieder um 5,6 Prozent an. Ein neuer Rekord blieb ihnen nur knapp verwehrt.

Unter den Kleinwerten im SDax waren ebenfalls einige vermeintliche Profiteure der Viruskrise unter den Gewinnern. Papiere des Medizintechnik-Konzerns Drägerwerk sprangen dort um fast acht Prozent nach oben auf den höchsten Stand seit Mitte Mai. Zooplus folgten mit einem Anstieg um 3,5 Prozent.

Das internationale Umfeld für den Dax war positiv bis stabil. Der Eurozone-Leitindex EuroStoxx rückte um 0,8 Prozent vor. In Paris gab es ähnliche Gewinne, während sich der Markt in London verhaltener entwickelte. An der Wall Street lag der Dow Jones Industrial zum Xetra-Schluss auf Vortagsniveau.

Der Eurokurs gab zur Wochenmitte nach, die Gemeinschaftswährung wurde zuletzt mit 1,1218 US-Dollar gehandelt. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs auf 1,1232 (Dienstag: 1,1308) US-Dollar festgesetzt. Der Dollar kostete damit 0,8903 (0,8843) Euro.

Die als sicher geltenden Staatsanleihen wurden wie schon am Vortag gemieden. Der Rentenindex Rex sank geringfügig auf 144,57 Punkte. Entsprechend stieg die Umlaufrendite von minus 0,41 Prozent am Vortag auf minus 0,39 Prozent. Der Bund-Future gab um 0,05 Prozent auf 175,30 Punkte nach./tih/he

--- Von Timo Hausdorf, dpa-AFX ---