FRANKFURT (dpa-AFX) - Der Dax hat am Dienstag seine von Impfstoffeuphorie ausgelösten Gewinne ausgebaut. Am Tag nach seinem fulminanten Anstieg um fünf Prozent legte der deutsche Leitindex ein Plus von 0,51 Prozent auf 13 163,11 Punkte nach. Auch der MDax stieg um 0,69 Prozent auf 27 984,82 Zähler.

Die Stimmung blieb nach dem US-Wahlsieg von Joe Biden und vermeldeten Erfolgen bei der Suche nach Impfstoffen gut. Nachdem zu Wochenbeginn Studiendaten von Biontech und dem US-Partner Pfizer von den Anlegern gefeiert wurden, folgte nun das Tübinger Unternehmen Curevac mit einem ermutigenden Zwischenstand.

Frank Wohlgemuth von der National-Bank stellte sich am Dienstag die Frage, ob die Lungenkrankheit Covid-19 mit der medizinischen Erfolgsmeldung ihren Schrecken verliere. Die von Biontech und Pfizer auf mehr als 90 Prozent bezifferte Effizienz würde seiner Einschätzung nach eine "enorme Wirkungskraft" erzeugen. Er verwies darauf, dass traditionelle Impfungen etwa gegen Grippe-Viren im Regelfall eine deutlich niedrigere Effektivität von maximal 60 Prozent hätten.

Portfolio-Manager Thomas Altmann vom Vermögensverwalter QC Partners warnt dennoch: Trotz all der momentan positiven Aussichten "werden noch einige schwierige wirtschaftliche Monate kommen". Darauf sollten die Anleger gefasst sein. Der ZEW-Index lässt die brisante Lage bereits erahnen: Vor dem Hintergrund einer zweiten Corona-Infektionswelle trübte sich die darin gemessene Stimmung unter den Finanzprofis erneut deutlich und stärker als erwartet ein.

In den Fokus rückte am Dienstag auch wieder die Berichtssaison. Dabei enttäuschte Adidas die Anleger mit seinen Aussagen zum restlichen Jahresverlauf. Nach einem Kursplus von fast 8 Prozent am Vortag sackten die Aktien nun postwendend wieder um 5,8 Prozent ab. Der Sportartikelkonzern hatte auf die Corona-Risiken für die Geschäfte verwiesen.

Mit minus 4,8 Prozent ging es für die Aktien der Deutschen Post ähnlich stark abwärts. Der Logistikkonzern legte detaillierte Quartlszahlen vor, Marktbeobachtern zufolge dürften die Verluste aber vor allem an der Impfstoff-Perspektive gelegen haben. Gefürchtet wird, dass der Online-Shopping-Boom und damit auch das Paketaufkommen nachlässt.

Größere Verluste gab es außerdem bei Infineon mit minus 4,3 Prozent. Hier verwiesen Börsianer im Schlepptau der US-Börsen auf eine derzeit stattfindende Rotation der Anleger von wachstumsträchtigen Branchen zu Substanzwerten. Tech-Aktien leiden darunter, zumal sie in den vergangenen Monaten zu den Gewinnern des Digitalisierungsbedarfs gezählt wurden.

Am Vortag waren in der Dax-Familie auch viele Einzelwerte, die in den vergangenen Monaten als Gewinner der Corona-Krise gehandelt wurden, abgestraft worden. Für viele von ihnen ging es am Dienstag zunächst weiter bergab, dann aber stabilisierten sie sich zumeist. Die Papiere des Anbieters von Fernwartungslösungen Teamviewer zum Beispiel drehten nach soliden Zahlen noch mit 4,8 Prozent ins Plus.

Bei Aktien wie Lufthansa und Fraport hielt die große Erleichterung unter den Anlegern derweil an. Sie gehörten im MDax mit weiteren Kursgewinnen von bis zu zehn Prozent erneut zu den großen Gewinnern. Die Lufthansa konnte mit der Ausgab einer Anleihe mehr Geld einsammeln als zunächst erhofft.

Im SDax fielen Nordex positiv auf mit einem Kurssprung um 16 Prozent. Der Windanlagen-Hersteller setzte sich für 2020 und die kommenden Jahre neue optimistische Ziele. Jenoptik dagegen waren dort nach Quartalszahlen das Schlusslicht mit einem Minus von 7,2 Prozent.

Stützend für die hiesigen Märkte wirkte am Dienstag auch die freundliche Wall Street. Dort stiegen die Standardwerte im Dow Jones Industrial weiter, während die in den Krise recht gefragten Technologieaktien erneut Federn ließen. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 legte sogar um ein Prozent zu. In Paris und London ging es für die Leitindizes noch deutlicher nach oben.

Der am Vortag sehr schwache Euro stabilisierte sich knapp über der Marke von 1,18 US-Dollar. Zuletzt wurden 1,1810 Dollar für die Gemeinschaftswährung gezahlt. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs auf 1,1808 (Montag: 1,1883) Dollar festgesetzt. Der Dollar kostete damit 0,8469 (0,8415) Euro.

Am Rentenmarkt stieg die Umlaufrendite von minus 0,64 Prozent am Vortag auf minus 0,51 Prozent. Der Rentenindex Rex fiel um 0,62 Prozent auf 145,70 Punkte. Der Bund-Future sank um 0,28 Prozent auf 174,03 Zähler./tih/he

--- Von Timo Hausdorf, dpa-AFX ---