FRANKFURT (awp international) - Der Dax hat sich am Donnerstag nur mässig von seinem deutlichen Rücksetzer zur Wochenmitte erholt. Zum Börsenschluss behauptete der deutsche Leitindex ein Plus von 0,52 Prozent auf 13 697,41 Punkte, nachdem es im Handelsverlauf zeitweise um bis zu gut ein Prozent bergauf gegangen war. Der MDax der mittelgrossen Unternehmen verlor letztlich 0,05 Prozent auf 27 529,91 Zähler.

Am Vortag hatte die zurückgekehrte Furcht vor hohen Zinsen und wirtschaftlicher Schwäche den Dax gut zwei Prozent ins Minus gedrückt. Die Autoren des täglichen Bernecker-Börsenbriefs sprachen von einer technischen Korrektur, die fällig gewesen sei nach dem kräftigen Zuwachs der vergangenen Wochen.

Nachdem der Dax zuletzt an der 14 000 Punkte-Marke abgeprallt sei, "ist nun die grosse Frage, ob die Bärenmarktrally beendet oder der neue Bullenmarkt nur eine kurze Pause eingelegt hat", schrieb Marktanalyst Konstantin Oldenburger vom Broker CMC Markets. Positiv wertete er, dass das Börsenbarometer sich über den gestrigen Tiefständen behaupten konnte.

Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 verabschiedete sich am Donnerstag 0,57 Prozent höher bei 3777,38 Punkten aus dem Handel. In Paris und London schlossen die nationalen Indizes ebenfalls mit Kursaufschlägen. Der New Yorker Leitindex Dow Jones Industrial hingegen stand zum europäischen Börsenschluss knapp in der Verlustzone.

Am deutschen Aktienmarkt gab es nur wenig kursbewegende Nachrichten. Schlagzeilen machten Unternehmen aus dem MDax sowie mehr noch aus dem Nebenwerteindex SDax .

Ein zeitlich vorgezogenes Gewinnziel der Online-Apotheke Zur Rose bescherte nicht nur den Schweizern, sondern auch auch der deutschen Konkurrentin Shop Apotheke eine deutliche Kurserholung von knapp dreieinhalb Prozent. Damit belegte die Aktie einen der vorderen SDax-Plätze. Zudem äusserte sich Zur Rose zum Dauerthema E-Rezept in Deutschland recht zuversichtlich: Es werde immer stärker genutzt. Händlern zufolge sind die Nachrichten auch bei Shop Apotheke positiv für die Stimmung, da beide Unternehmen stark auf dem deutschen Markt konkurrierten.

Der Nutzfahrzeugzulieferer SAF-Holland ist bei der Übernahme des schwedischen Bremsenherstellers Haldex am Ziel. Zum Ende der Annahmefrist kontrolliert SAF-Holland gut 93 Prozent der Haldex-Aktien. Das Übernahmeangebot hatte unter der Voraussetzung gestanden, dass SAF-Holland 90 Prozent der Anteile erhält. Die Aktien von SAF-Holland gewannen 2,7 Prozent.

Der Autoscheinwerfer-Hersteller Hella verspricht sich vom neuen Geschäftsjahr dank Rekordaufträgen eine deutlich bessere Entwicklung als zuletzt. Im Ende Mai abgelaufenen Geschäftsjahr hatte die Tochter des französischen Zulieferers Faurecia unter hohen Kosten und der schwachen Entwicklung der weltweiten Autoproduktion infolge des Teilemangels gelitten. Die Aktien gewannen in einem positiven Branchenumfeld ebenfalls 2,7 Prozent.

Dagegen gerieten die jüngst gut erholten Hensoldt-Papiere nach einem Cyberangriff auf eine französische Tochtergesellschaft deutlich unter Druck. Mit einem Kursrutsch von fünfeinhalb Prozent belegte der Rüstungselektronik-Hersteller den letzten Platz im SDax.

Im MDax legten die Anteilscheine von Wacker Chemie um fast zwei Prozent zu. Ein Händler verwies auf einen Grossauftrag für den schweizerischen Solarmodulhersteller Meyer Burger aus den USA, der positiv sei für die Solar-Lieferketten.

Für die Titel des angeschlagenen Energiekonzerns Uniper ging es nach dem Kursrutsch am Vortag um weitere mehr als vier Prozent bergab. Laut einem Börsianer könnte es bei der sich derzeit verschlechternden Lage wegen ausbleibender russischer Gaslieferungen wahrscheinlich werden, die von der Bundesregierung beschlossene Gasumlage früher zu implementieren und womöglich nach oben anzupassen. Dies erhöhe die Gefahr, dass über das beschlossene Rettungspaket hinaus eine weitere Finanzspritze erforderlich werden könnte.

Der Euro litt unter starken US-Konjunkturdaten und sank zuletzt auf 1,0111 US-Dollar. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs davor noch auf 1,0178 Dollar festgesetzt.

Am Rentenmarkt stieg die Umlaufrendite von 0,97 Prozent am Vortag auf 1,01 Prozent. Der Rentenindex Rex fiel um 0,48 Prozent auf 134,72 Punkte. Der Bund-Future verlor 0,19 Prozent auf 153,87 Punkte./gl/he

--- Von Gerold Löhle, dpa-AFX ---