FRANKFURT (awp international) - Der Dax hat nach einem kleinen Rückschlag am Donnerstag mit Kursgewinnen geschlossen. Zwar schmolzen die Gewinne im Tagesverlauf ein wenig ab. Doch trotz politischer Unsicherheiten behauptete der deutsche Leitindex am Ende ein Plus von 0,44 Prozent auf 12 169,05 Punkte. Für den MDax , in dem die Aktien mittelgrosser Unternehmen vertreten sind, ging es um 0,12 Prozent auf 25 467,60 Punkte hoch.

Marktbeobachter verwiesen auf den nahenden G20-Gipfel, auf dem US-Präsident Donald Trump und sein chinesischer Amtskollege Xi Jinping über den Handelskonflikt der beiden Länder sprechen könnten. Zuletzt hatte Trump gedroht, wenn China nicht zum ursprünglich vereinbarten Deal zurückkehre, könnte er Strafzölle auf alle chinesischen Importe erheben, die bisher davon noch nicht betroffen sind. Zudem verschärften sich die Spannungen zwischen dem Iran und seinem mit den USA verbündeten Erzrivalen Saudi-Arabien, nachdem es nahe der iranischen Küste zu schweren Zwischenfällen mit Handelsschiffen gekommen war.

Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 verabschiedete sich 0,11 Prozent fester bei 3390,50 Zählern aus dem Handel. Die nationalen Indizes in Paris und London hielten sich denkbar knapp in der Gewinnzone. Beim US-Leitindex Dow Jones Industrial stand zum europäischen Börsenschluss ein moderater Gewinn zu Buche.

Zur beendeten 5G-Lizenzen-Versteigerung erklärte ein Händler, deren Kosten lägen gut 50 Prozent über den ursprünglichen Analystenerwartungen. Er hob zwar die Erleichterung über das Ende der Unsicherheit hervor. Die Kursgewinne der beteiligten Telekomunternehmen schrumpften allerdings bis Handelsende deutlich.

So gewannen im MDax die Titel des Neueinsteigers 1&1 Drillisch , der bislang über kein eigenes Netz verfügt, letztlich nur knapp ein halbes Prozent. Die des Mutterkonzerns United Internet und von Telefonica Deutschland profitierten am Ende mit fast anderthalb Prozent Plus. Dagegen schlossen die Titel des Dax-Konzerns Deutsche Telekom knapp im Minus.

Aurubis-Titel sackten zeitweise um über zwölf Prozent ab auf den tiefsten Stand seit Herbst 2014. Am Ende standen ein Minus von fast acht Prozent und der letzte Platz im MDax zu Buche. Der Metallkonzern hatte seinen Chef kurz vor dem geplanten Weggang freigestellt und zudem ein grosses Investitionsprojekt abgeblasen. Die Papiere des Grossaktionärs Salzgitter gaben im Nebenwerte-Index SDax um über ein Prozent nach.

Aktien des Siltronic-Grossaktionärs Wacker Chemie verloren fast fünf Prozent. Ein Händler verwies auf eine "harsche Gewinnwarnung" der norwegischen Elkem. Der Produzent von Wafern sprach von einem deutlich schwächeren Markt als erwartet in Folge des US-chinesischen Handelskriegs. Siltronic selbst verloren mit über anderthalb Prozent deutlich weniger, nachdem die UBS ihre Verkaufsempfehlung aufgegeben hatte.

Zeitweise um fast zehn Prozent aufwärts bis knapp an das Rekordhoch ging es indes für Varta-Papiere . Sie gingen mit einem Kursgewinn von über fünfeinhalb Prozent aus dem Handel - damit waren sie Spitzenreiter im SDax. Der Batteriehersteller schloss seine angekündigte Kapitalerhöhung zur Erweiterung seiner Produktionskapazitäten erfolgreich ab.

Bei Compugroup Medical setzte sich die Rekordrally mit einem Sprung bis auf 70,15 Euro fort. Am Ende behauptete der auf Arztpraxen und Apotheken spezialisierte Softwarehersteller einen Kursanstieg von knapp zwei Prozent auf 69,00 Euro. Mit gut 70 Prozent Plus belegen die Aktien im bisherigen Jahresverlauf den dritten Platz im SDax .

Bei Hapag-Lloyd konnten sich die Anleger über ein Kursplus von mehr als vier Prozent freuen, obwohl die Aktie bereinigt um die ausgezahlte Dividende von 0,15 Euro gehandelt wurde. Börsianern zufolge könnten die Vorfälle vor der Küste des Iran die Frachtraten von Container-Reedereien nach oben treiben.

Am Rentenmarkt verharrte die Umlaufrendite bei minus 0,28 Prozent. Der Rentenindex Rex stieg um 0,03 Prozent auf 144,30 Punkte. Der Bund-Future gewann 0,02 Prozent auf 171,52 Punkte. Ein Euro kostete zuletzt 1,1275 US-Dollar. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs zuvor auf 1,1289 (Mittwoch: 1,1323) Dollar festgesetzt. Der Dollar hatte damit 0,8858 (0,8832) Euro gekostet./gl/fba

--- Von Gerold Löhle, dpa-AFX ---