FRANKFURT (awp international) - Schwache Wirtschaftsdaten unter anderem aus Deutschland und die Aussicht auf weitere Zinserhöhungen haben am Montag für einen verhaltenen Start in die neue Börsenwoche gesorgt. Vor den in den nächsten Tagen anstehenden Leitzinsentscheiden in den USA, Europa und Grossbritannien gingen die Anleger in Deckung. Marktexperten sprachen zudem von wieder hochkochenden Inflationssorgen.

Der Dax stand am Nachmittag mit 0,40 Prozent im Minus bei 15 089,24 Punkten, kurzzeitig war der deutsche Leitindex unter die psychologisch wichtige Marke von 15 000 Zählern gefallen. Für den MDax der mittelgrossen Unternehmen ging es zuletzt um 1,15 Prozent auf 28 741,28 Zähler abwärts. Der EuroStoxx 50 als Leitindex der Eurozone gab um 0,86 Prozent auf 4142,24 Zähler nach, während sich auch an den US-Börsen ein schwächerer Start andeutete.

In Deutschland schrumpfte unterdessen im Zuge von Rekordinflation und Energiekrise die Konjunktur zum Ende des vergangenen Jahres und blieb damit hinter den Erwartungen zurück. In Spanien legte die Inflation zu Jahresbeginn überraschend deutlich zu.

"Das Rezessionsmonster ist noch nicht vom Tisch und wird gerade in dieser Zentralbankwoche wieder hochkochen", kommentierte Marktexperte Salah Bouhmidi vom Broker IG Europe. "Nach der euphorischen Hoffnung im gesamten ersten Monat des Jahres könnte nun die Angst und Unsicherheit die Aktienmärkte im Februar wieder abkühlen lassen."

Die Experten der Landesbank Helaba gehen indes nicht davon aus, dass die Daten die Zinserwartungen mit Blick auf die EZB noch gross beeinflussen. Aktuell wird am Markt fest mit einem weiteren Zinsschritt um 0,5 Prozentpunkte durch die Europäischen Währungshüter an diesem Donnerstag gerechnet.

Dies drückte zu Wochenbeginn vor allem als stark zinsempfindlich geltende Immobilien- und Techwerte ins Minus. Im Dax etwa verloren Anteile am Chipkonzern Infineon und an der Wohnungsgesellschaft Vonovia jeweils fast zweieinhalb Prozent.

Daneben sorgte die Commerzbank nach überraschend vorgelegten vorläufigen Jahreszahlen für Gesprächsstoff, da sie nach zwei verlustfreien Jahren auf Basis des Gewinns vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen gut gerüstet für die Linde -Nachfolge im Dax sieht. Die Papiere setzen zunächst ihre bereits Mitte Dezember begonnene Rally mit einem Kurszuwachs von fast drei Prozent fort, bis zum Nachmittag schmolzen aber sämtliche Gewinne wieder dahin.

Bei einem Dax-Aufstieg der Commerzbank hätte eventuell der Autozulieferer und Rüstungskonzern Rheinmetall das Nachsehen, den Experten zuletzt als Nachrückekandidaten gesehen hatten - die Anteile gaben zuletzt knapp zwei Prozent nach.

Am MDax-Ende notierten mit minus 4,4 Prozent die Siltronic -Papiere, die Investmentbank Oddo BHF zeigte sich mit Blick auf die Aussichten für das gerade angelaufene erste Quartal beim Wafer-Hersteller pessimistisch. Stabilus verloren nach Zahlen ebenfalls mehr als vier Prozent. Laut dem Analysten Marc-Rene Tonn von Warburg Research ist das erste Quartal des Geschäftsjahres beim Auto- und Industriezulieferer etwas schwächer ausgefallen als erhofft.

In den hinteren Börsenreihen waren die Aktien des Windpark-Projektentwicklers PNE im freien Fall: Sie bauten den Kursverlust auf dem tiefsten Niveau seit September zuletzt auf fast ein Fünftel aus. Da der Grossaktionär Morgan Stanley nun sein Aktienpaket doch vorerst nicht verkaufen will, entweicht viel Fantasie aus dem Wert, sagte ein Händler. Ein grosser Teil der Kursrally im vergangenen Jahr sei auf Übernahmefantasie zurückzuführen gewesen.

Der Euro legte am Montag nach den schwachen Wirtschaftsdaten zu. Am Nachmittag kostete die Gemeinschaftswährung 1,0893 US-Dollar, zeitweise hatte der Kurs zuvor im Verlauf die Marke von 1,09 Dollar übersprungen. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs am Freitagnachmittag noch auf 1,0865 Dollar festgesetzt.

Am Rentenmarkt stieg die Umlaufrendite von 2,25 Prozent am Freitag auf 2,28 Prozent. Der Rentenindex Rex fiel um 0,13 Prozent auf 126,10 Punkte. Der Bund-Future verlor 0,65 Prozent auf 136,68 Zähler./tav/mis

--- Von Tanja Vedder, dpa-AFX ---