FRANKFURT (awp international) - Auf eine zweitägige Dax-Erholung folgt am Donnerstag der nächste Rückschlag. Die Inflationssorgen treiben die Anleger an den Weltbörsen weiter um. Der deutsche Leitindex verlor gegen Mittag 2,44 Prozent auf 13 490,63 Punkte. Für den MDax ging es um 3,17 Prozent bergab auf 27 706,05 Zähler. Der EuroStoxx 50 büsste 2,65 Prozent ein.

Am Vortag hatte sich der Dax mit einer Erholungsrally bis auf 13 829 Punkte noch der 14 000er Marke genähert, nun aber steuert er wieder sein Wochentief bei 13 380 Punkten an. Jede Kursstärke an den Aktienmärkten werde neuerdings von institutionellen Investoren dazu genutzt, um schnell wieder Positionen abzubauen, betonte der Comdirect-Marktexperte Andreas Lipkow. Am Vorabend gab es an den New Yorker Börsen bereits einen Ausverkauf vor allem im Tech-Sektor. Am Donnerstag zeichnen sich dort weitere Verluste ab.

Die Dynamik der US-Inflation hat zwar im April etwas nachgelassen, sie hatte aber die Erwartungen übertroffen - und dies belastet. "Mittlerweile sieht auch die Inflationsentwicklung nachhaltig aus", sagte Portfoliomanager Lutz Wockel von Warburg Invest. Damit bleibt auch der Druck auf die Notenbanken hoch, mit einer strafferen Geldpolitik gegenzusteuern. "Zu starke monetäre Gegenmassnahmen gefährden die Konjunktur", ergänzte der Experte.

Auf Unternehmensseite machte die auf Hochtouren laufende Berichtssaison weiter die Schlagzeilen. Im Dax mussten die Anleger die Quartalszahlen von RWE , Siemens , Heidelbergcement , Merck und der Allianz verarbeiten. Keine dieser Aktien konnte sich dem düsteren Marktumfeld entziehen. Am Nachmittag gab es nur zwei positive Ausnahmen: Bayer mit einer Erholung vom Einbruch am Vortag und die defensive Telekom-Aktie.

Unter den Berichtsunternehmen verloren die Titel von Heidelbergcement mit 6,5 Prozent besonders stark. Hier gab es kritische Stimmen, was die bestätigten Jahresziele betrifft. Expertin Elodie Rall von JPMorgan etwa schrieb, ein schwaches erstes Quartal des Zementherstellers wecke Zweifel, ob das Unternehmen diese erreiche.

Auch Siemens wurde mit minus 5,8 Prozent zu einem grösseren Dax-Verlierer. Der Technologiekonzern zieht sich als Folge des Krieges in der Ukraine aus dem russischen Markt zurück und dies belastete das zweite Geschäftsquartal. Unter Experten gab es kritische Stimmen vor allem zur Entwicklung der Profitabilität.

RWE konnte sich am Donnerstag eine Zeit lang gegen die Marktschwäche stemmen, zuletzt kamen aber auch diese Aktien mit 3,3 Prozent unter Druck. Der Energiekonzern berichtete von einem Gewinnsprung im ersten Quartal und bestätigte die Mitte Februar angehobene Jahresprognose. Einige am Markt hätten wohl bereits auf noch anspruchsvollere Ziele gehofft, hiess es.

Unter den zahlreichen Nebenwerten mit Resultaten fielen im MDax die Papiere von Varta negativ auf mit einem Kursrutsch um 11,3 Prozent. Ein schwieriger Jahresbeginn treibt hier den Anlegern wieder die Sorgenfalten auf die Stirn. Die Anleger des Autovermieters Sixt mussten nach Zahlen ähnlich grosse Kursverluste hinnehmen.

Aus dem SDax war aber Synlab ein Lichtblick, nach verhaltenem Start schafften es die Titel des Laborspezialisten mit 3,4 Prozent ins Plus. Wegen einer weiter hohen Nachfrage unter anderem nach Covid-19-Tests erhöhte das Unternehmen sein Umsatzziel. Auch Verbio wagte dort mit plus 2,4 Prozent einen Stabilisierungsversuch.

Im Immobilienbereich gerät nach Corestate Capital ein weiteres Unternehmen in Turbulenzen. Nach einer Ankündigung schon am Vorabend brach der Instone-Kurs um 32 Prozent ein. Der Immobilienentwickler hat unter dem Einfluss des russischen Angriffskriegs seine Jahresziele zurückgenommen.

Der Euro erreichte am Donnerstag ein Fünfjahrestief. Zuletzt wurden 1,0423 US-Dollar für ihn gezahlt. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs am Vortag noch deutlich höher auf 1,0553 Dollar festgesetzt.

Die Kurse deutscher Bundesanleihen haben am Donnerstag angezogen. Der Rentenindex Rex stieg um 0,56 Prozent auf 136,76 Punkte. Die gegenläufige Umlaufrendite fiel von 0,82 Prozent am Vortag auf 0,74 Prozent. Der Bund-Future legte zuletzt 0,77 Prozent auf 154,95 Punkte zu./tih/jha/