FRANKFURT (awp international) - Am deutschen Aktienmarkt kämpfen weiterhin Bullen und Bären um die Richtung im Dax . Optimismus nach den jüngsten Aussagen des US-Notenbankchefs Jerome Powell liess am Donnerstag zum Handelsstart den Bullen die Oberhand: Der Dax überwand locker wieder die Hürde von 14 000 Punkten. Doch die Hoffnung, im Tageslauf weiter auf das vor drei Wochen erreichte Rekordhoch von 14 169 Punkten zuzulaufen, wurde rasch zunichte gemacht. Stattdessen setzten Gewinnmitnahmen ein.

Am Nachmittag gab der deutsche Leitindex um 0,18 Prozent auf 13 949,94 Punkte nach und auch im MDax bröckelte das Plus. Zuletzt legte der Index der mittelgrossen Unternehmen um 0,27 Prozent auf 31 843,22 Punkte zu.

Die Anleger seien nervös, denn weiterhin bleibe unklar, wohin die Reise nach der Seitwärtsbewegung der vergangenen Wochen gehe, hiess es am Markt. "Das Niveau oberhalb von 14 000 Punkten scheint für den Dax weiterhin zu luftig zu sein", kommentierte Marktexperte Andreas Lipkow von Comdirect. Die Euphorie sei angesichts teilweise eher bescheidener Geschäftszahlen verpufft. Zudem sei auch weiter die Frage offen, wann der harte Lockdown in Deutschland beendet sei. Das habe Einfluss auf die Annahmen über die erwartete Konjunkturerholung.

Unternehmensseitig enttäuschte der Agrarchemie- und Pharmakonzern Bayer zur Zahlenvorlage mit seinem Ausblick auf das laufende Jahr. Die Aktie büsste am Dax-Ende 3,4 Prozent ein.

Die Papiere der Munich Re legten nach einem verhaltenen Start zuletzt um 3,1 Prozent zu und zählten damit zu den Spitzenwerten. Der Rückversicherer erlitt zwar heftige Einschläge durch die Corona-Pandemie, rechnet aber für 2021 mit deutlich mehr Gewinn. Selbst eine erneute Absage der Olympischen Spiele in Japan würde das Gesamtbild bei der Munich Re nicht wesentlich verändern, sagte Vorstandschef Joachim Wenning. Zudem soll für 2020 eine Dividende auf Höhe des Vorjahres gezahlt werden, und ab 2022 könnte es auch wieder Aktienrückkäufe geben.

Um 1,7 Prozent aufwärts ging es für die Anteilsscheine der Deutschen Telekom . Sie profitierten davon, dass sich die Mobilfunktochter T-Mobile US in einer Auktion günstiger als befürchtet mit Frequenzspektrum eingedeckt hat, das für den neuen Mobilfunkstandard 5G verwendet werden kann.

In der zweiten Reihe sprangen die Anteilsscheine von Aixtron um knapp 11 Prozent nach oben und erreichten zeitweise sogar ein Zehnjahreshoch. Der Bedarf von Industrie und Menschen nach immer schnellerer Datenübertragung und neuester Unterhaltungselektronik treibt den LED- und Chipindustrieausrüster an. Das Unternehmen, dessen Anlagen bei der Herstellung von LEDs für Displays, 3D-Sensoren und Energiemanagementchips helfen, will das Wachstum 2021 stark beschleunigen. Zudem gibt es seit langem auch wieder eine Dividende.

Für Freenet indes ging es am MDax-Ende um 3,0 Prozent abwärts. Nach einem schwachen Schlussspurt im Corona-Jahr schaut der Telekommunikationsanbieter vorsichtig optimistisch auf 2021. Am Markt wurde jedoch insbesondere auf eine enttäuschende Entwicklung der Erlöse verwiesen. Schlusslicht im Index waren am Nachmittag mit minus 3,8 Prozent die Anteile von Telefonica Deutschland , die am Vortag ihre Zahlen vorgelegt und vor allem bei den Margen enttäuscht hatte.

Im SDax nahmen die Anteile von Takkt mit plus 5,5 Prozent und Krones mit minus 4,5 Prozent Spitze und Ende des 70 Unternehmen umfassenden Nebenwerte-Index ein. Beim Büromöbelhändler kam im Schlussquartal 2020 Schwung in die Geschäfte und auch für 2021 wird im Jahresverlauf Auftrieb erwartet. Der Hersteller von Verpackungsanlagen Krones indes meldete einen überraschend hohen Nettoverlust im vierten Quartal.

Der Euro sprang über die Marke von 1,22 US-Dollar und wurde am Nachmittag mit 1,2228 US-Dollar gehandelt. Die Europäische Zentralbank hatte den Referenzkurs am Mittwoch auf 1,2146 Dollar festgesetzt. Am Rentenmarkt stieg die Umlaufrendite von minus 0,36 Prozent am Vortag auf minus 0,32 Prozent. Der Rentenindex Rex fiel um 0,19 Prozent auf 144,56 Punkte. Der Bund-Future sank um 0,22 Prozent auf 173,37 Punkte./ck/fba

--- Von Claudia Müller, dpa-AFX ---