FRANKFURT (awp international) - Die Freude der Anleger über den nachlassenden Inflationsdruck in den USA hat nicht lange gewährt. Am deutschen Aktienmarkt haben Dax & Co am Mittwoch vor der Zinsentscheidung in den USA wieder den Rückwärtsgang eingelegt. Am frühen Nachmittag verlor der Leitindex Dax 0,7 Prozent auf 14 400 Zähler. Damit ist ein Teil der Gewinne vom Vortag wieder abgeschmolzen.

Anleger wollen vor der Zinsentscheidung der US-Notenbank Fed am Abend offenbar keine Risiken mehr eingehen. Analysten rechnen mehrheitlich mit einer Zinsanhebung um 0,50 Prozentpunkte. Damit würde die Fed ihre jüngst aggressivere geldpolitische Gangart zur Eindämmung der Inflation mit mehreren Zinserhöhungen von 0,75 Punkten etwas entschärfen.

Den Börsen werde es aber nicht reichen, dass die Fed nach vier Jumbo-Schritten heute nur um 0,50 Punkte erhöht, erläuterte Marktexperte Thomas Altmann vom Vermögensverwalter QC Partners. Angesichts des erneut deutlichen Rückgangs der Inflation erwarteten die Börsianer eine Perspektive für ein Ende der Zinserhöhungen. "Und diese Erwartungen haben sich noch einmal verschärft. Die ersten erwarten die letzte Zinserhöhung bereits im März. Spätestens für das dritte Quartal werden erste Zinssenkungen erwartet." Altmann zufolge birgt der Zinsentscheid am Abend daher grosses Enttäuschungspotenzial.

Der MDax verlor am Mittwoch zuletzt gut ein Prozent auf 25 723 Punkte. Der Eurozone-Leitindex EuroStoxx 50 gab wie der Dax um ein halbes Prozent nach.

Bei den Einzelwerten im Dax setzten sich die Aktien von Merck KGaA an die Spitze mit einem Plus von 1,6 Prozent. Sie profitierten von einer Kaufempfehlung der Bank UBS, die sich vor allem für die Sparte Life-Science des Pharma- und Chemiekonzerns optimistisch zeigte.

Unter Druck gerieten mit Thyssenkrupp und Salzgitter zwei Stahlwerte mit Abschlägen von 4,1 beziehungsweise 5,2 Prozent. Analyst Dominic O`Kane von JPMorgan wies in einer Branchenstudie daraufhin, dass beide Papiere im Vergleich zu den Wettbewerbern hoch bewertet seien.

Unter den kleineren Titeln brachen Synlab als SDax -Schlusslicht um elf Prozent ein, nachdem die Deutsche Bank die Kaufempfehlung für die Aktien des Labordienstleisters gestrichen hatte.

Aktien des Rüstungskonzerns Hensoldt legten leicht zu. Das Rüstungsunternehmen hat sich optimistisch zu den Geschäftsperspektiven geäussert. Analyst David Perry von JPMorgan bemängelte jedoch den mittelfristigen Ausblick als unkonkret.

Im Devisenhandel legte der Euro vor der Fed-Sitzung am Abend zu und notierte zuletzt auf 1,0652 US-Dollar. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs zuletzt am Dienstagnachmittag auf 1,0545 Dollar festgesetzt.

Am Rentenmarkt fielen die Kurse. Im Gegenzug stieg die Umlaufrendite von 1,89 Prozent am Dienstag auf 1,92 Prozent. Der Rentenindex Rex stieg um 0,42 Prozent auf 128,43 Punkte. Der Bund-Future verlor 0,26 Prozent auf 140,17 Punkte./bek/jha/

--- Von Benjamin Krieger, dpa-AFX ---