FRANKFURT (awp international) - Der deutsche Aktienmarkt hat sich nach der sehr schwachen Vorwoche am Montag mit einem Erholungsversuch zurückgemeldet. Das Coronavirus beschäftigt die Börsen weiterhin, die Anleger hoffen jedoch, dass die chinesische Regierung die negativen Folgen der Epidemie mit einem Konjunkturprogramm lindern wird.

Der Dax notierte am späten Vormittag 0,15 Prozent höher bei 13 001,53 Punkten. Für den MDax mit den mittelgrossen deutschen Werten ging es um 0,24 Prozent auf 28 051,45 Zähler nach oben. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 gewann rund 0,2 Prozent.

In China sind inzwischen mehr Menschen am Coronavirus gestorben als an der Sars-Pandemie vor 17 Jahren. Der Höhepunkt der Krise scheint noch nicht erreicht zu sein: Die Infektionen und Todesfälle steigen weiter. An Chinas Festlandsbörsen wurde nach der virusbedingt verlängerten Feiertagspause wieder gehandelt - mit dem erwartet deutlichen Kursrutsch. Die chinesische Notenbank versuchte zu stützen, und griff dem Finanzsystem des Landes mit einer Geldspritze und einer Zinssenkung unter die Arme.

Entscheidend sei nicht, "wie real die Gefahr tatsächlich ist, sondern vielmehr, wie die Marktteilnehmer auf die Meldungen, die derzeit die Medienlandschaft bestimmen, reagieren", kommentierte Commerzbank-Anlagestratege Christoph Geyer. "So rasch, wie es derzeit nach unten geht, kann es bei ersten Entwarnungszeichen aber auch wieder nach oben gehen."

Derweil setzt sich die Berichtssaison der Unternehmen fort. Der Medizintechnikkonzern Siemens Healthineers startete mit einem Gewinnrückgang ins neue Geschäftsjahr und verfehlte die durchschnittlichen Markterwartungen. Analystin Veronika Dubajova von der Investmentbank Goldman Sachs konstatierte einen enttäuschenden Jahresauftakt mit schwacher Profitabilität und stellte die Erreichbarkeit der Jahresziele in Frage. Die Aktien verloren am MDax-Ende 4,6 Prozent.

Die Thyssenkrupp-Aktien setzten ihre Talfahrt fort und sackten um 4,2 Prozent ab. Am Freitag zur Hauptversammlung des kriselnden Stahl- und Industriekonzerns hatten sie bereits 4,6 Prozent an Wert eingebüsst. Beim Aktionärstreffen hatte Konzernchefin Martina Merz den angekündigten Dividendenausfall damit begründet, dass Thyssenkrupp "finanziell in einer ausserordentlich angespannten Lage" sei.

Der Autozulieferer Stabilus bestätigte trotz eines schwachen ersten Quartals seine Ziele für das Geschäftsjahr 2019/20. Die rückläufige Profitabilität kam für Commerzbank-Analystin Yasmin Steilen überraschend. Auch das Umsatzplus blieb hinter ihren Erwartungen zurück. Die Stabilus-Papiere fielen um 0,9 Prozent.

Die Wirecard-Anteilsscheine reagierten mit einem Minus von 0,5 Prozent auf eine geplante Milliardenfusion in der Bezahlbranche. Der französische Zahlungsabwickler Worldline will seinen heimischen Rivalen Ingenico übernehmen. Die Verwaltungsräte beider Seiten stimmten dem Deal bereits zu.

Die Bayer-Titel stiegen um 0,7 Prozent. In den USA wurde ein weiterer wichtiger Prozess gegen den Agrochemiekonzern wegen angeblicher Krebsrisiken glyphosathaltiger Unkrautvernichter verschoben. Die Streitparteien hätten sich auf eine Vertagung der Gerichtsverhandlung geeinigt, um mehr Zeit für Vergleichsgespräche zu gewinnen, hiess es./edh/mis

--- Von Eduard Holetic, dpa-AFX ---