FRANKFURT (awp international) - Schwache Vorgaben aus Übersee haben den Dax am Dienstag erneut ausgebremst. In der ersten Handelsstunde verlor der deutsche Leitindex 0,57 Prozent auf 12 202,42 Punkte. Für den MDax der mittelgrossen Unternehmen ging es um 0,81 Prozent auf 22 293,29 Punkte bergab und der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 sank um mehr als ein halbes Prozent.

Laut Marktbeobachter Michael Hewson vom Broker CMC Markets tun sich die Anleger nach einer zuletzt schwankungsreichen Phase derzeit schwer mit der Richtungsfindung. Vor dem am Mittwoch anstehenden Protokoll der jüngsten Sitzung der US-Notenbank Fed und den am Donnerstag fälligen US-Inflationszahlen dürfte die Stimmung seiner Meinung nach angespannt bleiben, da die Märkte einen weiteren Zinsschritt der Fed um 75 Basispunkte im November befürchten.

Bereits zu Wochenbeginn hatten die schwachen US-Aktienmärkte den Dax seiner vorherigen Erholungsgewinne beraubt. Vor allem an der Technologiebörse Nasdaq war es deutlich bergab gegangen: Der Auswahlindex Nasdaq 100 war angesichts schwacher Chipwerte auf den tiefsten Stand seit rund zwei Jahren abgerutscht. Sie litten Hewson zufolge darunter, dass die US-Regierung weitere Beschränkungen für Chinas Zugang zu amerikanischer Halbleitertechnologie angekündigt habe. "Diese Abwärtsbewegung scheint sich in einer Schwäche der asiatischen Märkte niedergeschlagen zu haben."

Im Dax stachen Qiagen und Symrise mit deutlichen Kursausschlägen heraus. Die Titel des Labordienstleisters Qiagen eroberten dank eines Kurssprungs von fast sieben Prozent die Indexspitze, nachdem das "Wall Street Journal"unter Berufung auf Insider über schon seit einiger Zeit laufende Fusionsgespräche mit dem US-Konkurrenten Bio-Rad Laboratories berichtet hatte. Vortags hatten die Qiagen-Aktien noch unter einer Abstufung durch die Investmentbank Oddo BHF gelitten. Um Qiagen kursieren schon länger Spekulationen über eine Partnerschaft.

Dagegen war der Aromen- und Duftstoffeherstellers Symrise mit minus 3,7 Prozent einer der grössten Verlierer im deutschen Leitindex. Die Aktien wurden von schwachen Givaudan-Umsatzzahlen in Mitleidenschaft gezogen.

Ansonsten bewegten vor allem Analystenkommentare die Kurse. Heidelberg Materials verloren zwei Prozent, nachdem die US-Bank JPMorgan die Papiere auf "Negative Catalyst Watch" gesetzt hatte. Analystin Elodie Rall rechnet mit einem Rückgang des operativen Quartalsergebnisses (Ebitda) auf vergleichbarer Basis. Es werde für den Baustoffekonzern schwierig, die Jahresziele zu erreichen.

Im MDax zählte der Gabelstaplerhersteller Kion mit einem Kursplus von 2,3 Prozent zu den Favoriten der Anleger, nachdem die US-Investmentbank Bank of America die Papiere hochgestuft hatte und sie nun zum Kauf empfiehlt. Analyst George Featherstone sieht nach dem Kursrutsch der vergangenen Wochen auf ein Rekordtief nun eine gute Anlagechance. Er geht davon aus, dass Kion eine Kapitalerhöhung umgehen kann, und sieht mittelfristig fundamental alles im Reinen.

Dagegen büssten die zu Wochenbeginn starken Anteilsscheine des Chemiekonzerns Evonik 2,2 Prozent ein. Während die US-Bank Morgan Stanley ihre Kaufempfehlung strich, bekräftigte Analystin Georgina Fraser von Goldman Sachs ihr Verkaufsvotum - trotz des Ergebnispotenzials für die Branche durch den Expertenvorschlag für eine deutsche Gaspreisbremse. Als deren grösste Profiteure sieht Fraser allerdings die Dax-Branchenkollegen BASF und Covestro . Diese zollten indes mit deutlichen Abschlägen ebenfalls ihrer guten Vortagsentwicklung Tribut.

Im Nebenwerte-Index SDax setzte Instone mit einem Kursrutsch um 10,5 Prozent auf ein erneutes Rekordtief seine Talfahrt fort und belegte den letzten Platz. Die britische Investmentbank Barclays nahm die Beobachtung des Projektentwicklers für Wohnimmobilien mit dem Anlagevotum "Underweight" auf, womit sie der Aktie in den kommenden zwölf Monaten im Vergleich zur Branche eine unterdurchschnittliche Kursentwicklung prognostiziert.

Die Anteilsscheine von About You verbilligten sich um zweieinhalb Prozent. Der Online-Modehändler legte endgültige Zahlen für das zweite Geschäftsquartal vor und will angesichts der flauen Verbraucherstimmung und der unerwartet schwachen Ergebnisse nun mit Kostensenkungen gegensteuern.

Beim Windturbinenhersteller Nordex sorgte ein Auftrag aus Polen für nur wenig Begeisterung: Die Aktien bewegten sich kaum von der Stelle./gl/stk