FRANKFURT (awp international) - Der Dax ist am Donnerstag inmitten der nächsten grossen Welle von Quartalsberichten recht mau in den Tag gestartet. Der deutsche Leitindex stecke fest, Investoren steuerten derzeit lieber die Wall Street an, sagte Analyst Milan Cutkovic vom Broker AxiTrader. Dem Dax sei in den letzten Tagen die Dynamik völlig abhanden gekommen.

In der ersten Handelsstunde bewegte sich das wichtigste deutsche Börsenbarometer mit zuletzt minus 0,01 Prozent beim Stand von 12 632,73 Punkten kaum. Seit seinem Kursrutsch Mitte vergangener Woche fällt dem Index der nachhaltige Sprung über die 12 700-Punkte-Marke schwer. Die jüngsten Versuche, die 200-Tage-Linie nach oben zu durchbrechen, seien allesamt gescheitert, erklärte Thomas Altmann, Portfoliomanager bei QC Partners. Für technisch orientierte Investoren habe sich das Bild damit eingetrübt. Die 200-Tage-Linie gilt als Indikator für den längerfristigen Trend.

Auch der MDax der mittelgrossen deutschen Unternehmen zeigte sich am Donnerstag mit minus 0,06 Prozent auf 26 778,89 Punkten kraftlos. Der Technologiewerte-Index TecDax gewann 0,20 Prozent auf 2933,07 Punkte. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 sank um 0,25 Prozent auf 3484,75 Punkte.

Der internationale Handelsstreit bleibt im Fokus der Anleger. Auf die neuen US-Zölle für China hatte das Reich der Mitte nun Vergeltungszöllen in gleicher Höhe angekündigt. Auch wenn die USA die negativen Effekte einer fortwährenden Eskalation des Konflikts ebenfalls spüren dürften, seien Investoren der Ansicht, dass die US-Wirtschaft aus diesem Streit als Sieger hervorgehe, schrieb Analyst Cutkovic. Dies bringe der Wall Street Schwung, während Anleger in Asien und Europa weiter zurückhaltend agierten.

Mit der Deutschen Telekom , Merck KGaA , Thyssenkrupp und Adidas berichten am vorletzten Handelstag der Woche vier Konzerne aus der ersten deutschen Börsenliga über ihre jüngste Geschäftsentwickung. Dazu gibt es eine grössere Menge an Bilanzen von Unternehmen aus den Reihen hinter dem Dax.

Die Adidas-Anteile sprangen mit einem Plus von fast 8 Prozent an die Dax-Spitze nach besser als erwartet ausgefallenen Zahlen für das zweite Quartal. Damit findet die verhaltene Entwicklung der vergangenen Wochen ein Ende. Marktteilnehmer merkten an, dass das Gewinnziel des Sportartikelherstellers für das Gesamtjahr nun konservativ erscheine und die Aktie im Vergleich zu dem Wettbewerber Nike günstig bewertet sei.

Ernüchterung machte sich indes bei den Anleger des Pharma- und Spezialchemiekonzerns Merck KGaA breit, der einen Gewinnrückgang verkraften muss. Die Merck-Aktien verloren als schwächster Dax-Wert mehr als 3 Prozent. Sie seien zuletzt gut gelaufen, der Quartalsbericht gebe keinen Anlass für weitere Käufe, kommentierte ein Börsianer. Die Papiere der Deutschen Telekom und von Thyssenkrupp zeigten sich im frühen Handel nur wenig verändert.

Im MDax rückten Ströer nach Zahlen als beste Aktie um mehr als 4 Prozent vor. Der Medien- und Werbekonzern hatte im ersten Halbjahr vor allem dank des Ausbaus des Telefon- und Direktvertriebs kräftig zugelegt. Die US-Bank JPMorgan blieb nach den Zahlen bei ihrem "Overweight"-Votum und ist mit einem Kursziel von 85 Euro besonders optimistisch.

Verluste von mehr als 3 Prozent verbuchten die Papiere des Anlagenbauers Dürr nach Zahlenvorlage. Ein Analyst sagte, die Schwäche beim zu Dürr zählenden Maschinenbauers Homag sei ausgeprägter als gedacht. Schlechter waren im MDax nur die Papiere des Kupferkonzerns Aurubis , die nach Zahlen mehr als 4 Prozent einbüssten. Hier zweifelten Analysten an einer Fortsetzung des positiven Trends im kommenden Geschäftsjahr.

Im TecDax waren die Aktien der Compugroup nach Zahlen mit einem Plus von fast 5 Prozent vorne. Die Geschäfte des auf Arztpraxen und Apotheken spezialisierten Softwareherstellers entwickeln sich dank der elektronischen Gesundheitskarte immer besser. Evotec gewannen mehr als dreieinhalb Prozent, nachdem das Biotechunternehmen seine Gewinnprognose trotz höherer Forschungsausgaben bestätigt hatte. Die Zahlen zum ersten Halbjahr seien ausserdem etwas besser als erwartet, sagte ein Händler.

Die Anteile des Solartechnik-Konzerns SMA Solar brachen nach Zahlen um gut 12 Prozent ein und markierten ein neues Jahrestief. Die Hessen sehen sich trotz mancher Widrigkeiten auf Kurs zu ihren Jahreszielen. Am Markt wird dies aber offenbar skeptischer gesehen./ajx/jha/