FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Einigung im Asylstreit hat am Dienstag die Anleger am deutschen Aktienmarkt aufatmen lassen. "Das befürchtete Auseinanderbrechen der Union aus CDU und CSU wurde damit abgewendet", kommentierte Experte Martin Utschneider vom Bankhaus Donner & Reuschel. Derweil warnte Analyst Milan Cutkovic vom Broker Axitrader vor zu viel Euphorie. Er verwies auf Sorgen über eine Abschwächung der chinesischen Konjunktur und die fallende Landeswährung sowie die sich abzeichnende, schrittweise Eskalation des Handelskonfliktes zwischen den USA und China.

In der ersten Handelsstunde legte der deutsche Leitindex Dax um 0,72 Prozent auf 12 326,82 Punkte zu. Am Vortag hatte er seine anfangs deutlichen Verluste bis zum Handelsende eingedämmt. Für den MDax der mittelgroßen Unternehmen ging es am Dienstagvormittag um 0,68 Prozent auf 25 836,82 Punkte hoch und der Technologiewerte-Index TecDax gewann 1,16 Prozent auf 2698,70 Zähler. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 rückte um 0,62 Prozent auf 3393,27 Punkte vor.

Die Vorsitzenden von CDU und CSU, Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und Innenminister Horst Seehofer (CSU), haben ihren erbitterten Asylstreit beigelegt und ein Auseinanderbrechen der Union vorerst abgewendet. Die Schwesterparteien wollen nun Transitzentren für bereits in anderen EU-Ländern registrierte Flüchtlinge an der deutsch-österreichischen Grenze einrichten. Aus diesen Zentren sollen Asylbewerber direkt in die zuständigen Länder zurückgewiesen werden.

Cutkovic erinnerte indes daran, dass US-Präsident Donald Trump am Freitag die angekündigten Strafzölle gegen China umsetzen wolle. "Peking wird mit Strafzöllen auf US-Produkte im gleichen Wert antworten", prognostizierte der Experte. "Langsam sind die Konsequenzen des Handelsstreits auch in der realen Wirtschaft spürbar." Chinas Notenbankchef Yi Gang erklärte in einem Interview, man werde dem Kursverfall der Landeswährung Yuan nicht tatenlos zusehen. Der Yuan war in den vergangenen Wochen erheblich unter Druck geraten.

Im Dax waren die Anteilsscheine der Allianz mit fast zwei Prozent Plus der Favorit der Anleger. Sie profitierten von der Ankündigung des Versicherungskonzerns, bis Ende September eigene Aktien für bis zu eine Milliarde Euro zurückzukaufen. Den vorigen Aktienrückkauf über zwei Milliarden Euro vom Jahresbeginn hatten die Münchener erst Anfang Mai abgeschlossen. Mit dem neuen Programm erhöhten der Konzern den Wert für die Aktionäre, lobte Analyst Michael Huttner von der US-Bank JPMorgan. Es zeige zudem, dass die Allianz nicht so sehr auf Akquisitionen abziele.

Bei der Merck KGaA stand ein überdurchschnittliches Kursplus von 0,83 Prozent zu Buche. Der Pharma- und Chemiekonzern will sein schwächelndes Geschäft mit Spezialmaterialien in den kommenden Jahren wieder auf Wachstumskurs bringen. Analyst Peter Spengler von der DZ Bank erklärte, er habe das Strategie-Update der Darmstädter erst im weiteren Jahresverlauf erwartet.

Die Commerzbank-Aktien verteuerten sich dank Fortschritten beim Konzernumbau um 1,19 Prozent. Die Sparte EMC, in dem das Geldhaus sein Geschäft mit Aktienderivaten und börsengehandelten Fonds (ETFs) bündelt, wird wie erwartet an die französische Großbank Societe Generale verkauft. Einen Preis nannten die beiden Häuser nicht. Der Markt erwarte für die Commerzbank einen Erlös im dreistelligen Millionenbereich, kommentierte ein Börsianer.

Im SDax der geringer kapitalisierten Unternehmen verteuerten sich Grenke-Papiere um knapp dreieinhalb Prozent. Sie profitierten davon, dass der IT-Leasing-Anbieter seine Jahresprognose für das Leasing-Neugeschäft anhob.

Ansonsten bewegten Analystenkommentare. Am MDax-Ende ging es für Fielmann um 2,61 Prozent auf 56,05 Euro bergab, nachdem die Privatbank Berenberg das Kursziel deutlich auf 57 Euro gesenkt hatte. Die Erwartungen spiegelten den anhaltenden Gegenwind für die Optikerkette nicht vollständig wider, schrieb Analyst Graham Renwick. Vor ihm hatten bereits einige andere Häuser mit erheblichen Kurszielkürzungen auf enttäuschende Halbjahreszahlen reagiert.

Beim Beleuchtungsspezialisten Osram monierte Renwicks Kollegin Charlotte Friedrichs die Risiken durch die Abhängigkeit von der Autobranche. Sie strich deshalb ihr Kaufvotum für die Titel, die um 2,14 Prozent nachgaben. Dagegen war der Getränkeabfüllanlagen-Hersteller Krones dank einer neuen Kaufempfehlung des Analysehauses Kepler Cheuvreux mit mehr als sechs Prozent Plus einer der besten Werte im SDax./gl/jha/