FRANKFURT (awp international) - Der zuletzt rekordhohe Dax ist am Donnerstag im frühen Handel stärker unter Druck geraten. Gegen Ende der ersten Handelsstunde fiel der deutsche Leitindex um 0,70 Prozent auf 15 678,56 Punkte, nachdem er am Vortag mit 15 810 Punkten seine bisherige Bestmarke minimal überboten hatte. Der MDax gab um ein halbes Prozent auf 34 601,17 Punkte nach. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 verlor ebenfalls ein halbes Prozent.

Auf dem Rekordniveau, das zuletzt auch der MDax und diverse US-Indizes erreichten, fehlten dem Dax am Donnerstag die weiteren Impulse, die auch nicht aus Übersee kamen. Im Fokus stand die Nachlese jüngster Aussagen von Fed-Präsident Jerome Powell. Experte Ulrich Leuchtmann von der Commerzbank betonte, dass Powell daran festhielt, dass die hohe US-Inflation ein vorübergehender Effekt sei, auch wenn sie noch eine Weile andauern könnte.

Marktexperte Jim Reid von der Deutschen Bank sprach von beruhigenden Anmerkungen des US-Notenbankchefs. Diese allein konnten den Aktienkursen nun aber offenbar nicht weiter nach oben verhelfen, eher kam es zu Gewinnmitnahmen. "Der Deutsche Aktienindex bleibt zwar in Sichtweite des am Montag erreichten Allzeithochs, aber noch fehlen die Käufer, die den Index weiter in Richtung 16 000 Punkte treiben", ergänzte Marktbeobachter Milan Cutkovic vom Broker Axi.

Eine Belastung für den Dax und die Stimmung waren die Aktien von Siemens Energy , die am Indexende um 8,6 Prozent auf ein Tief seit November absackten. Hier schlug eine Gewinnwarnung von Siemens Gamesa wegen operativer Probleme durch. Die ebenfalls börsennotierten Aktien der Windkrafttochter brachen sogar um 14 Prozent ein. Das Ziel einer operativen Marge im Bereich von 3 bis 5 Prozent werde man für das Geschäftsjahr verfehlen, teilte Siemens Energy mit. Die Nachrichten stimmten auch die Anleger von Nordex ängstlich, der Kurs des Gamesa-Wettbewerbers rutschte im MDax um 4,7 Prozent ab.

Auf der Gewinnerseite gab es im Leitindex nur wenige Kandidaten, selbst die Daimler -Aktie war nach positivem Start zuletzt mit 0,3 Prozent ins Minus abgerutscht. Damit verpufften starke Eckdaten des Autobauers, der im zweiten Quartal erneut mehr verdient hat als erwartet. Börsianer erinnerten aber daran, dass die Aktien der Stuttgarter nach den positiven Eckdaten, die der Konkurrent VW vorgelegt hatte, in den vergangenen Tagen einen guten Lauf gezeigt hatten.

Ein positiver Dax-Kandidat war die Eon -Aktie, die zuletzt um 2,1 Prozent stieg. Die US-Bank JPMorgan ist nach einer am Vortag beschlossenen Renditekürzung durch die Bundesnetzagentur mit einem "Overweight"-Votum optimistischer für den Energiekonzern geworden. Damit sänken nun die regulatorischen Risiken. Der Experte rechnet mit einer besseren Stimmung auch im Hinblick auf den Kapitalmarkttag im November.

Unter den Nebenwerten fielen die Drägerwerk -Aktien im SDax mit einem sechsprozentigen Abschlag negativ auf. Der Medizin- und Sicherheitstechnik-Konzern hat im zweiten Quartal beim operativen Ergebnis unerwartet schwach abgeschnitten. Dieses lag deutlich unter dem vom Coronavirus nach oben getriebenen Vorjahreswert.

Im SDax waren die Aktien von Pfeiffer Vacuum dagegen eine positive Erscheinung, indem sie um 1,5 Prozent anzogen. Die Experten von Kepler Cheuvreux hatten die Titel des Vakuumpumpen-Spezialisten zum Kauf empfohlen.

Eine Kaufempfehlung gab es auch für den im MDax notierten Flugzeugbauer Airbus durch die US-Bank Citigroup. Hier legte der Kurs aber nur knapp um 0,1 Prozent zu, gebremst von den anhaltenden Sorgen wegen der grassierenden Delta-Variante des Coronavirus. Diese hielt Aktien aus der Reisebranche wie etwa Lufthansa oder Fraport mit bis zu 3,4 Prozent unter Druck./tih/jha/