FRANKFURT (awp international) - Nach der Vortagesrally hat sich der deutsche Aktienmarkt zur Wochenmitte ohne klare Richtung und nur wenig verändert präsentiert. Am Dienstagnachmittag hatten Spekulationen über eine planmässige Wiederaufnahme russischer Gaslieferungen eine Euphorie an den Börsen ausgelöst. Mehrere Medien hatten berichtet, dass die russischen Gaslieferungen nach Abschluss der Wartungsarbeiten voraussichtlich am Donnerstag wieder aufgenommen werden.

Nach einer freundlichen Eröffnung drehte der Dax nach unten ab und notierte zuletzt 0,09 Prozent tiefer bei 13 295,79 Punkten. Tags zuvor war der Leitindex wegen der Hoffnung auf weitere Gaslieferungen aus Russland um 2,7 Prozent gestiegen. Der MDax der mittelgrossen Börsenunternehmen gewann am Mittwochmorgen 0,30 Prozent auf 26 595,58 Zähler. Für den Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 ging es um rund 0,2 Prozent nach unten.

Analyst Jochen Stanzl gab zu bedenken, dass die Gaslieferungen wahrscheinlich nur mit 40 Prozent der Gesamtkapazität wieder anlaufen und der russische Präsident Wladimir Putin das Gas weiterhin als politisches Druckmittel einsetzen dürfte, um seine Ziele in der Ukraine durchzusetzen. Auch wenn das Schlimmste "vorerst ausbleiben dürfte, bedeutet das nicht, dass sich die deutsche Wirtschaft nun wieder auf dem aufsteigenden Ast befindet", betonte Stanzl. Die Liste an Unwägbarkeiten wie die Energieabhängigkeit, die hohe Inflation, steigende Leitzinsen und geopolitische Krisen sei einfach noch zu lang für einen nachhaltigen Aufschwung.

Die Aktien von Uniper standen dank der Aussicht auf baldige Staatshilfen für den angeschlagenen Energiekonzern mit einem Kursplus von 5,2 Prozent an der MDax-Spitze. Bereits am Vortag waren sie - angetrieben von Spekulationen um weitere Gaslieferungen aus Russland - um gut 10 Prozent gestiegen. Nun steht Uniper informierten Kreisen zufolge kurz vor einer Rettungsaktion, bei der die Bundesregierung Milliarden von Euro zuschiessen und sich direkt an dem taumelnden Gaskonzern beteiligen könnte, wie die Nachrichtenagentur Bloomberg berichtet.

Der Autozulieferer Hella verzeichnete wegen Teilemangel, steigender Kosten und Corona-Lockdowns im abgelaufenen Geschäftsjahr (per Ende Mai) einen Ergebniseinbruch. Zudem hätten die Kostenbelastungen aufgrund von Versorgungsengpässen und spürbarer Inflation deutlich zugenommen, hiess es. Für die Hella-Papiere ging es um 0,2 Prozent nach unten.

Die Aktien von Scout24 profitierten von einer Hochstufung und verteuerten sich um 2,3 Prozent. Die US-Investmentbank Morgan Stanley hatte die Papiere des Online-Portalbetreibers zuvor von "Equal-Weight" auf "Overweight" hochgestuft und das Kursziel von 68 auf 70 Euro angehoben. Das Unternehmen sei mit robusten Abonnementumsätzen und hohen Barmittelzuflüssen auch in einem unsicheren Umfeld stark, schrieb Analyst Pete-Veikko Kujala.

Dagegen ging es für die Aktien von Rational als MDax-Schlusslicht um 2,8 Prozent abwärts. Die britische Bank HSBC hatte ihr Rating für die Papiere des Profiküchen-Ausrüsters von "Buy" auf "Hold" gesenkt./edh/mis