FRANKFURT (awp international) - Nach zuletzt fünf schwachen Tagen wagt der Dax einen erneuten Stabilisierungsversuch. Der Leitindex knüpfte am Donnerstag vorsichtig an seine Erholung vom November-Tief an, die am Vortag schon im Verlauf begonnen hatte. Gegen Ende der ersten Handelsstunde legte das deutsche Kursbarometer 0,31 Prozent auf 15 927,86 Punkte zu. Der Leitindex orientierte sich damit wieder in Richtung der 16 000 Punkte.

Etwa 3,4 Prozent hatte der Dax bei seinem Rückfall vom Rekordniveau bei 16 290 Punkten bis auf 15 740 Punkte im Vortagstief verloren. Auf diesem Niveau hatte er seine Kursgewinne seit Ende Oktober fast komplett abgegeben. Auch der MDax rafft sich nach einer sogar sechstägigen Durststrecke wieder auf. Er stieg um 0,31 Prozent auf 34 934,26 Zähler.

Ob die Stabilisierung eine Wende bedeutet, sind sich Experten aber nicht sicher. Marktanalyst Michael Hewson vom Broker CMC Markets etwa würde sich laut seinem Morgenkommentar nicht wundern, wenn der Dax im Tagesverlauf erneut schwächelt. Neue Impulse aus den USA wird es dabei aber nicht geben: Die US-Börsen bleiben wegen "Thanksgiving" geschlossen. Da zu Wochenschluss am "Black Friday" in New York auch nur verkürzt gehandelt wird, dürften viele US-Anleger dem Aktienmarkt für ein verlängertes Wochenende fern bleiben.

Ohne US-Daten ist der Konjunkturdatenkalender am Donnerstag relativ dünn bestückt, unter anderem hatte die Agenda das GFK-Konsumklima zu bieten. Dieses zeigte, dass die hohe Inflation und die Corona-Pandemie die Kauflaune auf Neun-Monats-Tief sinken liessen. Die vierte Infektionswelle spitzt sich weiter zu: Die Zahl der täglichen Neuinfektionen überschritt in Deutschland erstmals die Schwelle von 70 000. Mittlerweile sind mehr als 100 000 Menschen an oder mit dem Virus gestorben.

Nach der Einigung der Spitzen von SPD, Grünen und FDP auf einen Koalitionsvertrag stehe nun wohl der Umgang der neuen Regierung mit der vierten Pandemiewelle und der daraus resultierenden Notlage im Gesundheitssystem im Fokus, fuhr der CMC-Markets-Experte Hewson fort. Die Inhalte des Vertrags, die noch die finale Zustimmung der Parteien benötigen, bewegten am Donnerstag auch Einzelaktien.

Analystin Deepa Venkateswaran von Bernstein Research verwies am Montag in einer Studie auf die Ziele im Bereich der Erneuerbaren Energien. Hoch in Kurs standen deshalb - wie schon am Vortag im Verlauf - die Aktien aus dem Energiesektor. RWE gehörten im Dax mit einem Anstieg um 2,8 Prozent zu den Spitzenwerten, ergänzt durch Eon mit plus 1,3 Prozent.

Die Aktien von Nordex knüpften mit 5,7 Prozent Plus an ihren starken Vortag an, der auch geprägt war vom Koalitionsvertrag. Sie erreichten ein Hoch seit Anfang November. Der Hersteller von Windkraftanlagen hatte zudem einen Auftrag aus Peru für Anlagen mit einer Leistung von 177 Megawatt erhalten.

Bei Jenoptik erfreute das Ende der Hängepartie bei der Suche nach einem Käufer für das Militärtechnikgeschäft die Anleger. Sie profitierten mit einem Kurssprung um fast zehn Prozent vom Verkauf der Sparte Vincorion an einen Fonds des Finanzinvestors Star Capital Partnership. Anfang vergangenen Jahres war der erste Verkaufsprozess noch gestoppt worden, weil die Preisvorstellungen von Jenoptik nicht erfüllt worden waren.

Einen Rückschlag gibt es dagegen für die Fans von Borussia Dortmund und damit auch für die Anleger: Die Papiere des Fussballclubs sackten nach dem sicheren Aus in der Champions League um 2,6 Prozent ab. Damit versiegt eine besonders lukrative Geldquelle. Im Zuge der vierten Pandemie-Welle sind obendrein wieder "Geisterspiele" zu befürchten./tih/mis