FRANKFURT (awp international) - Der deutsche Aktienmarkt hat am Donnerstag dank fester Asien-Börsen und positiv aufgenommener chinesischer Konjunkturdaten an seine jüngste Erholung angeknüpft. Entspannung kam auch von der Währungsseite: Der chinesische Yuan, der zurzeit als Barometer für die allgemeine Marktstimmung angesehen wird, legte zum US-Dollar etwas zu. Geprägt war das Handelsgeschehen von einer Vielzahl an Quartalsergebnissen deutscher Konzerne, die Licht und Schatten zeigten.

Der Dax notierte nachmittags 0,91 Prozent fester bei 11 755,63 Punkten. Allerdings hat der deutsche Leitindex noch einiges aufzuholen, nachdem er in den vergangenen zwei Wochen rund sieben Prozent eingebüsst hatte. Der MDax , der die Aktien mittelgrosser deutscher Unternehmen repräsentiert, stieg am Donnerstag um 1,26 Prozent auf 25 441,58 Punkte. Der EuroStoxx 50 als Leitindex der Eurozone rückte um rund 1,2 Prozent vor.

Chinas Aussenhandel hat sich im Juli trotz der Eskalation des Handelskriegs mit den USA überraschend stark erholt. Die Exporte legten unerwartet zu und der Rückgang bei den Importen fiel nicht so stark aus wie befürchtet. "Alles Daten, die auf einen stärkeren chinesischen Binnenkonsum und auch eine gewisse Widerstandsfähigkeit des chinesischen Exports gegenüber amerikanischen Strafzöllen hindeuten", kommentierte Börsenexperte Jochen Stanzl von CMC Markets.

Anfang der Woche war der Handelsdisput zwischen den USA und China weiter eskaliert, weil die chinesische Währung Yuan deutlich gegenüber dem US-Dollar abgewertet hatte. US-Präsident Donald Trump betrachtete dies als weiteren Affront. Marktbeobachter fürchteten, China setze seine Währung als Waffe im Handelskonflikt ein. Inzwischen beruhigte sich das Geschehen etwas.

Die Aktien von Adidas fielen um 1,4 Prozent. Allerdings hatten sie seit Anfang Januar in der Spitze um über 50 Prozent zugelegt und Anfang August ein Rekordhoch erreicht. Für die Abgaben machte Analystin Julie Zhuang von der UBS den lediglich bestätigten Ausblick des Sportartikelherstellers verantwortlich. Die Zahlen für das zweite Quartal seien dagegen nicht schlecht gewesen.

Die Anteilsscheine der Merck KGaA rückten um 2,2 Prozent vor. Der Spezialchemie- und Pharmakonzern steigerte dank gut laufender Pharma- und Laborgeschäfte das bereinigte operative Ergebnis (Ebitda) um fast ein Viertel. Die Umsätze zogen um knapp 7 Prozent an. Analysten hatten mit weniger gerechnet.

Die Thyssenkrupp-Titel reagierten mit einem Kursanstieg um 3,2 Prozent an der Dax-Spitze auf die Umbaupläne des Industriekonzerns. Thyssenkrupp treibt seinen Umbau voran, mit dem der Konzern profitabler und wettbewerbsfähiger werden will. Dabei stellen die Essener weitere Geschäfte auf den Prüfstand, die derzeit Geld verbrennen.

Die Papiere der Deutschen Telekom büssten 0,8 Prozent ein. Der Konzern profitiert vor der angepeilten Milliardenübernahme in den USA weiter von seinem brummendes Nordamerika-Geschäft. Auch unter dem Strich verdiente die Telekom trotz hoher Kosten für den Personalabbau im zweiten Quartal deutlich mehr als ein Jahr zuvor.

Eine vor allem mit hohen Schulden begründete Verkaufsempfehlung von Goldman Sachs machte die Eon-Papiere mit minus 2,3 Prozent zum grössten Kursverlierer im Dax. Eon habe in den vergangenen drei Quartalen stets in puncto Verschuldung enttäuscht, schrieb Analyst Alberto Gandolfi. Er stufte die Aktien daher von "Neutral" auf "Sell" ab.

Die Aktien von Symrise reagierten mit plus 4,6 Prozent auf die Quartalszahlen und den Profitabilitätsausblick des Aromen- und Duftstoffherstellers. Symrise sei mit Blick auf die operative Gewinnmarge (Ebitda) etwas zuversichtlicher geworden, schrieb Analyst Geoff Haire von der UBS.

Die Osram-Papiere waren mit minus 7,6 Prozent auf 31,12 Euro klares Schlusslicht im MDax. Sie entfernten sich damit weiter vom Kaufgebot der Finanzinvestoren Bain Capital und Carlyle von 35 Euro. Der grösste Einzelaktionär von Osram, die Allianz Global Investors, plant das Angebot abzulehnen, weil der Preis nicht angemessen sei. Ein Händler hielt eine deutliche Erhöhung der Offerte aber für unwahrscheinlich.

Nach Quartalszahlen der Compugroup zogen Anleger die Reissleine und schickten die Aktien um fast 16 Prozent in die Tiefe. "Das zweite Quartal war schwächer als erwartet, selbst wenn man einen belastenden einmaligen Effekt herausrechnet", schrieb Analyst Knut Woller von der Baader Bank.

Einen Kurssprung von mehr als 16 Prozent nach oben vollführten die Aktien von SMA Solar und standen mit grossem Abstand an der Spitze des SDax . Nach erwartet schwachen Zahlen zum ersten Halbjahr zeigte sich der Hersteller von Wechselrichtern für die Solarindustrie optimistisch für die zweite Jahreshälfte. Umsatz und Ergebnis sollen in den kommenden Monaten kräftig steigen.

Höhere Entwicklungskosten drückten beim Technologie- und Rüstungskonzern Jenoptik auch im zweiten Quartal auf die Ergebnisse. Weil auch das Geschäft mit der Autobranche nicht rundläuft, wurde das Umsatzziel für 2019 gekappt. Besser lief hingegen das Geschäft mit der Halbleiterindustrie. Die Jenoptik-Aktien stiegen um 8 Prozent.

Am Rentenmarkt stieg die Umlaufrendite von einem Rekordtief bei minus 0,59 Prozent am Vortag auf minus 0,58 Prozent. Der Rentenindex Rex gewann 0,03 Prozent auf 146,42 Punkte. Der Bund-Future legte um 0,09 Prozent auf 177,20 Punkte zu.

Der Kurs des Euro notierte zuletzt bei 1,1193 US-Dollar. Die Europäische Zentralbank hatte den Referenzkurs am Vortag auf 1,1202 (Dienstag: 1,1187) US-Dollar festgesetzt. Der Dollar hatte damit 0,8927 (0,8939) Euro gekostet./edh/mis

--- Von Eduard Holetic, dpa-AFX ---