FRANKFURT (awp international) - Der Dax hat am Freitag seine Vortagesverluste ausgeweitet. Forderungen nach einem bundesweiten Lockdown noch vor Weihnachten belasteten ebenso wie das Scheitern eines Brexit-Handelspaktes. Das Börsenbarometer büsste am Nachmittag 1,45 Prozent auf 13 103,15 Punkte ein. Damit zeichnet sich aktuell ein Wochenverlust von 1,5 Prozent ab.

Seit einem Monat pendelt der Dax nun schon um die Marke von 13 300 Punkten. Dagegen konnte auch das Wochenhoch am Mittwoch bei 13 454 Punkten nichts ausrichten. Nun schlage das Pendel zur anderen Seite aus, sagte Andreas Büchler von Index-Radar. Dabei gebe es eine erste, wenn auch nur schwache Haltezone an der 13 000-Punkte-Marke.

Zunehmend mehr Bundesländer und Politiker fordern inzwischen härtere Beschränkungen. Bundesinnenminister Horst Seehofer warnte dabei eindringlich davor, mit schärferen Corona-Massnahmen bis nach Weihnachten zu warten. "Die einzige Chance, wieder Herr der Lage zu werden, ist ein Lockdown, der aber sofort erfolgen muss", sagte der CSU-Politiker dem "Spiegel".

Zum Brexit-Pakt erscheint ausserdem eine Einigung zwischen Grossbritannien und der EU immer fraglicher. Beide Seiten rüsten sich mittlerweile für ein Scheitern. Marktexperte Andreas Lipkow erwartet auch daher Kaufzurückhaltung an der Börse. "Die institutionellen Investoren werden wohl erst das Ergebnis des EU-Gipfels am Sonntag abwarten."

Der MDax der 60 mittelgrossen Werte gab am Freitagnachmittag um 0,63 Prozent auf 29 501,34 Punkte nach. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 sank um 1,02 Prozent.

Unter den Einzelwerten büssten im Dax die Versicherer Munich Re und Allianz als grösste Verlierer zwischen 2,5 und 3,5 Prozent ein und litten damit besonders unter den Lockdown-Sorgen. Die Anteilsscheine des Versorgers Eon gaben um 2,6 Prozent nach. Die US-Bank Morgan Stanley hat den Daumen gesenkt. Die Papiere des Essenslieferdienstes Delivery Hero legten indes als Favorit im Index um 1,2 Prozent zu und näherten sich damit auch wieder ihrem vor einem Monat erreichten Rekordhoch.

Auch allgemein standen die Corona-Krisengewinner wieder mit Kursaufschlägen im Fokus: Für die Aktien des Kochboxen-Lieferanten Hellofresh ging der Rekordlauf im MDax weiter. Nach einem Plus von 15 Prozent am Vortag stiegen sie um weitere 6,8 Prozent. Die Wochenbilanz ist mittlerweile ein Kurssprung um fast ein Drittel. Neuen Auftrieb gab vor allem eine Kaufempfehlung von Kepler Cheuvreux, die mit einem Kursziel von 96,40 Euro für Aufmerksamkeit sorgte. Shop Apotheke legten um 2,1 Prozent zu und im SDax gewannen die Titel des Modehändlers Global Fashion Group 3,6 Prozent.

Die Aktien des Leasing-Spezialisten Grenke sprangen um 7,3 Prozent hoch. Am Vorabend hatte die US-Ratingagentur S&P die Kreditwürdigkeit des Unternehmens bestätigt und die Prüfung einer Herabstufung aufgehoben, was ein Marktteilnehmer positiv wertete.

Die Papiere des Medizintechnikunternehmens Carl Zeiss Meditec gaben nach endgültigen Zahlen und Aussagen zum neuen Geschäftsjahr um 1,5 Prozent nach. Fraport büssten 3,0 Prozent ein, nachdem der Flughafenbetreiber für November coronabedingt einen heftigen Rückgang des Passagierverkehrs am Frankfurter Flughafen veröffentlichte.

Der Euro stieg am Morgen zunächst weiter in Richtung 1,22 US-Dollar, reagierte dann aber mit Verlusten auf deutliche Worte des französischen Notenbankchefs und EZB-Rats Francois Villeroy de Galhau. Am Nachmittag wurde die Gemeinschaftswährung mit 1,2119 Dollar gehandelt. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs zuletzt am Donnerstagnachmittag auf 1,2115 Dollar festgesetzt.

Am Rentenmarkt fiel die Umlaufrendite von minus 0,62 Prozent am Vortag auf minus 0,63 Prozent. Der Rentenindex Rex stieg um 0,06 Prozent auf 146,55 Punkte. Der Bund-Future (März-Kontrakt) legte um 0,24 Prozent auf 178,69 Punkte zu./ck

--- Von Claudia Müller, dpa-AFX ---