FRANKFURT (awp international) - Der Dax steht quasi still. Trotz zahlreicher Quartalsberichte und teils kräftiger Kursausschläge bei Einzelwerten hat der deutsche Leitindex auch am Donnerstagnachmittag keine klare Richtung eingeschlagen. Mit einem Minus von 0,07 Prozent beim Stand von 12 625,04 Punkten kam das Barometer kaum vom Fleck.

Der Leitindex drücke sich um eine Entscheidung, stellte Analyst Jochen Stanzl von CMC Markets fest. Wie festgenagelt hänge der Dax in der Mitte der Handelsspanne zwischen 12 717 und 12 535 Punkten. Falle eine der beiden Grenzen, dürfte die nächste Richtung bestimmt werden, bis dahin drohe weiter eine impulsarme Sommerzeit.

Etwas mehr Dynamik zeigten am Donnerstag immerhin die Nebenwerte-Indizes. So gewann der MDax der mittelgrossen deutschen Unternehmen zuletzt um 0,32 Prozent auf 26 878,45 Zähler. Der Technologiewerte-Index TecDax legte um 0,50 Prozent auf 2941,72 Punkte zu. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 gab indes um 0,20 Prozent auf 3486,47 Punkte nach.

Der internationale Handelsstreit bleibt im Fokus der Anleger. Auf die neuen US-Zölle für China hatte das Reich der Mitte nun Vergeltungszöllen in gleicher Höhe angekündigt. Auch wenn die USA die negativen Effekte einer fortwährenden Eskalation des Konflikts ebenfalls spüren dürften, seien Investoren der Ansicht, dass die US-Wirtschaft aus diesem Streit als Sieger hervorgehe, schrieb Analyst Milan Cutkovic vom Broker AxiTrader. Dies bringe der Wall Street Schwung, während Anleger in Asien und Europa weiter zurückhaltend agierten.

Mit der Deutschen Telekom , Merck KGaA , Thyssenkrupp und Adidas berichten am vorletzten Handelstag der Woche vier Konzerne aus der ersten deutschen Börsenliga über ihre jüngste Geschäftsentwicklung. Dazu gibt es eine grössere Menge an Bilanzen von Unternehmen aus den Reihen hinter dem Dax.

Die Adidas-Anteile sprangen mit einem Plus von fast 10 Prozent an die Dax-Spitze nach besser als erwartet ausgefallenen Zahlen für das zweite Quartal. Damit findet die verhaltene Entwicklung der vergangenen Wochen ein Ende. Marktteilnehmer merkten an, dass das Gewinnziel des Sportartikelherstellers für das Gesamtjahr nun konservativ erscheine und die Aktie im Vergleich zu dem Wettbewerber Nike günstig bewertet sei.

Ernüchterung machte sich indes bei den Anleger des Pharma- und Spezialchemiekonzerns Merck KGaA breit, der einen Gewinnrückgang verkraften muss. Das laufende Jahr bleibe ein "Übergangsjahr mit vielen Herausforderungen", erklärte Vorstandschef Stefan Oschmann. Die Merck-Aktien verloren als schwächster Dax-Wert mehr als 3 Prozent. Sie seien zuletzt gut gelaufen, der Quartalsbericht gebe keinen Anlass für weitere Käufe, kommentierte ein Börsianer.

Die Papiere der Deutschen Telekom sanken um 0,3 Prozent. Die Bonner wurden im zweiten Quartal vom starken Euro gebremst, erhöhten aber die Ergebnisprognose. Thyssenkrupp zeigten sich am Nachmittag mit minus 1,7 Prozent deutlich schwächer. Ein Händler sagte, die Kennziffern des Industriekonzerns lägen unter den Erwartungen. Der Fokus richte sich aber mehr auf die Veränderungen im Konzern.

Im MDax eroberten die Papiere des Online-Modehändlers Zalando mit plus 3,3 Prozent die Spitze und erholten sich damit von ihren Verlusten der vergangenen Tage. Nach Quartalszahlen drehten die Papiere des Werbedienstleisters Ströer nach Kursgewinnen im frühen Handel ins Minus und verloren zuletzt am MDax-Ende dreieinhalb Prozent. Analyst Craig Abbott von Kepler Cheuvreux wies darauf hin, dass der Anstieg des operativen Gewinns (Ebitda) fast ausschliesslich auf das Konto des Direktmarketings gehe, während die Aussenwerbung hier einen Rückgang verbucht habe.

Im TecDax waren die Aktien von Evotec mit plus 4,2 Prozent vorne, nachdem das Biotechunternehmen seine Gewinnprognose trotz höherer Forschungsausgaben bestätigt hatte. Die Zahlen zum ersten Halbjahr seien ausserdem etwas besser als erwartet, sagte ein Händler. Compugroup gewannen nach Zahlen 3,5 Prozent. Die Geschäfte des auf Arztpraxen und Apotheken spezialisierten Softwareherstellers entwickeln sich dank der elektronischen Gesundheitskarte immer besser.

Die Anteile des Solartechnik-Konzerns SMA Solar brachen nach Zahlen um mehr als 11 Prozent ein. Die Hessen sehen sich trotz mancher Widrigkeiten auf Kurs zu ihren Jahreszielen. Am Markt wird dies aber offenbar skeptischer gesehen.

Am Rentenmarkt stagnierte die Umlaufrendite bei 0,21 Prozent. Der Rentenindex Rex stieg um 0,05 Prozent auf 141,15 Punkte. Der Bund-Future gewann 0,14 Prozent auf 162,40 Punkte. Der Euro kostete zuletzt 1,1596 US-Dollar. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs am Mittwochnachmittag auf 1,1589 (Dienstag: 1,1602) Dollar festgesetzt./ajx/jha/

--- Von Achim Jüngling, dpa-AFX ---