FRANKFURT (awp international) - Die Kurs-Schwäche des Euro und Entspannungssignale zwischen den USA und China haben den Dax am Dienstag auf ein weiteres Rekordhoch getrieben. Inzwischen rückt auch die 16 200-Punkte-Marke immer näher.

"Die Börsianer scheinen sich im Moment nur eine Frage zu stellen: Wie hoch kann der Dax fliegen?", schrieb Portfoliomanager Thomas Altmann von QC Partners in Frankfurt. Die Zahl derer, die die Jahresend-Party per Gewinnmitnahmen vorzeitig verliessen, sei derzeit extrem gering. Allerdings gebe es Grund zur Vorsicht, denn die Kaufbereitschaft an starken Tagen nehme ab, wie an den Handelsumsätzen abzulesen sei. Zudem sei der Dax nach der Rekordjagd aus technischer Sicht überkauft.

Zur Mittagszeit legte das deutsche Börsenbarometer um 0,27 Prozent auf 16 192,16 Punkte zu, nachdem es zeitweise bis auf rund 16 199 Punkte geklettert war. Der MDax der mittelgrossen Börsentitel gewann zuletzt 0,13 Prozent auf 36 157,49 Zähler. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 stieg um 0,24 Prozent.

Ein schwächerer Euro hilft tendenziell der exportorientierten deutschen Wirtschaft. Einige weltweit agierende Konzerne wie etwa Heidelbergcement könnten zudem von umfangreichen Infrastrukturprojekten profitieren, für die US-Präsident Joe Biden den Weg frei gemacht hatte. Ausserdem verlief ein Video-Gipfel von Biden und Chinas Staats- und Parteichef Xi Jinping erfreulich. Biden betonte, der Wettbewerb mit China dürfe nicht in einen Konflikt ausarten und auch Xi äusserte sich positiv. Unter Bidens Vorgänger Donald Trump war das Verhältnis stark angespannt.

Bevor die Anleger am Nachmittag auf die US-Einzelhandelsumsätze und die US-Industrieproduktion schauen, standen am deutschen Aktienmarkt vor allem die Aktien von Thyssenkrupp im Fokus. Sie zogen im MDax mit einem Plus von knapp 6 Prozent auf den höchsten Stand seit Mitte Juni und nahmen die Index-Spitze ein.

Die Nachrichtenagentur Bloomberg hatte am Vorabend unter Berufung auf mit der Situation vertraute Personen berichtet, dass Thyssenkrupp die Pläne für einen möglichen Börsengang seines Geschäfts mit Wasserstoff-Elektrolyseuren vorantreibt, was der Stahl- und Industriekonzern selbst aber nicht kommentieren wollte. Laut den Bloomberg-Quellen prüft Thyssenkrupp eine Notierung des Gemeinschaftsunternehmens Uhde Chlorine Engineers im ersten Quartal 2022. Dabei könnte das Geschäft mit bis zu fünf Milliarden Euro bewertet werden.

Um knapp 3 Prozent ging es für die Aktien des Funkturm-Betreibers Vantage Towers nach oben. Nachdem sie am Vortag nur im frühen Handel von vorgelegten Halbjahreszahlen und einer optimistischeren Prognose profitiert hatten, half nun wohl die erfreuliche Geschäftsentwicklung der Muttergesellschaft Vodafone .

Die Anteile von Heidelbergcement gaben nach einem freundlichen Start ihre Gewinne fast komplett ab und legten zuletzt nur noch um 0,2 Prozent zu. Abgesehen von der Unterstützung durch das US-Infrastrukturpaket gab es eine Studie der französischen Grossbank Societe Generale. Analyst Xavier Marchand hob die Aktie des Baustoffherstellers auf "Buy" und ist nach dem Kursrückschlag unter Bau- und Baustoffwerten seit dem Hoch im August wieder optimistischer für die gesamte Branche. Es gebe Anzeichen, dass die Energie- und Frachtkosten ihren Höhepunkt erreicht hätten, schrieb er.

Für Dermapharm ging es im SDax nach gesenktem Jahresumsatzziel um 6,3 Prozent abwärts auf den tiefsten Stand seit September. Zooplus zeigten sich nach der Vorlage ihres Geschäftsberichts kaum verändert, was angesichts der laufenden Übernahme des Onlinehändlers für den Haustierbedarf aber nicht verwundert./ck/jha/

--- Von Claudia Müller, dpa-AFX ---