FRANKFURT (awp international) - Nach zwei Tagen mit Gewinnen geben sich die Anleger am deutschen Aktienmarkt am Mittwoch wieder zögerlich. Die laufende Bilanzsaison der Unternehmen brachte mit Blick auf den Gesamtmarkt kaum frische Impulse. Hier gab es positive wie negative Überraschungen. Auch hielten sich die Anleger vor den bald anstehenden wichtigen geldpolitischen Entscheidungen mit Käufen zurück, sodass der Dax bis zum Mittag kaum von der Stelle kam. Zuletzt stieg der deutsche Leitindex dünne 0,05 Prozent auf 12 436,76 Punkte. Damit ringt das Börsenbarometer weiterhin mit dem Widerstand um die Marke von 12 400 Punkten - ein Bereich, der sich jüngst immer wieder als zu hohe Hürde erwiesen hatte.

Grosse Kursbewegungen waren auch beim MDax nicht zu beobachten, der Index der mittelgrossen Unternehmenswerte verbuchte zuletzt ein Minus von 0,10 Prozent auf 26 032,84 Zähler. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 lag hauchdünn im Plus.

Nach den jüngsten Äusserungen von Fed-Chef Jerome Powell und anderen Fed-Mitgliedern gilt eine Zinssenkung Ende Juli am Markt zwar als ausgemacht, fraglich bleibt aber, ob und inwieweit die US-Notenbanker nachlegen werden. Auch die Europäische Zentralbank unterstrich bereits ihre Handlungsbereitschaft.

Bis die Anleger auf die Frage der weiteren Geldpolitik Antworten erhalten, dominiert die anlaufende Bilanzsaison das Börsengeschehen.

Nach dem Kursrutsch bei US-Halbleiterwerten lag das Augenmerk der Investoren zur Wochenmitte europaweit auf dem Technologiesektor. Enttäuschenden Gewinnen beim schwedischen Telekomausrüster Ericsson standen überraschend gute Quartalszahlen vom niederländischen Chipausrüster ASML und von Dialog Semiconductor gegenüber.

Der im MDax notierte Chiphersteller hatte im zweiten Quartal Umsatz und Ergebnis gesteigert und die eigenen Prognosen leicht übertroffen. "Wenn man berücksichtigt, dass das Unternehmen noch immer Apple mit Halbleitern beliefert, ist das eine gute Indikation für die Smartphone-Produktion", schrieb Analyst Mitch Steves von der Bank RBC. Auch die Anleger zeigten sich erfreut: Dialog-Papiere kletterten an der MDax-Spitze auf ein neues Zwischenhoch bei 38,65 Euro, zuletzt betrug das Plus noch mehr als zweieinhalb Prozent.

Gleichzeitig häufen sich weiter die Gewinnwarnungen. So kappte der Chemikalienhändler Brenntag nach einer spürbaren Abschwächung der Nachfrage im Juni seine Prognose für den operativen Gewinn im Gesamtjahr. Analysten verwiesen allerdings auf überraschend starke Zahlen zum zweiten Quartal und rieten, eine Kursschwäche zum Einstieg zu nutzen. Die Gewinnwarnung habe nicht sonderlich überrascht, hiess es. Brenntag notierten zuletzt mit knapp einem Prozent im Minus.

Im Dax machte Börsenexperte Andreas Lipkow von der Comdirect Bank eine "klassische Rotation" der Anlegerlieblinge aus. "Es gibt zwar einige Branchen, die durch positive Impulse wachgeküsst werden, aber die Kaufbereitschaft strahlt weiterhin nicht vollends ab." Stattdessen erschienen selektive Käufe durch Verkäufe anderer Unternehmen finanziert. So rutschten die zuletzt angestiegenen Aktien von Fresenius, FMC und Wirecard an das Index-Ende. Papiere des Versorgers RWE führten mit knapp zwei Prozent Plus. Diese Situation dürfte laut Lipkow noch bis zu Nachmittag anhalten, wenn aus den USA neue Unternehmensmeldungen in die Märkte kämen.

Die Salzgitter-Papiere setzten nach skeptischen Analystenkommentaren ihre Talfahrt fort. So strich etwa die Deutsche Bank ihre Kaufempfehlung für die Aktie. Der Kurs des Stahlkochers fiel bis auf 19,715 Euro und damit auf den tiefsten Stand seit Februar 2016. Zuletzt rutschten die Aktien als Schlusslicht im Kleinwerteindex SDax um 4,52 Prozent auf 19,87 Euro ab. Alan Spence von der Investmentbank Jefferies kappte in einer Branchenstudie derweil durch die Bank die Gewinnschätzungen und Kursziele. Dies erwischte auch den Aktienkurs des Stahlhändlers Klöckner hart - dieser fiel mit rund vier Prozent Abschlag bei 4,514 Euro auf ein Rekordtief./tav/fba

--- Von Tanja Vedder, dpa-AFX ---