FRANKFURT (awp international) - Von geldpolitischen Signalen der wichtigsten Währungshüter im Wochenverlauf lassen sich die Anleger in Europa nicht Bange machen. Der Dax setzte seinen Erholungskurs am Montag bis auf 15 794 Punkte fort und blieb damit nur knapp unter dem Hoch der Vorwoche. Am Nachmittag lag er mit 0,9 Prozent im Plus bei 15 763 Punkten. Der Dax hat sich nach seinem kräftigen Rückschlag vom Rekordhoch Mitte November bei 16 290 Punkte auf rund 15 000 Punkte zum Monatsende zuletzt wieder gefangen. Er hielt, wenn auch mit Mühe, seine 200-Tage-Linie, die bei Börsianern als Gradmesser für den längerfristigen Trend gilt.

Der MDax der mittelgrossen Börsenwerte stieg am Montag um 0,9 Prozent auf 34 693 Punkte. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 legte 0,6 Prozent zu auf 4224 Punkte.

Neben der US-Notenbank werden in den kommenden Tagen auch die Währungshüter aus Europa, Grossbritannien und auch Japan den weiteren geldpolitischen Kurs festlegen. Dabei treibt die Marktteilnehmer besonders um, ob die Fed in den USA bereits eine Zinswende einläutet oder nicht.

"Vor dem Hintergrund der weiter steigenden Inflation und nach dem Eingeständnis des Fed-Chefs Jerome Powell, dass die Inflation doch nicht vorübergehend sei, werden die Investoren ganz genau hinhören, wenn das Gremium seinen geldpolitischen Fahrplan für das kommende Jahr vorstellt", erklärte Jürgen Molnar, Kapitalmarktstratege von RoboMarkets. "Eine beschleunigte Reduzierung der Anleihekäufe sowie drei Zinserhöhungen im kommenden Jahr scheinen eingepreist, jede noch so kleine Straffung darüber hinaus dürfte einer möglichen Jahresendrally am Aktienmarkt den nächsten Stein in den Weg legen."

Mark Haefele, Chefanlagestratege der UBS Vermögensverwaltung, rechnet indes nicht damit, dass der Aktienmarkt durch Inflationssorgen aus der Bahn geworfen wird. Die Fed bleibe erpicht auf Wachstum, und nicht auf aggressive Bekämpfung der Teuerung, so der Experte. Mit Schwankungen müssten die Anleger allerdings klarkommen.

Unter den Einzelwerten standen die Papiere von Daimler Truck mit weiteren Ersteinstufungen von Analysten im Fokus. Die Nutzfahrzeugsparte von Daimler war am Freitag vom Konzern abgespalten und eigenständig an die Börse gebracht worden. Experten mögen die Anlagestory des Lkw-Marktführers mit Kurszielen von bis zu 48 Euro. Am Freitag zu 28 Euro gestartet, schossen sie inzwischen bis auf 32,855 Euro nach oben.

Auch den Papieren der ehemaligen Mutter Daimler, die noch gut ein Drittel hält, tut die Abnabelung gut. Börsianer setzen auf eine höhere Bewertung der einzelnen Konzernteile, was mit steigenden Kursen einzutreffen scheint.

Auch andere Kursbewegungen werden insbesondere von Analystenkommentaren getrieben. So beispielsweise der Anstieg von 3 Prozent bei SAP nach einer Kaufempfehlung der UBS. Experte Michael Briest setzt auf eine Beschleunigung des Cloud-Geschäfts im kommenden Jahr, die die Neubewertung der Papiere vorantreibt. Im MDax gewannen Hugo Boss zwischenzeitlich fast 4 Prozent. Andreas Riemann von Oddo BHF sieht den Wandel der Metzinger erst am Anfang.

Carl Zeiss Meditec machten mit einem Satz von über 7 Prozent den Dämpfer vom Freitag nach Geschäftszahlen endgültig vergessen. Falko Friedrichs von der Deutschen Bank beruhigte und avisierte ein vielversprechendes neues Geschäftsjahr.

Aktien von United Internet profitierten von den Plänen des Vorstandschefs zur Anteilsaufstockung. Ralph Dommermuth erhielt verschiedene Angebote zum ausserbörslichen Kauf von Aktienpaketen. Er hatte sich zuletzt offen gezeigt, bis zu 35 Euro je Aktie zu zahlen und damit mehr, als Anleger momentan an der Börse hinblättern müssen.

Der Euro erwischte mit dem Rutsch auf 1,1260 Dollar einen schwächeren Wochenstart, nachdem er am Freitag nach US-Inflationszahlen noch über 1,13 Dollar geklettert war. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs am Freitagnachmittag auf 1,1273 Dollar festgesetzt.

Am Rentenmarkt fiel die Umlaufrendite von minus 0,42 auf minus 0,44 Prozent. Der Rentenindex Rex stieg um 0,03 Prozent auf 145,52 Punkte. Der Bund-Future stieg um 0,15 Prozent auf 174,23 Punkte./ag/nas