FRANKFURT (awp international) - Der Dax hat am Freitag sehr positiv auf den Arbeitsmarktbericht der US-Regierung reagiert. Er baute seine Gewinne sichtbar aus und erreichte bei 12 989 Punkten den höchsten Stand seit Juni 2018. Zuletzt behauptete er ein Plus von 0,83 Prozent auf 12 973,12 Punkte. Davor war er bereits von positiven Konjunkturnachrichten aus China gestützt worden.

Die Hürde von 13 000 Punkten, die der Dax letztmals Mitte 2018 überwunden hatte, hat damit zwar erst einmal Bestand. Doch Marktexperte Andreas Lipkow von der Comdirect Bank geht davon aus, dass der Start einer Jahresendrally "lediglich eine Frage der Zeit sein dürfte".

Die US-Wirtschaft hat im Oktober deutlich mehr Arbeitsplätze geschaffen als erwartet. Zudem fiel der Stellenzuwachs in den beiden Vormonaten merklich höher aus als bisher bekannt. Derweil stiegen die Stundenlöhne etwas weniger stark als prognostiziert. Ralf Umlauf von der Landesbank Helaba sprach von insgesamt überzeugenden Zahlen. Der US-Arbeitsmarkt zeige sich trotz der Schwäche der Industrie robust.

Obwohl aus dem Bericht keine höheren Inflationsrisiken abzuleiten seien, dürfte er Hoffnungen auf weitere Zinssenkungen durch die US-Notenbank Fed tendenziell dämpfen, meint Umlauf. Amerikas Währungshüter hatten am Mittwochabend zum dritten Mal in Folge die Zinsen gesenkt, aber schon eindeutige Signale gesendet, dass nun erst einmal keine weitere geldpolitische Lockerung anstehe.

Trotz der jüngsten Schwächephase steuert der Dax auf ein Wochenplus von mehr als einem halben Prozent zu. Den Monat Oktober hatte er nach einer dreiwöchigen Rally am Donnerstag mit einem satten Kurszuwachs von dreieinhalb Prozent beendet. Seit Jahresbeginn steht aktuell ein beeindruckendes Plus von fast 23 Prozent zu Buche. Für den MDax der mittelgrossen Unternehmen ging es zuletzt um 0,99 Prozent auf 26 508,41 Punkte hoch. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 stieg um 0,67 Prozent auf 3628,41 Zähler.

Die Zahl kursbewegender Firmennachrichten am deutschen Markt war am Freitag überschaubar. Dass die Holding EPGC des tschechischen Milliardärs Daniel Kretinsky ihren Metro-Anteil auf knapp unter 30 Prozent erhöht hat, bescherte dem Handelskonzern im MDax ein Kursplus von über anderthalb Prozent. Man habe eine Option ausgeübt, ein Aktienpaket von der Haniel-Familie zu kaufen, und es gebe die Option, weitere Aktien von Haniel zu kaufen, hatte EPGC am Donnerstagabend mitgeteilt. Schon jetzt ist EPGC grösster Metro-Einzelaktionär. Ein Börsianer zeigte sich angesichts des gescheiterten Übernahmeversuchs im August überrascht von Kretinskys anhaltendem Interesse an dem Unternehmen.

Stahlwerte profitierten laut Händlern davon, dass überraschend gute Quartalszahlen des Stahlunternehmens US Steel sowie die aktuellen China-Daten die Stimmung für die gesamte Branche aufgehellt hätten. Im MDax zählten Thyssenkrupp und im Nebenwerte-Index SDax Klöckner & Co mit Kursgewinnen von mehr als drei beziehungsweise dreieinhalb Prozent zu den Favoriten. Salzgitter verteuerten sich um knapp drei Prozent.

Ansonsten sorgten einige Analystenkommentare für Kursausschläge. Die Anteilseigner des Autozulieferers Continental konnten sich dank einer Kaufempfehlung der Citigroup über einen Kursanstieg von über zwei Prozent sowie einen der vorderen Dax-Plätze freuen. Die Analysten sehen erhebliches Potenzial durch Restrukturierungsmassnahmen. Vortags hatte die Aktie wie die gesamte Autobranche unter Chinas Zweifeln an einem möglichen Abkommen mit den USA gelitten.

Derweil stand Delivery Hero im MDax zuletzt noch knapp im Minus, nachdem die Commerzbank ihr Kaufvotum gestrichen hatte. Zwar belegten die Quartalszahlen vom Vortag und das erneut angehobene Umsatzziel das starke Wachstum des Essenslieferanten, räumte Analyst Stephan Klepp ein. Doch dieses Wachstum koste Geld und lasse die Verluste weiter steigen, weshalb ihn die Resultate nicht beeindruckten. Das hatte der Markt ähnlich gesehen: Am Donnerstag war die Aktie fast fünf Prozent schwächer aus dem Handel gegangen.

Am Rentenmarkt verharrte die Umlaufrendite bei minus 0,40 Prozent. Der Rentenindex Rex fiel um 0,01 Prozent auf 144,90 Punkte. Der Bund-Future sank um 0,03 Prozent auf 171,81 Punkte.

Der Euro notierte bei 1,1149 US-Dollar. Die Europäische Zentralbank hatte den Referenzkurs am Donnerstag auf 1,1154 (Mittwoch: 1,1106) Dollar festgesetzt und der Dollar hatte damit 0,8965 (0,9004) gekostet./gl/men

--- Von Gerold Löhle, dpa-AFX ---