FRANKFURT (awp international) - Zum Wochenstart hat der deutsche Aktienmarkt sich in der Gewinnzone behauptet. Der Dax stand am Montagmittag mit 0,59 Prozent im Plus bei 15 623,59 Zählern. Mit dem Wahlsieg der SPD bei der Bundestagswahl steht zwar noch längst keine Regierungskoalition fest, doch das grösste Schreckgespenst der Investoren eines Linksrucks in Deutschland ist vertrieben. Das zumindest beruhigt laut Beobachtern die Gemüter.

Der MDax der mittelgrossen Börsenwerte rückte zuletzt um 0,69 Prozent auf 35 526,55 Punkte vor. Der Leitindex der Eurozone, der EuroStoxx 50 , verzeichnete einen Aufschlag von gut einem halben Prozent.

Die Börsianer schliessen indes nicht aus, dass es bei der Regierungsbildung abermals zu einer wochenlangen Hängepartie kommt wie nach der Wahl 2017. Denn sowohl Olaf Scholz (SPD) als auch Armin Laschet (CDU) beanspruchen die Kanzlerschaft. Beide schielen auf ein Bündnis mit FDP und Grünen.

Nach Einschätzung von Michael Hewson von CMC Markets UK richtet sich die Aufmerksamkeit der Anleger nun wieder auf die zuletzt am Markt dominierenden Themen. Dazu zählt er "Lieferkettenblockaden, steigende Energiepreise und zunehmenden Inflationsdruck". Auch die Angst vor Ansteckungseffekten durch die Krise des chinesischen Immobilienkonzerns Evergrande sei noch nicht verschwunden. In der vergangenen Woche war der Dax im Sog der Evergrande-Krise zeitweise auf den tiefsten Stand seit vier Monaten gefallen - die Aussicht auf eine vorerst weiter lockere Geldpolitik der US-Notenbank Fed hatte dann aber für Erleichterung und letztlich ein kleines Wochenplus gesorgt.

Auf Unternehmensseite hierzulande zog die Aussicht auf eine künftige Regierungsbeteiligung der Grünen am Montag die Anleger verstärkt in die Papiere aus dem Bereich Windkraft und Erneuerbare Energien. Siemens Energy etwa verteuerten sich als einer der Dax-Favoriten um knapp 3 Prozent. Encavis zogen mit 3,3 Prozent noch etwas stärker an, der Windkraft- und Solarparkbetreiber verkündete zudem den Ausbau des Portfolios in Frankreich. Auch für Nordex ging es nach oben, hier betrug das Plus zuletzt rund ein Prozent.

Das Ergebnis der Bundestagswahl hat die Anleger in Immobilienwerte getrieben. Börsianern zufolge wurden Investoren vor allem bei Wohnimmobilien-Aktien zum Zugreifen ermutigt, weil eine rot-rot-grüne Koalition auf Bundesebene vom Tisch ist. Allen voran rückten die Aktien von Vonovia an der Dax -Spitze um 4,1 Prozent vor, während LEG und Aroundtown im MDax um bis zu 2,9 Prozent stiegen.

Auch Anteile von Klöckner & Co kamen in Fahrt, sie verteuerten sich nach angehobenen Zielen des Stahlhändlers um mehr als sieben Prozent. Der Stahlhändler wird wegen der guten Entwicklung der Stahlpreise optimistischer. Eine gesenkte Quartalsprognose des Laserspezialisten LPKF sorgte hingegen für starke Stimmungsschwankungen unter den Anlegern, nach zwischenzeitlichen Gewinnen rutschten die Aktien zuletzt um fast vier Prozent ab.

Zooplus stiegen um mehr als vier Prozent, denn der Bieterwettstreit um den Online-Tierbedarfshändler geht in eine neue Runde. Mit einem Angebot von 470 Euro je Aktie überbietet der Finanzinvestor EQT nun die erst kürzlich angehobene Offerte des Konkurrenten Hellman & Friedman (H&F). Womöglich setzt der Markt aber weiter auf mehr, denn inzwischen notieren die Aktien über 485 Euro.

Zudem bewegten einige Analystenstudien. Eine zurückgezogene Kaufempfehlung der Bank of America (Bofa) befeuerte die jüngste Talfahrt von Zalando , die Papiere des Online-Modehändlers verloren rund 1,3 Prozent. Ein optimistischeres Anlagevotum ebenfalls von der Bofa trieb hingegen den Kurs des Düngerkonzerns K+S auf ein Hoch seit zwei Jahren, zuletzt rückten die Papiere um mehr als 5 Prozent vor./tav/jha/

--- Von Tanja Vedder, dpa-AFX ---