FRANKFURT (awp international) - Der deutsche Aktienmarkt hat sich am vorletzten Handelstag des Jahres weiter auf Rekordniveau bewegt. In dem generell freundlichen Umfeld waren im frühen Handel am Dienstag der Leitindex Dax , der MDax der mittelgrossen Werte und der Nebenwerteindex SDax in noch nie dagewesene Höhen geklettert.

Der Dax hatte bei gut 13 903 Punkten ein Rekordhoch markiert und verlor dann an Schwung. Am Mittag stand das Börsenbarometer nur noch 0,30 Prozent höher bei 13 831,98 Punkten. Der MDax notierte 0,99 Prozent im Plus bei 30 960,11 Punkten und der SDax stieg um 0,83 Prozent. Für den EuroStoxx 50 als Leitindex der Eurozone ging es um 0,38 Prozent nach oben.

Bereits am Montag war dem Dax erstmals in seiner Geschichte der Sprung über 13 800 Punkte gelungen, nachdem zuvor mit dem Brexit-Handelspakt und dem US-Corona-Hilfspaket grosse Unsicherheiten aus dem Weg geräumt worden waren. Rückenwind für den Aktienmarkt kam nun unter anderem von den asiatischen Börsen, die zum Teil deutlich im Plus schlossen.

In Asien wurde positiv gewertet, dass das US-Repräsentantenhaus für eine Anhebung der Corona-Hilfszahlungen an Bürger gestimmt hatte. Ob jedoch der Vorstoss auch die Zustimmung des von den Republikanern dominierten Senats bekommen wird, ist fraglich. Die Republikaner dort hatten sich immer wieder gegen ein grosszügigeres Konjunkturpaket ausgesprochen.

Gleichwohl bleibe die Kaufbereitschaft der Investoren für Aktien erst einmal hoch, sagte Marktexperte Andreas Lipkow von Comdirect. Weitere Investorengelder strömten aktuell auch in europäische und damit in deutsche Aktien. "Das Börsenjahr 2020 kann sich aus diesem Aspekt heraus durchaus sehen lassen", resümierte der Experte. Aktuell steuert der Dax trotz der schweren Corona-Krise auf einen Jahresgewinn von gut vier Prozent zu.

An diesem Dienstag kletterten die Aktien von SAP mit einem Plus von mehr als zwei Prozent an die Dax-Spitze. Der deutsche Softwaregigant treibt die Pläne für den Börsengang seiner US-Tochter Qualtrics voran. Die Corona-Krise stellt dabei keinen Bremsklotz dar, ganz im Gegenteil: An den US-Börsen sind Tech-Börsengänge etwa von Airbnb oder des Essensauslieferers Doordash in den vergangenen Wochen extrem gut über die Bühne gegangen.

SAP-Anleger begrüssten denn auch die ersten Details zum Börsengang von Qualtrics, nachdem SAP im Sommer die für Experten damals eher überraschenden Pläne bekannt gegeben hatte. Der Dax-Konzern könnte jetzt eine Gelegenheit nutzen, den Zukauf zu günstigen Bedingungen zu Geld zu machen.

Weiterhin beflügelt von der Impfstoffhoffnung in der Corona-Krise schnellten die Papiere der Lufthansa mit einem Aufschlag von gut sechs Prozent an die MDax-Spitze. Als ermutigend könnten Anleger auch Aussagen des Verwaltungsratspräsidenten der Schweizer Tochter Swiss gewertet haben. Reto Francioni legte in einem Interview mit der "Neuen Zürcher Zeitung" für 2021 Hoffnung in den Interkontinental-Verkehr. Er sieht die Lufthansa-Tochter Swiss auch bis auf weiteres mit ausreichend Liquidität ausgestattet.

Demgegenüber kehrten Anleger den Aktien der zuletzt stark gelaufenen Corona-Impstoffhersteller Biontech und Curevac den Rücken zu. Auf der Handelsplattform Tradegate verloren die Papiere des Mainzer Herstellers Biontech mehr als fünf Prozent und die Anteilsscheine von Curevac sackten gar um fast elf Prozent ab. Ein Händler sprach vor allem von Gewinnmitnahmen, nachdem die Impfungen nun tatsächlich angelaufen sind. Bei Curevac könnte womöglich auch eine Rolle spielen, dass sich dessen Impfstoff anders als der von Biontech noch in der Studienphase befindet und noch kein Zulassungsantrag gestellt wurde. Bei Biontech wiederum täten erste Berichte über Lieferkettenprobleme, wie etwa bei der Kühlung des Impfstoffs, den Kursen ebenfalls nicht gut, ergänzte der Börsianer./la/jha/

--- Von Lutz Alexander, dpa-AFX ---