FRANKFURT (awp international) - Sehr hohe Kursverluste bei Automobil-Aktien nach einer Gewinnwarnung von Daimler haben am Donnerstag den Dax unter 12 600 Punkte gedrückt. Gegen Mittag verlor der deutsche Leitindex 0,93 Prozent auf 12 577,48 Punkte. Die Daimler-Papiere sackten um mehr als 4 Prozent ab. In der europäischen Stoxx-600-Branchenübersicht war der Autosektor mit minus 2,5 Prozent der schwächste.

Die zur Wochenmitte erreichten neuen Rekorde an der US-Technologiebörse Nasdaq gaben Technologiewerten in Deutschland anfangs noch Rückenwind, der aber nicht lange anhielt. So stand der TecDax zuletzt 0,57 Prozent tiefer auf 2814,77 Punkten. Für den MDax der mittelgrossen Unternehmen ging es um 0,54 Prozent abwärts auf 26 387,29 Punkte. Der EuroStoxx 50 als Leitindex der Eurozone verbuchte ein Minus von 0,60 Prozent auf 3418,95 Punkte.

Am Nachmittag rücken Konjunkturdaten aus den USA in den Fokus. Dabei dürften Investoren vor allem darauf schauen, ob sich der internationale Handelskonflikt negativ niederschlägt.

Das Handelsthema bleibe akut, schrieb Marktanalyst Milan Cutkovic vom Broker AxiTrader in einem Kommentar. Auf dem Börsenparkett sei zwar keine Panik spürbar, aber die Unsicherheit trübe die Stimmung. Anleger dürften daher noch vorsichtig bleiben. Viele glaubten aber daran, dass es doch noch zu einer Einigung zwischen den beteiligten Ländern komme. Schliesslich stehe für China, die Europäische Union, aber auch für die USA zu viel auf dem Spiel.

Die Gewinnwarnung von Daimler sei eine Furche, die der Konflikt bereits sichtbar hinterlassen habe, sagte Analyst Jochen Stanzl von CMC Markets. Im laufenden Jahr erwartet der Autokonzern nun ein Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) leicht unter dem Vorjahresniveau. Bisher hatte der Dax-Konzern ein Ebit leicht über dem 2017er Wert von 14,7 Milliarden Euro angepeilt. Der Konzern rechnet mit einer Zurückhaltung chinesischer Autokäufer und verwies am Mittwochabend zudem auf Kosten wegen des Rückrufs hunderttausender Dieselfahrzeuge in Europa.

Die Daimler-Papiere kosteten zuletzt 57,93 Euro. Zuvor hatten sie mit 57,65 Euro den tiefsten Stand seit dem Sommer 2016 markiert. Unter den negativen Nachrichten um Daimler litt der gesamte Sektor. Im Dax rutschten BMW sowie Volkswagen um 3,2 beziehungsweise 2,8 Prozent ab. Im MDax verloren die Zulieferer Leoni und Hella jeweils gut zweieinhalb Prozent.

Die Anteile des Sportartikelherstellers Adidas erholten sich mit plus 1 Prozent etwas von ihren seit Freitag aufgelaufenen Verlusten. Vorne im Dax gewannen Fresenius SE mehr als 1 Prozent. Merck KGaA rückten um 0,8 Prozent vor.

Der gesamte Pharma- und Gesundheitssektor zeigte sich freundlich, auch weil es vom dänischen Insulinspezialisten Novo Nordisk positive Studiendaten zu einem Medikament gab, woraufhin dessen Aktien stark zulegten. Oben im TecDax standen Aktien von Medizintechnik-Herstellern wie Siemens Healthineers mit einem Plus von eineinhalb Prozent und Drägerwerk mit einem Zuwachs von einem halben Prozent.

Ein starker Ausblick des US-Chipherstellers Micron Technology half deutschen Halbleiterwerten letztlich nicht. Die im Dax notierten Infineon-Papiere gaben um 0,8 Prozent nach. Aixtron verloren im TecDax gut 2 Prozent und Dialog Semiconductor 2,7 Prozent. Dialog hatten am Vortag bereits kräftige Einbussen verzeichnet. Die angestrebte Übernahme des US-Touchscreen-Herstellers Synaptics beurteilen viele Marktteilnehmer zunehmend skeptisch./ajx/jha/

--- Von Achim Jüngling, dpa-AFX ---