FRANKFURT (awp international) - Nach dem Kursrutsch vom Wochenstart infolge des wohl längerfristigen Gaslieferstopps Russlands durch die Nord-Stream-1-Pipeline wird der Dax am Dienstag nahe seines Vortagesschlusses erwartet. Der X-Dax als Indikator für den Leitindex signalisierte knapp eine Stunde vor dem Auftakt ein kleines Minus von -0,15 Prozent auf 12 742 Punkte. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 wird ebenfalls mit einem moderaten Abschlag erwartet.

Im Grunde sei klar gewesen, dass der russische Präsident Wladimir Putin irgendwann diese Gas-Karte spielen werde, erklärte Analyst Michael Hewson vom Broker CMC Markets. Der Fokus in Europa liege nun auf Energieeinsparungen und der Verwendung anderer Energiequellen.

Die Gaskrise hatte den Wochenstart am deutschen Aktienmarkt verhagelt. Der Dax fiel um gut zwei Prozent, war im Tief aber um mehr als drei Prozent gefallen.

Mit der Wiedereröffnung der Wall Street nach dem gestrigen Feiertag rechnet Marktbeobachter Thomas Altmann vom Vermögensverwalter QC Partners nun zumindest mit positiven Impulsen: Dort sei nach der schwachen Vorwoche ein Erholungsversuch wahrscheinlich, womit sich auch die sonst so trübe Stimmung an den europäischen Börsen etwas aufhellen dürfte. "Allerdings wagen sich viele im Vorfeld der EZB-Zinsentscheidung vom Donnerstag nicht aus der Deckung."

Auf Unternehmensseite steht der durch die Gaskrise angeschlagene Uniper -Konzern weiter im Blick. Hier spekulieren Investoren, wann der Konzern weitere Staatshilfen braucht. Die Uniper-Aktie war am Vortag auf ein Rekordtief gefallen, nachdem Russland die Gaslieferungen durch die Pipeline Nord Stream 1 nach einer angeblichen Wartungspause nicht wieder aufgenommen hatte. So muss Uniper nun noch mehr teures Gas am Markt zukaufen, um seine Lieferverpflichtungen erfüllen zu können.

Weiterhin gibt es nach langem gespannten Warten endlich Klarheit in puncto Börsengang der Volkswagen -Sportwagen-Tochter Porsche AG. So soll vorbehaltlich weiterer Kapitalmarktentwicklungen von Ende September oder Anfang Oktober ein erster Teil der Papiere in Frankfurt gehandelt werden. Vollständig umgesetzt sein könnte die Neuemission bis zum Jahresende.

Derweil müssen sich die Anleger und Passagiere der Lufthansa nach bislang fruchtlosen Tarifgesprächen auf eine zweite Runde der Pilotenstreiks einstellen. Am Freitag vergangener Woche waren wegen des ganztägigen Pilotenstreiks mehr als 800 Flüge mit 130 000 betroffenen Passagieren ausgefallen. Die Lufthansa hatte nach eigenen Angaben einen Schaden von 32 Millionen Euro erlitten.

Aktien der Optikerkette Fielmann stehen derweil wegen der gekappten Prognose des Konkurrenten Mister Spex im Blick, während die Anteile am Lebensmittellieferanten Delivery Hero von einer Kaufempfehlung durch die US-Bank Morgan Stanley profitieren könnten.

Beachtung finden dürften zudem die anstehenden Veränderungen in der Dax-Familie Beachtung - allen voran der anstehende Rollentausch von Siemens Energy und Hellofresh . Der Kochboxenversender verlässt den Dax zum 19. September in Richtung MDax , im Gegenzug rückt der erst im März aus dem deutschen Leitindex abgestiegene Energiekonzern wieder in die erste Börsenliga auf./tav/mis