FRANKFURT (awp international) - Anleger am deutschen Aktienmarkt scheinen zur Wochenmitte den Kursrutsch vom Vortag zum Einstieg und Ausbau von Aktienpositionen nutzen zu wollen. Der X-Dax als Indikator für den deutschen Leitindex Dax signalisierte eine Dreiviertelstunde vor dem Handelsauftakt ein Plus von 0,8 Prozent auf 14 977 Punkte. Eine Rückkehr über die Marke von 15 000 Zählern zeichnet sich damit jedoch noch nicht ab. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 wird ebenfalls mit Erholungsgewinnen erwartet.

Am Dienstag hatten erneut hochgekochte Inflationsängste den deutschen Aktienmarkt auf Talfahrt geschickt. Alle 30 Dax-Titel gaben nach und drückten das deutsche Börsenbarometer erstmals seit Ende März auf einen Schlusstandstand unter der 15 000er Marke.

An der Wall Street hatten die Investoren vor allem bei den Technologietiteln Kasse gemacht. Auslöser dürften vor allem die Äusserungen der ehemaligen Fed-Präsidentin und aktuellen Finanzministerin der USA, Janet Yellen, gewesen sein. Diese hatte in einem Interview gesagt, dass der deutliche Anstieg der US-Staatsausgaben in der Corona-Pandemie auch zu etwas höheren Zinsen führen dürfte, während US-Notenbankpräsident Jerome Powell dagegen bislang noch keine klaren Signale für eine restriktivere Geldpolitik gegeben hat.

"Auf den Ausverkauf folgt die Erholung. Wir sehen eine erhöhte Kaufbereitschaft", kommentierte Portfoliomanager Thomas Altmann von QC Partners und sieht die "ersten Schnäppchenjäger" zurückkehren. Eine entscheidende Frage für den Dax sei dabei, ob er die 15 000 Punkte nachhaltig zurückerobern könne. Diese "sind nicht nur eine psychologisch wichtige Marke, sondern auch die untere Begrenzung der Handelsspanne aus dem kompletten April."

Unter den Einzelwerten am deutschen Aktienmarkt stehen erneut eine ganze Reihe Unternehmenszahlen und Ausblicke im Fokus. Nach starken Eckzahlen zum ersten Quartal und konkretisierten Jahreszielen könnten etwa die Papiere des Pharma- und Spezialchemieherstellers Merck KGaA ihren Kursrutsch vom Vortag wettmachen. Morgan-Stanley-Analyst James Quigley lobte die Stärke im ersten Quartal. Die Aktie könnte dadurch mindestens ihre Vortagesverluste wieder wettmachen, erwartet er. Zudem dürfte ihm zufolge nun die durchschnittliche Analystenschätzung für das bereinigte operative Jahresergebnis steigen. Auf der Handelsplattform Tradegate legten die Aktien im Vergleich zum Xetra-Börsenschluss am Dienstag deutlich zu.

Auch die Deutsche Post ist nach ihrem ersten Quartal nun noch optimistischer für das Gesamtjahr geworden und hob die Schätzung für das Ergebnis vor Zinsen und Steuern an. Für den freien Barmittelzufluss wurde der Logistikkonzern ebenfalls noch zuversichtlicher. Die Aktie legte auf Tradegate zu.

Der Energiekonzern Siemens Energy indes konnte zwar die Profitabilität in seinem zweiten Geschäftsquartal deutlich verbessern, doch der Umsatz blieb hinter dem Vorjahr zurück. Entsprechend kappten die Münchener nun das obere Ende der erwarteten Wachstumsspanne für das Gesamtgeschäftsjahr 2020/21. An der Ergebnisprognose hält der Dax-Neuling dagegen fest und so ging es vorbörslich auch für diese Aktie nach oben.

Der Blick der Anleger dürften sich ausserdem auch auf Unternehmen aus der zweiten und dritten Reihe richten. Hier berichtete der Grossküchenausrüster Rational über wieder besser laufende Geschäfte und verdiente auch dank Sparmassnahmen wieder mehr. Für das Gesamtjahr bleibt Rational dennoch vorsichtig.

Der Verbindungstechnik-Spezialist Norma profitierte im ersten Quartal von der fortgesetzt guten Erholung der Automärkte und guter Geschäfte im Wassermanagement. Umsatz und Profitabilität legten im Vergleich zum Vorjahreszeitraum deutlich zu./ck/mis