FRANKFURT (awp international) - Am Tag des grossen Verfalls an den Terminbörsen könnten die Kurse am Freitag weiter schwanken. Vorbörslich sieht es aber zunächst danach aus, als könnten sie sich nach dem Einbruch am Vortag stabilisieren. Knapp eine Stunde vor Handelsbeginn signalisierte der X-Dax als Indikator für den Dax ein leichtes Plus von 0,17 Prozent auf 14 010 Punkte. Auch der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 wird stabilisiert erwartet.

Am Vortag war "das Zinsgespenst zurückgekehrt", so formulierte es Marktbeobachter Thomas Altmann vom Vermögensverwalter QC Partners am Morgen. Die Ankündigung weiterer deutlicher Zinserhöhungen durch die Europäische Zentralbank hatte den Dax mit dem grössten Tagesverlust seit Juni knapp unter die 14 000er Marke gedrückt. Er erreichte den tiefsten Stand seit mehr als einem Monat. Durch den Kursrutsch steuert der Leitindex aktuell auf ein Wochenminus von 2,7 Prozent zu.

Vor dem Wochenende könnten nun taktische Impulse das Aktiengeschäft dominieren. Denn am Mittag laufen Terminkontrakte und Optionen auf den Dax und den Eurozone-Leitindex EuroStoxx 50 aus. Zu diesem sogenannten grossen Verfallstermin versuchen die Investoren, die Index-Kurse in eine für sie günstige Richtung zu bewegen. Bewegungen können unter diesen Umständen fundamental nicht erklärbar sein.

"Durch den heutigen Tag müssen die Anlegerinnen und Anleger noch durch, bevor sie auf etwas mehr weihnachtliche Ruhe auf dem Parkett hoffen dürfen", sagte Altmann. Es handele sich um den "grössten und wichtigsten Optionsverfalltermin des Jahres", bei dem auch die 14 000 Punkte eine bedeutende Rolle spielen dürften. Sollte die Marke wieder überschritten werden, würde er darin "ein sehr positives Signal" sehen.

Aktienseitig gibt es vereinzelt Grund zur Freude: Die Teamviewer -Aktie etwa zog vorbörslich um neun Prozent an. Der Softwareanbieter hat sich die laute Kritik von Investoren zu Herzen genommen und eine Ausstiegsmöglichkeit aus dem teuren Sponsorvertrag mit dem englischen Fussballclub Manchester United ausgehandelt. Anleger sehen dies mit grosser Erleichterung, denn geschätzt wird, dass rund ein Zehntel des Umsatzes allein für dieses Sportsponsoring verwendet wurde.

Einen Blick wert sein dürfte derweil auch die Hella -Aktie, die vorbörslich fast ein Prozent zulegte. Der Autozulieferer will den Erlös seines Beteiligungsverkaufs an der Holding HBPO als Sonderdividende an die Aktionäre weiterreichen. Davon profitieren dürfte jedoch hauptsächlich der Grossaktionär Faurecia , der mehr als 80 Prozent der Hella-Anteile hält.

Ansonsten spielen erneut Analystenkommentare eine Rolle: Die Papiere von Morphosys sinken vorbörslich um fast drei Prozent wegen einer Verkaufsempfehlung der US-Bank Goldman Sachs. Analyst Rajan Sharma begründete dies in einer am Freitag vorliegenden Studie mit wirtschaftlichen Herausforderungen und fehlenden Katalysatoren zur Verbesserung der Marktstimmung.

Die Aktien von Ceconomy , die am Vortag eingebrochen waren, rutschen vorbörslich weiter ab um 2,6 Prozent. Hier gab die Investmentbank Oddo BHF das Urteil "Underperform" ab. Dem Elektronikhändler stehe ein unsicheres Jahr 2023 bevor, schrieb Analyst Andreas Riemann in einer am Freitag vorliegenden Studie. Die Profitabilität sei weiter zu niedrig./tih/jha/