FRANKFURT (awp international) - Nach den deutlichen Verlusten am Vortag dürfte der deutsche Aktienmarkt am Freitag einen Erholungskurs einschlagen. Rund eine Dreiviertelstunde vor dem Handelsauftakt signalisiert der X-Dax als Indikator für den deutschen Leitindex ein Plus von 0,5 Prozent auf 14 999 Punkte. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 wird zum Börsenstart ebenfalls im Plus erwartet.

Am Vortag hatten Sorgen vor einer Rezession in den USA den Dax auf Talfahrt geschickt. Seit Jahresbeginn steht damit aber noch immer ein Zuwachs von mehr als sieben Prozent zu Buche.

Nach dem Druck, der aus den USA an die heimische Börse gelangte, kommt nun auch wieder die Unterstützung: Zwar hatten Dow, S&P und Nasdaq am Vortag weiter nachgegeben, nachbörslich überraschte jedoch der US-Streamingdienst Netflix mit einem starken Schlussquartal und überzeugte mit seinem Neukundenzuwachs.

Spannend allerdings könnte an diesem Freitag laut Thomas Altmann, Portfoliomanager beim Vermögensverwalter QC Partners, zudem auch der erste Optionsverfall des Dax in diesem Jahr um 13 Uhr werden. "Der Januar ist zwar ein eher kleinerer Verfallmonat. Aber die Tatsache, dass die grösste auslaufende Dax-Position der Call mit einem Basispreis bei 15 000 Punkten ist, macht den Verfall doch brisant." Die 15 000er-Marke werde damit zum Mass aller Dinge.

Unter den Einzelwerten dürfte es zum Wochenschluss ebenfalls viel Bewegung geben. So rückt die Aktie der Telekom in den Blick, nachdem die Tochter T-Mobile US Ziel eines Cyberangriffs wurde. Anfang Januar sei festgestellt worden, dass ein Dritter Daten ohne Genehmigung abgreife, teilte T-Mobile US nach US-Börsenschluss mit. Mit Hilfe externer Experten sei die Quelle des Angriffs gefunden und dieser binnen eines Tages nach Bekanntwerden gestoppt worden. Die Untersuchungen liefen noch und der Konzern schliesst nicht aus, dass durch den Vorfall, der gegen Ende November begonnen habe, hohe Kosten entstehen. Die T-Mobil-Aktien fielen im nachbörslichen US-Handel. Hierzulande büsste die T-Aktie vorbörslich auf der Handelsplattform Tradegate im Vergleich zum Xetra-Schluss etwas mehr als dreieinhalb Prozent ein.

Dem Energietechnikkonzern Siemens Energy machen die Probleme seiner Windkrafttochter Siemens Gamesa weiter schwer zu schaffen. Diese stellte erneut Qualitätsmängel bei bestimmten Komponenten fest, was zu millionenschweren Belastungen im ersten Geschäftsquartal führte. Als Konsequenz musste Siemens Energy seine Prognose für das laufende Geschäftsjahr 2022/23 senken. Die Aktien sackten auf Tradegate um fast fünf Prozent ab.

Spürbar abwärts ging es vor dem Börsenstart auch für den SDax -Wert Hypoport . Der Finanzdienstleister hat sich durch die Ausgabe neuer Aktien frisches Geld besorgt.

Ausserdem sorgten Umstufungen bereits vorbörslich für Kursausschläge. Covestro , von der Credit Suisse auf "Outperform" hochgestuft, legten zu, während BASF nachgaben. Analyst Samuel Perry zieht die Papiere des Kunststoffherstellers nun den auf "Underperform" abgestuften BASF-Aktien vor. Bei den wichtigsten Produktgruppen dürfte Covestro den globalen Tiefpunkt hinsichtlich Angebot und Nachfrage erreicht haben und die Auslastungsquoten erholten sich allmählich wieder. Für BASF indes rechnet Perry bis mindestens ins Geschäftsjahr 2024 hinein nicht mit einer nennenswerten Verbesserung der Auslastung.

Die Aktien des Autozulieferers Continental und die der einstigen Tochter Vitesco wurden vom Analysehaus Jefferies von "Buy" auf "Hold" abgestuft, was beide Werte auf Tradegate ebenfalls belastete. Der Markt überschätze die Fähigkeiten, den ausserordentlichen Kostenanstieg weiterzureichen, schrieben die Analysten. In einem Jahr, in dem die Autohersteller Preise kürzen, um die Nachfrage anzukurbeln, könnten auch Zulieferer nicht alles haben, also etwa hohe Absatzvolumina und gute Preise./ck/jha/