FRANKFURT (awp international) - Die Anleger am deutschen Aktienmarkt trauen sich am Mittwoch wieder auf das Parkett. An einem Tag mit tendenziell positiven Quartalsberichten holte der Dax seine Vortagsverluste mehr als auf. Gegen Mittag stieg er um 1,02 Prozent auf 12 729,48 Punkte. Der MDax legte um 1,23 Prozent auf 26 886,99 Zähler zu. Auf europäischer Bühne gewann der EuroStoxx etwa 0,9 Prozent.

"Die Bullen behalten auf dem Frankfurter Börsenparkett die Oberhand", sagte Marktanalyst Milan Cutkovic vom Broker AxiTrader. Im Falle der rekordhohen Vonovia-Aktien und der Deutschen Post kamen die Ergebnisse zweier Dax-Konzerne dabei sehr gut an, im Falle von BMW jedoch weniger gut. Neben der Quartalsberichtssaison bleiben die Spannungen zwischen China und den USA sowie die Furcht vor einer erneuten Corona-Welle die bestimmenden Themen.

Auch bei den Diskussionen im US-Kongress über weitere Konjunkturhilfen in der Corona-Krise tickt die Zeit. Nachdem Finanzminister Steven Mnuchin zuletzt gesagt hatte, dass bis Ende der Woche eine Einigung angestrebt werde, legt der Markt aber weiter Hoffnung in eine zeitnahe Lösung.

Dennoch bleibt das Sicherheitsbedürfnis vieler Anleger gross, wie der Goldpreis zeigt. Er überwand am Vortag erstmals die Marke von 2000 US-Dollar. Von einer Befreiung wollen Chartexperten beim Dax denn auch weiter nicht sprechen. In den Augen von Andreas Büchler Index-Radar hat der Leitindex derzeit keinen handfesten Trend. Ein Stabilitätssignal wären erst Kurse oberhalb von 12 750 bis 12 850 Punkten, erklärt der Experte.

Vonovia schafften es am Mittwoch mit einem Anstieg um 3,7 Prozent erstmals in ihrer Geschichte über die 57-Euro-Marke. Milliardenschwere Zukäufe im Ausland und höherer Mieteinnahmen trieben im bisherigen Jahresverlauf die Gewinnentwicklung von Deutschlands grösstem Immobilienkonzern an. Jürgen Graf von der LBBW sprach von einem "sehr guten Halbjahresergebnis".

Für die Deutsche Post ging es immerhin um drei Prozent hoch. Händler lobten die finalen Zahlen für das zweite Quartal als etwas besser als erwartet, vor allem was den erzielten Umsatz betrifft. Der Logistikkonzern verkrafte die Krise gut, sagte Daniel Roeska von Bernstein Research.

Während die Quartalsbilanz der Allianz mit Blick auf die Kursreaktion unspektakulär ausfiel, reagierten die Anleger bei BMW mit einem Minus von gut drei Prozent besonders enttäuscht. Dabei war das allgemeine Umfeld in der Autobranche eigentlich freundlich. Beim Zulieferer Continental, der ein verlustreiches Quartal hinter sich hat, rückten die Papiere um 1,8 Prozent vor.

Auch in der zweiten Indexreihe gab es zahlreiche Unternehmensberichte. Bei den Anlegern der Commerzbank kam ein besser als erwarteter Quartalsbericht sehr gut an, auch wenn das Bankhaus wegen der Pandemie und der Kosten für den Konzernumbau jetzt mit einem Jahresverlust rechnet. Die Papiere gehörten mit einem vierprozentigen Plus zur Spitzengruppe im MDax. Hannover Rück jedoch konnte seine Anleger nicht überzeugen, hier ging es moderat um 0,4 Prozent bergab.

Im SDax fielen Sixt positiv auf mit einem Anstieg um fast vier Prozent - trotz der am Vorabend gekappten Geschäftsprognosen. Die Analysten von Jefferies und Hauck & Aufhäuser zeigen sich davon mit bestätigten Kaufempfehlungen wenig beeindruckt. Hauck-Experte Simon Bentlage sieht in Sixt einen strukturellen Gewinner in der Autovermietungsbranche.

Darüber hinaus rückten Analystenkommentare ins Rampenlicht. Im Dax litten Fresenius mit minus vier Prozent unter einem für sie ungewohnten negativen Votum von Jefferies. Für die Fresenius-Tochter FMC gaben die Analysten zugleich ihre Kaufempfehlung auf, hier fielen die Papiere um drei Prozent.

Derweil blickt die Deutsche Bank jetzt optimistischer auf ProSiebenSat.1 . Hier blieben die 5,5 Prozent höheren Papiere auf Erholungkurs. Das Frankfurter Bankhaus sieht bei dem Medienkonzern wegen potenzieller Kurstreiber einen guten Einstiegszeitpunkt gekommen.

Im Tagesverlauf richten sich die Blicke noch auf Konjunkturdaten aus den USA, wo die Daten des Jobdienstleisters ADP Signale für den am Freitag erwarteten offiziellen Jobbericht liefern könnten. Laut der Commerzbank-Expertin Thu Lan Nguyen dürften die Lage am US-Arbeitsmarkt nach wie vor prekär sein./tih/mis