FRANKFURT (awp international) - Nach der fulminanten Kursrally der Vorwoche haben sich die Anleger am deutschen Aktienmarkt am Montag eine Auszeit gegönnt. Der Dax notierte am Nachmittag 0,13 Prozent höher bei 14 521,35 Punkten. In der Vorwoche hatte der Dax eine viertägige Rekordserie bis auf einen Höchststand von 14 595 Punkten hingelegt und ein Wochenplus von mehr als 4 Prozent erreicht.

Der MDax der mittelgrossen Unternehmen stieg am Montag zuletzt um 0,27 Prozent auf 31 864,13 Punkte. Für den Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 ging es um rund 0,2 Prozent hoch.

"Nach dem jüngsten Kraftakt wäre eine kurze Pause wohlverdient. Zumal in den USA die Rendite zehnjähriger Staatsanleihen wieder steigt und die Infektionszahlen hierzulande zunehmen", gab Marktanalyst Christian Henke vom Broker IG zu bedenken. Es drohe eine dritte Corona-Infektionswelle und auch das Impftempo lasse weiter zu wünschen übrig.

Die zuletzt im Zuge steigender Zinsen gefragten Bankenwerte mussten zum Wochenauftakt Federn lassen. Papiere der Deutschen Bank sanken um 1,1 Prozent, nachdem sie in der Vorwoche das höchste Niveau seit Sommer 2018 erreicht hatten. Die Aktien der 3,0 Prozent schwächeren Commerzbank hinken auch insgesamt der Branche hinterher. Barclays-Analystin Jun Yang stufte die Commerzbank-Papiere mit "Underweight" ein und signalisierte mit einem Kursziel von 5 Euro Rückschlagsrisiken.

Nach ihrem kleineren Rückschlag zum Ende der Vorwoche legten die zyklischen Autowerte am Montag wieder zu. Der Branchenindex hatte in der Vorwoche den höchsten Stand seit Sommer 2018 erreicht. Der Aktienmarktstratege Mislav Matejka von JPMorgan bleibt zyklischen Werten, die regelmässig besonders stark von anziehender Konjunktur profitieren, gewogen und rät Anlegern von Umschichtungen in defensive Branchen und Technologiepapiere ab.

Vorreiter im Dax waren mit plus 3,3 Prozent die Papiere von VW . Die Wolfsburger einigten sich mit dem Betriebsrat auf weitere Schritte zum Stellenabbau, wie am Wochenende bekannt wurde. Zudem kündigte der Konzern am Montag an, dass er in den kommenden Jahren ein Netz eigener Batteriezellfabriken aufbauen will.

Unter den Einzelwerten standen die Aktien von Hypoport mit einem Minus von 11,9 Prozent am SDax-Ende unter starkem Verkaufsdruck. Bereits am Freitag waren sie um knapp 4 Prozent abgesackt. Der Finanzdienstleister will nach einem enttäuschend schwachen Vorjahresgeschäft im laufenden Jahr höher hinaus. Analysten hatten aber stärkere Steigerungen von Umsatz und operativem Gewinn erwartet. Der Ausblick auf das operative Ergebnis (Ebit) 2021 liege deutlich unter seiner Erwartung, monierte Warburg-Analyst Marius Fuhrberg.

Der Wohnimmobilienkonzern Grand City Properties zeigt sich aufgrund einer starken Nachfrage nach Wohnungen auch für das laufende Jahr zuversichtlich. Das operative Ergebnis (FFO I) soll 2021 weiter steigen. Die Dividende für das abgelaufene Jahr soll 0,82 Euro je Aktie betragen. Den Anlegern war dies nicht gut genug, denn die Aktien büssten zuletzt 0,2 Prozent ein.

Die Papiere von Klöckner & Co setzten ihre jüngste Rally mit einem Plus von 5,9 Prozent und einem Höchststand seit Herbst 2018 fort. Die Anteile des Stahlhändlers kletterten in sechs Handelstagen inzwischen um gut 16 Prozent. In der Vorwoche hatten die Experten der DZ Bank und von Jefferies in positiven Reaktionen auf die jüngsten Geschäftszahlen noch Potenzial bis auf rund 11 Euro signalisiert.

Die Titel von Talanx legten um 0,8 Prozent zu. Der Versicherungskonzern will den Aktionären trotz des Gewinneinbruchs durch die Corona-Krise eine stabile Dividende von 1,50 Euro je Aktie zahlen. Für das neue Jahr hält Vorstandschef Torsten Leue an seinem Ziel fest, den Gewinn des Konzerns auf 800 bis 900 Millionen Euro zu steigern. Analysten gehen im Schnitt von einem noch stärkeren Zuwachs auf rund 950 Millionen aus.

Die Anteilsscheine von Hugo Boss gehörten mit einem Gewinn von 1,5 Prozent zu den Top-Werten im MDax. Die Baader Bank hatte die Aktien des Modekonzerns von "Reduce" auf "Add" hochgestuft und das Kursziel von 20 auf 36 Euro angehoben.

Mit ersten Analysteneinschätzungen im Rücken konnten die Papiere des Börsenneulings Auto1 ihre jüngste Erholung verzögert und gebremst mit plus 0,6 Prozent fortsetzen. Nach dem Börsengang Anfang Februar kannten die Aktien nur den Weg nach unten bis auf 43 Euro. Nun signalisierten die Experten in ersten Studien Potenzial bis auf 65 Euro. Fünf Kaufempfehlungen stehen zwei verhaltene Einschätzungen gegenüber, die leichte Rückschlagsrisiken sehen.

Der Euro fiel etwas zurück auf zuletzt 1,1920 US-Dollar. Die EZB hatte den Referenzkurs am Freitag auf 1,1933 Dollar festgesetzt.

Am Rentenmarkt fiel die Umlaufrendite von minus 0,36 am Freitag auf minus 0,37 Prozent. Der Rentenindex Rex stieg um 0,06 Prozent auf 144,88 Punkte. Der Bund-Future gewann 0,01 Prozent auf 171,32 Punkte./edh/jha/

--- Von Eduard Holetic, dpa-AFX ---