FRANKFURT (awp international) - Die runde Marke von 14 000 Punkten bleibt am verkürzten letzten Handelstag des Jahres der Dreh- und Angelpunkt für den Dax . Seit zwei Wochen geht dies nun schon so und dürfte sich auch im neuen Jahr zunächst kaum ändern.

Nachdem es dem Leitindex am Donnerstag gelungen war, wieder über dieser psychologisch wichtigen Marke zu schliessen, ging es an diesem Freitag wieder runter. Zur Mittagszeit fiel das deutsche Börsenbarometer bei sehr dünnen Handelsumsätzen um 0,58 Prozent auf 13 989,67 Zähler.

Die aktuelle Wochenbilanz bedeutet zwar ein kleines Plus für den Dax, doch für den gesamten Monat Dezember zeichnet sich derzeit ein Minus von knapp drei Prozent ab. Auf das Jahr gerechnet steuert der Dax auf einen Verlust von knapp zwölf Prozent zu und damit auf das schlechteste Börsenjahr seit vier Jahren. 2021 hatte er noch einen Gewinn von knapp 16 Prozent verbucht.

Auslöser für die deutliche Schwäche in diesem Jahr war der Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine. Die Energiepreise stiegen rasant und leisteten einer ohnehin schon hohen Inflation weiteren Vorschub, die das Eingreifen der Notenbanken nötig machten. In der Folge stiegen die Zinsen rasch und deutlich.

Der MDax sank am Freitagmittag um 0,41 Prozent auf 25 331,89 Punkte. Im Gesamtjahr hat der Index der mittelgrossen Unternehmenswerte damit 28 Prozent eingebüsst.

"Heute geht ein von geopolitischen Krisen und einer auch geldpolitischen Zeitenwende geprägtes Börsenjahr zu Ende", fasste Jürgen Molnar, Kapitalmarktstratege von RoboMarkets, den Handelstag zusammen. "Das Minus von zwölf Prozent für den Deutschen Aktienindex klingt auf den ersten Blick zwar enttäuschend, vor dem Hintergrund der ganzen Probleme hätte aber alles auch viel schlimmer kommen können. Für langfristig orientierte Anleger bleibt das Jahr 2022 deshalb nur ein kleiner Knick im Chart nach unten, während die Reise an der Börse in den kommenden Jahren weiter nach oben gehen dürfte."

Auf Unternehmensseite hielten sich die Kursausschläge in Grenzen. Allenfalls wurde etwas "Window Dressing" zum Jahresende betrieben. Darunter verstehen Börsianer Käufe von Aktien, die bis dato besonders gut oder Verkäufe von Aktien, die besonders schlecht gelaufen sind, um in der Jahresendabrechnung möglichst gut auszusehen.

Dazu passte, dass unter anderem Zalando , Adidas oder Vonovia zu den schwächeren Dax-Werten des Tages zählten. Diese drei Aktien haben im Gesamtjahr mit Abschlägen von bis zu 52 Prozent die grössten Verluste unter den Dax-Mitgliedern eingefahren. Das Beiersdorf -Papier dagegen legte zur Mittagszeit leicht um 0,4 Prozent zu und zählt auch im Gesamtjahr zu den Favoriten mit einem Plus von bald 20 Prozent.

Bei Rheinmetall dagegen oder auch PNE liessen die Investoren am Freitag Vorsicht walten. Das Papier des Rüstungsherstellers und Autozulieferers sank im MDax als schwächster Wert um 2,3 Prozent. Der Anteilsschein des Windpark-Entwicklers PNW gab im SDax um 0,9 Prozent nach. Diese beiden Werte sind allerdings mit Abstand die Favoriten der Anleger im Jahr 2022 gewesen, was vor dem Hintergrund des Ukrainekriegs sowie der zunehmenden Fokussierung auf Alternative Energien kaum verwundert. Aktuell beläuft sich der Jahresgewinn der Rheinmetall-Aktie auf knapp 128 Prozent und der von PNE auf 152 Prozent./ck/mis

--- Von Claudia Müller, dpa-AFX ---