FRANKFURT (awp international) - Die Anleger am deutschen Aktienmarkt wagen sich zu Wochenbeginn vor wichtigen Ereignissen nur vorsichtig zurück aufs Parkett. So zeichnen sich in der Corona-Krise weitere Lockdown-Verschärfungen ab. Darüber beraten wollen Bund und Länder am Dienstag. Hinzu kommen Verzögerungen bei der Impfstoff-Auslieferung, was die Fortschritte im Kampf gegen das Virus hemmt. Gleichzeitig fehlen Impulse aus den USA, wo der Aktienhandel zum Wochenstart wegen eines Feiertages ruht. Nach schwachem Start schaffte es der Leitindex zuletzt aber immerhin mit 0,06 Prozent ins Plus auf 13 796,52 Punkte. Vor dem Wochenende hatte er deutlicher nachgegeben.

Der MDax folgte dem Dax knapp mit 0,02 Prozent ins Plus auf 31 042,72 Zähler. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 verlor noch knapp 0,3 Prozent.

Laut Analyst David Madden von CMC Markets mangelt es den Anlegern vorerst an greifbaren Gründen für einen erneuten Einstieg. Von der New Yorker Leitbörse werden im Tagesverlauf keine neuen Impulse kommen. Zwei Tage vor der Amtseinführung des designierten US-Präsidenten Joe Biden wird dort am "Martin Luther King Day" nicht gehandelt. Positive Nachrichten kamen derweil aus China. Die dortige Wirtschaft schaffte 2020 ein überraschend hohes Wachstum - eine Tatsache, die in Zeiten der Krise Hoffnung für deutsche Exporte macht.

Die Postbank sieht den Dax nach einer "Verzweiflungsphase" im Februar und März und einer darauf folgenden mehrmonatigen "Hoffnungsphase" vor dem schwierigen Übergang in die sogenannte Wachstumsphase, die üblicherweise von Rücksetzern gekennzeichnet sei. Solche Marktschwankungen änderten aber nichts an dem grundsätzlichen Charakter eines "Bullenmarktes". Unternehmen müssten in dieser Phase aber "in ihre anspruchsvoll gewordenen Bewertungen hineinwachsen".

Auf Unternehmensseite werden die Blicke langsam in Richtung Berichtssaison gelenkt, die zuletzt in den USA mit ersten Zahlen grosser Banken eingeläutet wurde. Am Montag rückten hierzulande vor allem Nebenwerte mit Aussagen zu ihrer Geschäftsentwicklung in den Mittelpunkt.

Die Aktien von Aareal Bank drehten nach fast fünf Prozent tieferem Start zuletzt mit 1,5 Prozent ins Plus. Der Immobilienfinanzierer bekam die Folgen der Lockdowns im vergangenen Jahr stärker zu spüren als gedacht. Wegen einer höheren Risikovorsorge kündigte das Unternehmen für 2020 einen Verlust an. Dennoch sollen die Aktionäre für 2020 eine Dividende von insgesamt 1,50 Euro je Aktie. Das kam bei Anlegern gut an.

Deutlich besser erging es den Papieren der Deutschen Beteiligungs AG , die als Spitzenreiter im SDax um 6,3 Prozent anzogen. Das Unternehmen stellte für das abgelaufene Quartal deutlich mehr Gewinn in Aussicht als ein Jahr zuvor. Hier sprach die Baader Bank in einem ersten Kommentar von einem starken Auftakt in das neue Geschäftsjahr.

Der dritte Nebenwert unter den Unternehmen mit Eckdaten waren Hypoport , die es nach zögerlichem Start mit zwei Prozent ins Plus und damit in die SDax-Spitzengruppe schafften. Der Finanzdienstleister hat im Corona-Jahr 2020 mit seinem Finanzierungsmarktplatz Europace deutlich zugelegt.

Ansonsten zogen noch einige Analystenkommentare die Aufmerksamkeit der Anleger auf sich. Goldman Sachs sorgte für bei den Anlegern von Infineon für viel neue Fantasie, auch wenn die Aktien zuletzt bereits das höchste Niveau seit zwanzig Jahren erreicht haben. Nach einer Kaufempfehlung durch Analyst Alexander Duval legten die Papiere an der Dax-Spitze 3,8 Prozent zu.

Im MDax schlossen Thyssenkrupp mit plus 2,3 Prozent ein Stück weit auf zum Indexfavoriten Hellofresh - einem der Gewinner unsicherer Pandemie-Zeiten. Die Experten von Exane BNP stuften die Papiere des Industriekonzerns Thyssenkrupp auf "Outperform" hoch. Beim Aromenhersteller Symrise dagegen gab es gleich zwei Abstufungen durch Morgan Stanley und die Societe Generale, hier sank der Kurs um gut zwei Prozent.

Zum grössten Verlierer im SDax wurden die Papiere von Borussia Dortmund. Die Aktien fielen um 4,5 Prozent nach einem enttäuschenden Unentschieden gegen Mainz. Denn: Der Revierclub verlor dadurch weiter den Anschluss zum Spitzenreiter Bayern München./tih/mis

--- Von Timo Hausdorf, dpa-AFX ---