PARIS/LONDON (awp international) - An den europäischen Börsen hat am Montag Panik um sich gegriffen. Anleger flüchteten im grossen Stil aus Aktien in sicherere Häfen. Dabei paarte sich ein Ölpreis-Crash mit der nicht abebbenden Viruskrise. Der EuroStoxx 50 brach am Vormittag um 5,8 Prozent auf 3043,38 Punkte ein auf das tiefste Niveau seit Januar 2019. Der Pariser Cac 40 fiel um 6,1 Prozent auf 4824,65 Zähler und der Londoner FTSE 100 sackte um 5,8 Prozent auf 6089,84 Punkte ab.

Nach gescheiterten Verhandlungen führender Ölstaaten über eine Drosselung der Fördermenge gab es am Montag am Ölmarkt den stärksten Einbruch seit fast 30 Jahren. Am vergangenen Freitag konnten sich die Verhandlungspartner des Ölkartells Opec und mit ihm verbündete Staaten auf keine neue Vereinbarung einigen. Zeitweise sackten die Ölpreise um 30 Prozent ab, zuletzt noch um mehr als ein Fünftel.

Im Kampf gegen die Virus-Epidemie verbietet derweil nun auch Frankreich grundsätzlich Veranstaltungen mit über 1 000 Menschen. In China, wo der neuartige Virus zuerst ausgebrochen war und seit Wochen das öffentliche Leben lahmlegt, ist der Aussenhandel geprägt vom Virus stark zurückgegangen. Die Exporte brachen im Januar und Februar im Vergleich zu den ersten zwei Monaten des Vorjahres um 17 Prozent ab.

Börsianer zeigten sich besorgt vom Kursrutsch, den Marktexperte Jochen Stanzl am Montag in einem Kommentar mit dem "Lehman-Moment" zu Zeiten der Finanzkrise verglich. Bedenken hegt der Experte vor allem an der Intensität des Einbruchs beim Rohöl. "Immer wenn es zu abrupten Preisanpassungen kommt, droht ein Kreditrisiko, da sich niemand auf so etwas vorbereiten konnte", gab Marktexperte Jochen Stanzl von CMC Markets zu bedenken.

In Mailand ging es für den FTSE MIB angesichts der schwerwiegenden Virus-Ausbreitung in Italien besonders heftig um 8,9 Prozent bergab. Die Zahl der Toten im Zuge der Covid-19-Epidemie ist in dem Land innerhalb eines Tages um 133 auf 366 gestiegen. Die Regierung ordnete in den Sperrgebieten Kontrollen an Bahnhöfen, Flughäfen und Autobahnen an. In die Gegenden in Norditalien oder aus ihnen hinaus darf man nur im Notfall oder aus Arbeitsgründen.

Die Kursverluste zeigten sich am Montag besonders deutlich bei Ölwerten. Für die Total-Aktien ging es in Paris um 10 Prozent bergab, Shell und BP waren in London mit Abgaben jenseits der 15 Prozent deutlich stärker betroffen. Noch deutlicher zeigte sich der Einbruch dort aber bei Aktien wie Tullow Oil oder Premier Oil mit Einbrüchen um 38 beziehungsweise 58 Prozent. Papiere des Öldienstleisters TechnipFMC waren im Pariser Cac mit minus 16 Prozent das Schlusslicht.

Neben dem Öl- und Gassektor mit minus 13 Prozent bei ihrem Branchenindex brachen auch Minen-, Auto- und Bankenwerte besonders stark ein. Ihre Sektorindizes büssten jeweils mindestens 7 Prozent ein. Kursverluste von mehr als 10 Prozent mussten in diesen Sektoren zum Beispiel die Aktionäre von Renault , ArcelorMittal und der Societe Generale einstecken.

Am mildesten fiel der Abgabedruck im Lebensmittelbereich aus, der bei Anlegern als eher defensiv geprägt gilt. Danone und Unilever waren im EuroStoxx mit Abgaben von 3,2 Prozent unter den Aktien mit den kleinsten Abschlägen. Gleiches galt für Nestle im Züricher SMI mit einem Minus von 2,2 Prozent.

Mit Ryanair stand die Aktie einer Fluggesellschaft sogar nahe der Gewinnschwelle. Einerseits bleibt der Virus mit seinen Folgen für den weltweiten Reiseverkehr eine schwere Last, andererseits verbilligt der Ölpreisrutsch nun aber die Treibstoffe. Zum Billigflieger speziell gab es am Montag auch zwei positive Analystenkommentare./tih/jha/