PARIS/LONDON (awp international) - Die Börsen Europas haben am Dienstag mit Gewinnen auf positive Signale aus den USA und China über die Fortsetzung ihres gemeinsamen Handelsabkommens reagiert. Stützend dürfte ausserdem wirken, dass die Wirtschaftsleistung in Deutschland einer zweiten Schätzung zufolge nicht so stark einbrach wie zunächst berechnet. Ausserdem hoffen Anleger unverändert auf medizinische Erfolge im Kampf gegen die Coronavirus-Pandemie.

Der EuroStoxx 50 baute daraufhin seine kräftigen Wochenauftakt-Gewinne aus: Am Vormittag stieg der Leitindex der Eurozone um 0,65 Prozent auf 3353,48 Punkte. Am Montag hatte er bereits um 2,2 Prozent zugelegt und damit seine Verluste aus der vergangenen Woche mehr als wettgemacht.

In Frankreich legte der Cac 40 zuletzt um 0,78 Prozent auf 5046,88 Punkte zu. In Grossbritannien gewann der FTSE 100 weitere 0,30 Prozent auf 6122,80 Zähler.

Trotz aller politischer Spannungen halten die beiden weltgrössten Volkswirtschaften USA und China an der Umsetzung ihres vor mehr als einem halben Jahr getroffenen Abkommens über die erste Phase zur Lösung ihres Handelskrieges fest. Wie es nach einem Telefongespräch untereinander hiess, sehen beide Seiten "Fortschritte".

Das Coronavirus betreffend schloss die EU nun mit dem US-Biotechnologieunternehmen Moderna Vorgespräche über den Erwerb eines möglichen Impfstoffs ab. Ähnliche Gespräche hatte die Kommission zuvor bereits mit einem Gemeinschaftsunternehmen von Sanofi und GSK sowie mit Johnson & Johnson sowie Curevac abgeschlossen. Mit Astrazeneca wurde bereits eine Kaufvereinbarung unterzeichnet.

Branchenweit waren die zuletzt wieder geschmähten Aktien aus dem europäischen Reise- und Freizeitbereich die Favoriten. Der Sektor legte um 1,4 Prozent zu. Dicht folgte der Bankensektor mit plus 1,1 Prozent. Als einzige Branche mit moderaten Verlusten von 0,1 Prozent stach der Immobiliensektor ins Auge.

EssilorLuxottica nahmen im EuroStoxx mit minus 0,2 Prozent einen der letzten der 50 Plätze ein. Der Brillenhersteller, der mit dem niederländischen Augenoptik-Einzelhändler GrandVision eine Übernahme vereinbart hatte, erlitt eine gerichtliche Niederlage. Die Forderung, Zugang zu Informationen zu erhalten, wie GrandVision seine Geschäfte während der Covid-19-Krise verwaltet hat, wurde abgelehnt. Dazu schrieb Analyst Marco Baccaglio von Kepler Cheuvreux zudem: GrandVision sei zwar ein Unternehmen, dass für EssilorLuxottica strategisch interessant und wertsteigernd sein dürfte, doch die Covid-19-Krise und die wettbewerbsrechtlichen Prüfungen bedeuteten auch, dass die Vertragskonditionen womöglich nochmals überarbeitet werden müssten.

Die Aktien der Schneider-Electric-Tochter Aveva zogen indes in London um 3,3 Prozent an. Der britische IT-Konzern übernimmt das Softwareunternehmen Osisoft für 5 Milliarden US-Dollar (4,2 Milliarden Euro). Das Unternehmen aus Kalifornien gehört bisher grösstenteils der Familie des Firmengründers J. Patrick Kennedy und dem japanischen Konzern Softbank .

Generali und Carlsberg profitierten zudem von positiven Analystenkommentaren. So empfiehlt die Bank of America (BofA) die Aktie des italienischen Versicherers nun zum Kauf, was den Papieren ein Plus von 1,3 Prozent bescherte. Die Schweizer Grossbank UBS strich ihre Verkaufsempfehlung für die B-Aktien von Carlsberg und hob sie zugleich auf "Buy", woraufhin das Papier um 2,0 Prozent zulegte. Analyst Nik Oliver verwies unter anderem auf die mittelfristigen Perspektiven des Brauereikonzerns in Asien. Auch die starke Bilanz und die Stabilisierung des Russland-Geschäfts sprächen für die zuletzt im Kurs wieder deutlicher gesunkene Aktie./ck/mis