PARIS/LONDON (awp international) - Europas Börsen haben am Dienstag ihre Vortagesgewinne ausgebaut. Unterstützung kam von positiven Vorgaben der Börsen in den USA und Asien. Laut Marktanalyst Michael Hewson vom Broker CMC Markets UK herrscht nach wie vor Optimismus über die längerfristigen Perspektiven, die die weltweiten Lockerungen der Beschränkungsmassnahmen in der Corona-Krise mit sich bringen. Nach wie vor erleichtere auch, dass US-Präsident Donald Trump den Konflikt mit China in Sachen Hongkong am Freitag nicht wie befürchtet weiter zugespitzt habe.

Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 stieg gegen Mittag um 2,18 Prozent auf 3144,97 Punkte. Auch an den grossen Länderbörsen ging es bergauf. In Paris gewann der Cac 40 1,77 Prozent auf 4847,09 Punkte. Der britische Leitindex FTSE 100 indes legte weniger kräftig um 0,68 Prozent auf 6208,70 Zähler zu.

Negative Aspekte würden zurzeit weiter ignoriert, gab Helaba-Analyst Christian Schmidt vor dem Hintergrund der starken Erholung zu bedenken. "Zu nennen sind beispielsweise die bürgerkriegsähnlichen Szenen aus den USA oder die hohe US-Sparquote im April", schrieb er. In dieser Woche stünden zudem auch die US-Arbeitsmarktdaten für Mai im Fokus.

Mit Ausnahme des Pharmasektors legten am Dienstag alle Branchen in Europa zu, wobei der Autosektor sich mit plus 5,1 Prozent besonders stark von den jüngsten Rückschlägen erholte.

In Paris sprangen die Aktien von Unibail-Rodamco-Westfield um 11,3 Prozent nach oben. Sie profitierten von Aussagen des Euroshop-Wettbewerbers, dass 65 seiner 90 Einkaufszentren inzwischen wieder geöffnet seien.

Um 3,5 Prozent ging es im Cac 40 nach einer positiven Analystenstudie zudem für die Papiere von Saint-Gobain hoch. Der Ausblick für europäische Baustoff-Hersteller habe sich nach dem ersten Quartal dank der zunehmenden Lockerungen und der erwarteten Konjunkturprogramme aufgehellt, schrieb Analystin Elodie Rall von JPMorgan. Der Sektor werde seit den Tiefs im März aber zum Gesamtmarkt noch mit einem Abschlag gehandelt und zugleich könnten weitere Stimuli für die Wirtschaft das schwächere Volumen-Umfeld kompensieren. Saint-Gobain dürfte davon besonders profitieren, schrieb sie.

Tui legten in London trotz einer frisch ausgesprochenen Verkaufsempfehlung der Privatbank Berenberg um knapp 6 Prozent zu. Das Papier des schwer angeschlagenen Reisekonzerns hatte allerdings auch nach einem Erholungshoch zuletzt wieder mehr als ein Drittel eingebüsst. Angesichts der gelockerten Restriktionen in der Corona-Krise sei die Tui-Aktie wieder sehr stark gelaufen, schrieb Berenberg-Analyst Stuart Gordon nun. Der Weg zurück zu finanzieller Stärke werde jedoch lang sein und dürfte frisches Eigenkapital erfordern. Tui dürfte selbst im Fall eines Abschlusses des Hapag-Lloyd-Verkaufs eine Kapitalerhöhung brauchen, ist er überzeugt.

Nicht zuletzt standen auch die Papiere von Mediobanca weiter im Blick und bauten ihren achtprozentigen Vortagesgewinn um weitere 2 Prozent aus. Wie am Montag bekannt wurde, will Milliardär Leonardo Del Vecchio seinen Anteil an der italienischen Bank auf bis zu 20 Prozent erhöhen./ck/fba