PARIS/LONDON (awp international) - Ungeachtet der Spannungen zwischen Nord- und Südkorea sowie des eskalierenden Grenzkonflikts zwischen China und Indien haben die Börsen in Europa am Mittwoch weiter zugelegt. Sie knüpften an ihre kräftige Vortageserholung an. Dabei scheinen auch die Sorgen über eine mögliche zweite Infektionswelle mit dem Corona-Virus fast vergessen zu sein. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 stieg am späten Vormittag um 0,47 Prozent auf 3257,70 Punkte. In Paris rückte der Cac 40 um 0,57 Prozent auf 4980,52 Zähler vor und in London gewann der FTSE 100-Index 0,67 Prozent auf 6284,75 Punkte.

Laut Marktexperte Jochen Stanzl von CMC Markets bleibe trotz allen Optimismus nach wie vor die grosse Frage, ob die wirtschaftlichen Schäden durch die Corona-Krise komplett aufgeholt werden können und in welcher Zeit. Einigen Bereichen der Wirtschaft dürfte ein rasches "Ausbügeln" der Delle gelingen, anderen nicht. "Die Börsen haben mit der rasanten Erholung seit den März-Tiefs viele Vorschusslorbeeren verteilt." Spekuliert wurde vor allem auf die Auswirkungen der umfangreichen Stützungsmassnahmen durch Regierungen und Zentralbanken. Detailliertere Daten jedoch dürften von nun an die Schwankungen an den Börsen stark erhöhen, erwartet Stanzl.

Zudem könnte auch bereits der grosse Verfallstag am Freitag seine Schatten vorauswerfen. Dann laufen an den Derivatebörsen Terminkontrakte und Optionen auf die grossen Börsenindizes und Aktien aus. Bereits an den Tagen zuvor kann dies ohne nachrichtliche oder fundamentale Gründe zu plötzlichen Kursausschlägen und Schwankungen an den Aktienmärkten führen.

Branchenweit gab es am Mittwoch Gewinner und auch Verlierer, wobei der Immobiliensektor mit plus 1,6 Prozent besonders gefragt war und der Bergbau- und Rohstoffsektor mit minus 0,3 Prozent besonders schwächelte. JPMorgan äusserte sich in einer Branchenstudie zu Rohstoffwerte zurückhaltend. Dabei verwies Analyst Patrick Jones verwies vor allem darauf, dass weiter sinkende Kosten im Bereich Solar- und Windenergie deutliche Auswirkungen auf den Rohstoffsektor samt der langfristigen Nachfrage nach Kraftwerkskohle hätten.

Unter den Einzelwerten stachen die Aktien von Kingfisher nach Geschäftsjahreszahlen und insbesondere nach Aussagen der Baumarkt-Kette zum laufenden zweiten Geschäftsquartal hervor. Sie sprangen in London um 4,7 Prozent hoch. Laut Analyst Richard Chamberlain von RBC Capital Markets dürften die Markterwartungen nach einer bislang deutlich stärker als erwarteten Entwicklung im laufenden Geschäftsjahresviertel nun steigen.

Boohoo gewannen in London knapp 10 Prozent und markierten bei zeitweise mehr als 433 Pence ein Rekordhoch. Das Online-Modeunternehmen meldete einen Umsatzsprung im ersten Quartal und ist nun auch für das Gesamtjahr positiver gestimmt. Laut RBC-Analystin Sherri Malek verheisst dies auch Positives für die Wettbewerber Asos und Zalando. Asos gewannen zuletzt 4,7 Prozent und Zalando 2,4 Prozent.

In Zürich setzten sich die Aktien von Novartis mit plus 1,88 Prozent an die Spitze im SMI . Der Pharmakonzern erhielt von der US-Gesundheitsbehörde FDA grünes Licht für sein Mittel Cosentyx in einer weiteren Indikationen. Das Mittel darf künftig auch bei Patienten eingesetzt werden, die an der Autoimmunerkrankung aktive nicht-radiographische axiale Spondyloarthritis leiden. Zudem wurde das Medikament Ilaris in den USA für die Behandlung des Still-Syndroms zugelassen, einschliesslich des Morbus Still bei Erwachsenen./ck/mis