Zürich (awp/sda) - Der Versicherungskonzern Zurich wird umgebaut. Künftig wird das Geschäft verstärkt aus den Regionen geführt. Damit will Unternehmenschef Mario Greco sowohl die Distanz vom Konzern zum Kunden verkürzen als auch die Kosten senken.

Der Zurich-Verwaltungsrat hatte Greco Anfang Jahr als Sanierer zum Versicherungskonzern geholt. Er soll den schwächelnden Versicherungskonzern zurück auf die Erfolgsstrasse führen. Am Freitag hat er jetzt die erste Massnahme präsentiert, mit der er dies bewerkstelligen will.

Diese bringt dem Konzern einen Grossumbau. So schafft Greco die bisherige komplexe und komplizierte Matrixstruktur ab, legt in den Regionen das Leben- und Schadenversicherungsgeschäft zusammen und führt die zentralen Dienste zusammen. "Wir bauen Zurich um, um den Konzern einfacher und kundennäher zu machen", sagte Greco an einer Telefonkonferenz am Freitag.

Der Umbau bedeutet für die privaten Kunden vor allem, dass sie in Zukunft sowohl für Lebens- wie für Schadensversicherungen nur noch eine Ansprechperson haben werden. Im Hintergrund wird die Struktur und damit die Verantwortlichkeit gestrafft.

UMBAU DER GESCHÄFTSLEITUNG

So wird es künftig in den Ländern und Regionen nur noch ein Team und auch eine Vertriebs- und Vermarktungsstruktur für sämtliche angebotenen Versicherungen geben. Damit einher geht auch ein Umbau der Geschäftsleitung. So scheiden aus der bisherigen Unternehmensführung die Produktverantwortlichen aus.

Neu gibt es dagegen einen Chief Operating Officer, der für den technischen und technologischen Teil des Versicherungsgeschäfts sowie auch für die Risikoabschätzung, die Preisgestaltung und die Schadensabwicklung zuständig sein wird. Diese Aufgabe übernimmt Kristof Terryn, der zuletzt für die Sachversicherungseinheit General Insurance und davor für die Lebensparte Global Life verantwortlich war.

Greco erhofft sich von dieser neu geschaffenen zentralen und in der Versicherungsbranche nicht üblichen Funktion eine deutliche Vereinfachung und eine Beschleunigung. "Damit werden wir technologische aber auch marktbedingte Veränderungen schneller nachvollziehen können", sagte er.

Ziel des ganzen Umbaus sei dabei vor allem, Zurich besser für die Zukunft aufzustellen. Er soll aber auch helfen, die Kosten zu senken. Mit der neuen Struktur sei es möglich, die Investitionen und Geldströme zu optimieren und damit markant zu sparen, sagte Greco. Nicht im Vordergrund stehe dabei der Stellenabbau.

UNKLARE AUSWIRKUNGEN AUF STELLENBESTAND

Greco bestätigte zwar die bisherigen Angaben, dass der Versicherer bis 2018 die jährlichen Kosten um 1 Mrd CHF senken will und dass von den Sparmassnahmen rund 8'000 der insgesamt 55'000 Mitarbeitenden betroffen sein werden. Ob diese Angaben angepasst werden müssen und welche finanziellen und personellen Auswirkungen der Umbau jedoch haben wird, könne der Konzern erst Anfang September beziffern. Dann wird auch die neue Unternehmensstruktur installiert sein.

Mit dem Umbau hat der vor drei Monaten angetretene Chef begonnen, dem Versicherungskonzern seinen Stempel aufzudrücken. Seine Massnahme betrifft vorerst nur die Struktur. Am 17. November wird der frühere Generali-Manager aber auch klar machen, in welche Richtung er den Konzern inhaltlich steuern will. Am Investorentag wird er das neue Strategieprogramm für die Zeit nach 2017 und die Ziele dazu vorstellen.

Die Börse reagierte kaum auf die Umbaupläne Grecos. Bis um 12.45 Uhr gibt die Aktie um 0,6% nach während der Gesamtmarkt (SMI) 1,3% verliert. Der Umbau wird in Börsenkreisen allgemein begrüsst. Allerdings bemängeln Analysten auch, dass Greco mit den jetzt bekannt gegebenen Massnahmen noch nicht der grosse Wurf gelungen sei.

Der Versicherungskonzern Zurich musste für das vergangene Geschäftsjahr einen Gewinneinbruch melden. Mario Greco trat im März die Nachfolge von Martin Senn an, der Anfang Dezember 2015 überraschend von seinem Posten zurückgetreten war und sich Ende Mai das Leben genommen hat.

mk