Steckborn (awp) - Die Thurgauer Versandapotheke Zur Rose wird mit dem Verkauf ihres Schweizer Geschäft an die Migros viele Sorgen auf einen Schlag los. Gleichzeitig bläst die Gruppe zum Angriff in Deutschland. Für Anleger dürfte die Aktie nun wieder deutlich interessanter geworden sein.

"Wir wollen nun all unsere Kräfte auf das Riesenpotenzial in Deutschland konzentrieren", sagte Firmenchef Walter Hess am Freitag vor den Medien. Unter allen Marktteilnehmern sei Zur Rose in der besten Ausgangslage in Hinblick auf das elektronische Rezept in Deutschland.

Hinter dem Verkauf stehe denn auch die Absicht, ein reiner B2C-Player mit Fokus auf Deutschland zu werden, so der Gruppen-Chef weiter. Bereits seit einem halben Jahr prüfe man entsprechende strategische Massnahmen. Dann sei die Migros mit der Kaufabsicht an Zur Rose herangetreten.

E-Rezept als Umsatztreiber

Bereits 2022 erzielte die Gruppe mit gut einer Milliarde Franken das Gros des Gesamtumsatzes von 1,8 Milliarden in Deutschland. Die vom deutschen Gesundheitsminister Karl Lauterbach für Mitte 2023 angekündigte deutschlandweite Umsetzung des E-Rezepts soll den Umsatz aber noch mal in ganz neue Höhen tragen.

Das Zur Rose-Management geht für die nächsten Jahre von einem "enormen Potenzial" aus. Unter Analysten bestehen am Zeitplan aber weiterhin Zweifel. Beanstandet wird etwa, dass gerade die Ärzteschaft nicht hinter dem E-Rezept stehe. Aber auch technische Probleme und Bedenken zum Datenschutz werden ins Feld geführt.

Analysten begrüssen den Deal

Dennoch wird der Migros-Deal unter den Auguren begrüsst. Er soll Zur Rose nämlich 360 Millionen Franken in die Kasse spülen und damit fast sämtlich Nettoschulden tilgen.

Zur Rose verfüge nun wieder über "deutlich mehr Luft" in der Geduldsprobe im Hinblick auf das E-Rezept, schrieb etwa der zuständige ZKB-Analyst. Der Investment-Case sei für Investoren dadurch deutlich weniger riskant geworden.

Applaus an der Börse

An der Börse schossen die Titel zur Eröffnung am (heutigen) Freitag denn auch gleich mal 92 Prozent in die Höhe. Einen Grossteil dieser Gewinne büsste die Aktie aber wieder ein. Zu Börsenschluss verblieb aber immer noch ein sattes Plus von 30 Prozent.

Dennoch gilt es hier zu relativieren: Allein im Jahr 2022 büssten die Titel infolge abermaliger Enttäuschungen um das E-Rezept 90 Prozent ein. Die Kurse aus dem Frühjahr 2021 bei über 500 Franken bleiben also noch in weiter Ferne.

Neue Finanzziele im März

Alles in allem dürfte der Verkauf des Schweiz-Geschäfts Zur Rose vor allem wieder mehr finanziellen Spielraum verschaffen. Unverändert geblieben sein dürfte aber, dass die Zukunft der Online-Apotheke auch weiterhin stark von den Entwicklungen um das E-Rezept abhängt.

Anleger und Analysten richten den Blick nun auf den 23. März. Dann wird Zur Rose nämlich neben den Gewinnzahlen für 2022 auch gleich ihr neue Finanzziele für das laufende Jahr präsentieren.

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